Sturm-Trainer Christian Ilzer ging nach dem 2:2 seiner Mannschaft bei der Wiener Austria (Spielbericht >>>) zum TV-Interview und sprach minutenlang nur über die Schiedsrichter. Er holte dabei zu einer generellen Kritik über die Ausbildung der Referees aus und eine angebliche "Order", man müsse jedes "Pimperlfoul" mit einer Gelben Karte ahnden. Sie würden so die Spiele zerstören und die wahren Leistungsverhältnisse in der Bundesliga wären dadurch Woche für Woche verzerrt.
Ilzers Schiri-Kritik: "Geht mir richtig auf den Wecker!" >>>
Jetzt kann man trefflich über die eine oder andere Gelbe in diesem Nachtragsspiel am Mittwochabend diskutieren, aber diese Gewichtung der Inhalte im Interview von Ilzer, verzerrt mindestens genauso, wie die Schiedsrichter mit ihren pingeligen Strafen.
Analytische Themaverfehlung
Was in dieser Analyse des Grazer Trainers nicht vorkommt: Seine Mannschaft hat beim Stand von 2:0 durch - höflich ausgedrückt - ungeschicktes Verhalten in der Offensive zwei Ausschlüsse verursacht, die einen schon besiegten Gegner wieder zum Leben erweckt haben. Vor allem die zweite Rote von Jatta wäre relativ einfach zu vermeiden gewesen.
Die erste Halbzeit gegen die Austria am Mittwoch war wieder recht nahe dran, am SK Sturm als Doublesieger. Und dann hat man sich schlichtweg selbst die Butter vom Brot genommen. Das zeigt eine fehlende Stabilität und eine mangelnde Abgebrühtheit.
Bei allem Verständnis für den Ärger bei Christian Ilzer unmittelbar nach dem Spiel, ist ein Rundumschlag gegen die heimischen Schiedsrichter vielleicht nicht die klügste Idee gewesen. Noch dazu gab es im bisherigen Verlauf der Saison keinen Anlass für Sturm, sich über die Spielleiter zu beschweren. Die Verbesserung des Schiedsrichterwesens ist sicher ein notwendiges Thema, es so vorzutragen, wird aber keine Fortschritte bringen.
Klare Kommunikation statt bessere Menschen
Das Ganze ist vielleicht auch ein wenig die Folge von einem Werkl, das bei Sturm heuer schlichtweg noch nicht ganz rund läuft. Die Pressing-Maschine funktioniert noch nicht wie in der Vorsaison, einige Leistungsträger haben noch nicht die Form wie vor ein paar Monaten und der eine oder andere Neuzugang braucht wohl noch ein paar Wochen.
Die erste Halbzeit gegen die Austria am Mittwoch war wieder recht nahe dran, am SK Sturm als Doublesieger. Und dann hat man sich schlichtweg selbst die Butter vom Brot genommen. Das zeigt eine fehlende Stabilität und eine mangelnde Abgebrühtheit, was aktuell wohl durchaus erklärbar ist.
Da ist einerseits die Last, das Double zu bestätigen. Christian Ilzer - und mit ihm der ganze Staff in Messendorf - wiederholt beständig das Mantra vom besseren Spieler oder Trainer, der man werden müsse. Das sei einzig und allein ausschlaggebend für Zufriedenheit. Gemessen wird der Meister aber an der Bestätigung seines Erfolgs. So ist das nun einmal.
Die Bestätigung des Erfolgs als Königsdisziplin
Der Champions-League-Zinnober und da vor allem die bittere Niederlage im ersten Spiel gegen Brest, hängt sicher auch in den Köpfen, genauso wie die Verletzung von Abwehrchef Gregory Wüthrich. Aber immer, wenn man in den letzten Wochen jemanden im Verein auf die sicher schwierige Saison angesprochen hat, bekam man als Antwort, wir wollen bessere Spieler, Trainer und Mitarbeiter werden.
Vielleicht sollte man endlich anerkennen, dass die Spielzeit nach einem Riesenerfolg immer eine Herausforderung ist, speziell dann, wenn man kein Serienmeister oder dergleichen ist. Vielleicht sollte man mit der schon fast ins Lächerliche abrutschenden "better people"-Kommunikation aufhören und sich eingestehen: ja, wird hart, aber wir stellen uns dem.
Das würde dem Verein wohl auch im Umfeld eine Mehrheit zugestehen, wenn die Verantwortlichen die Karten auf den Tisch legen würden. Vor allem: Es ist ja überhaupt noch nichts passiert. In der Tabelle ist man auf Schlagdistanz, im Cup noch mit dabei und die Champions League ist die Kür, wo das Team Ilzer im Prinzip nur gewinnen kann.
Diesen Spirit sollten vom Sportdirektor abwärts alle in die Mannschaft bringen. Nebenschauplätze wie Schiedsrichter-Gemaule und unklare Zielsetzungen in der Kommunikation sind überflüssig und sollten vermieden werden. Insider erzählen im persönlichen Gespräch davon, dass dieser Sturm-Kader aus ihrer Sicht in seinem "Endpotenzial" der beste ist, der in Graz bis jetzt zu sehen war. Das wäre doch ein Ansatzpunkt für eine vernünftigere Kommunikation.