Es war die erwartet schwere Aufgabe für Sturm zum Saisonauftakt gegen Rapid in Hütteldorf. Die Wiener kamen mit Schwung und eingespielt aus der erfolgreichen Europacup-Quali, Sturm war in der ersten Hälfte maximal ebenbürtig, in der zweiten schlicht chancenlos. Mit einer verdienten Niederlage fuhren die Grazer zurück nach Hause. Ein ordentliches Stück Ernüchterung und Ratlosigkeit fuhr mit im Bus.
Trainer Christian Ilzer sprach zwar von einem rechtzeitigen Tritt in den Hintern und von keinem Grund, in Panik zu verfallen, zudem hätte ein Virus Teile des Kaders in der Woche vor dem Spiel geschwächt. Kapitän Stefan Hierländer schlug allerdings gegenüber BlackFM nachdenklichere Töne an. Es hätte an den Basics, der Energie und dem Spirit gefehlt. Erkrankungen von Spielern seien Nebenschauplätze und keine Ausrede.
Hierländer verortet die Ursachen auch auf der psychologischen Seite. Der noch nicht vergessene Hype ums Double und die Champions League vor der Tür, könnten natürlich in den Köpfen der Spieler "etwas machen".
Double- und Champions League-Nebengeräusche?
Die 1:0-Niederlage hätte dem Team schon zu grübeln gegeben, die Stimmung nach der Partie sei sehr schlecht gewesen. Hierländer verortet die Ursachen auch auf der psychologischen Seite. Der noch nicht vergessene Hype ums Double und die Champions League vor der Tür, könnten natürlich in den Köpfen der Spieler "etwas machen". Es klinge ein wenig hart, weil die Erinnerungen noch so präsent seien, aber "das Beste ist jetzt, die vergangene Saison komplett aus den Köpfen zu bringen", erklärt der Sturm-Kapitän im BlackFM-Gespräch. "Wir müssen wieder brutal und mit viel Leidenschaft unsere Linie ins Spiel zurückbringen."
Die sportliche Leitung bei den Schwoazn wird nicht müde, die Vorfreude und die positiven Aspekte der anstehenden Aufgaben zu betonen. Einen gewissen Einfluss, der nicht nur fördernde Effekte hervorruft, dürften die "Nebengeräusche" aber durchaus haben. Für Ilzer und Co. wird es in den nächsten Wochen viel zu tun geben, um Sturm wieder in die Spur zu bringen, wie es der Cheftrainer selbst formuliert.
Viel zu tun wird auch Sportchef Andreas Schicker bis zum Schließen des Transferfensters Anfang September noch haben. Alexander Prass wechselte zur TSG Hoffenheim in die deutsche Bundesliga, die dafür eintrudelnden Millionen, es sollen über zehn sein, wollen reinvestiert werden.
Mehr Abgänge als erwartet?
Mit Szymon Włodarczyk und Amadou Dante sind zwei Akteure schon länger bekannt, für die Abnehmer gesucht werden. Jetzt mehren sich aber auch die Gerüchte, dass Manprit Sarkaria noch diesen Sommer einen Transfer anstreben könnte. Er befinde sich im letzten Jahr seines Vertrages und da sei es normal, dass solche Dinge aufkommen, erklärt es Sportchef Schicker bei BlackFM.
Sollte der Stümer gehen, wird es in der Offensive wohl noch eine weitere Neuverpflichtung geben. Das entspräche dem Zugang Schickers für die Grundkaderplanung, eine Lücke gleich wieder zu schließen. Ganz generell scheint es, als wäre Sturm aber noch auf der Suche nach dem einen oder anderen Reiz für die Mannschaft, der diese Energie repräsentiert, die gegen Rapid vermisst wurde.
Gegen Hartberg hat Sturm am kommenden Sonntag schon in einer sehr frühen Phase ein sehr kritisches Spiel vor der Brust.
Es zeigt sich auch aus dieser Perspektive, dass außergewöhnliche Erfolge, wie jene der letzten Saison, nicht so einfach abzuhaken und einzuordnen sind. Sie arbeiten in den Köpfen der Spieler, sie bedingen Abgänge wie jenen von Alexander Prass und sie erzeugen einen noch größeren Erwartungsdruck. Vor allem Teams wie Sturm, die es nicht gewohnt sind, immer wieder an der Spitze zu stehen, müssen erst lernen, damit umzugehen.
Reaktion gegen Hartberg?
Es bleibt zu hoffen, dass durch den Druck der Champions League und nach dem holprigen Auftakt die bisherige bedachte und überlegte Transferaktivität nicht über Bord geworfen wird. Wenn man Andreas Schicker die letzten Jahre beobachtet hat, muss man diesbezüglich wohl wenig besorgt sein. Aber es wäre vielleicht hilfreich, würde man die kommende Saison mit ihren Aufgaben nicht nur in die Vorfreude und Euphorie-Ecke hineinmoderieren, sondern auch die Belastungen, die damit einhergehen, ganz offen ansprechen.
So oder so, gegen Hartberg hat Sturm am kommenden Sonntag schon in einer sehr frühen Phase ein sehr kritisches Spiel vor der Brust. Andreas Schicker ist überzeugt, sein Team wird eine Reaktion zeigen. Aber wenn nach dieser Partie unter dem Strich keine drei Punkte stehen, hat man schon ein "Fehlstart-Thema" aufgerissen. Das Double lässt grüßen.