Der SK Sturm ist in die Vorbereitung gestartet und bricht demnächst ins Trainingslager auf, Testspielserie inklusive. Der Verein tut das, trotz Double-Triumph, mit einer unveränderten sportlichen Leitung. Andreas Schicker blieb trotz Angebot aus der deutschen Bundesliga an Bord und auch der Trainer, Christian Ilzer, scheint seine Arbeit bei den Schwoazn fortzusetzen. Es müsste etwas Außergewöhnliches kommen, so Schicker gegenüber BlackFM, dass der Trainer doch nicht mit Sturm in die Champions League-Saison startet. Das ist im schnelllebigen Fußballgeschäft durchaus erwähnenswert und erfreut selbstredend das Umfeld der Grazer.
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Der große Umbruch bleibt aus
Mit Otar Kiteishvili verlängerte auch einer der Schlüsselspieler der Doublesaison seinen Vertrag und läuft nächste Saison wieder in Liebenau auf den Rasen. Neben Goalie Vit Jaros, dessen Leihe endet, haben von der letztjährigen Stammformation bisher nur David Affengruber und David Schnegg aus eigenen Stücken den Verein verlassen. Alexander Prass wird wohl folgen, seine Leistung im Spiel gegen Holland in Berlin wird nicht unbemerkt bleiben. Das würde dafür für die Vereinskasse eine recht erfreuliche Auffüllung bedeuten, sein Marktwert stand schon vor dem Turnier bei rund zehn Millionen Euro. Der große ungewollte Umbruch bleibt bei Sturm aber offensichtlich aus, wiewohl Sportchef Schicker erst nach der Europameisterschaft große Bewegungen am Transfermarkt erwartet.
Insgesamt geht Sturm mit viel weniger Fragezeichen als erwartet in eine Saison, die auch so schwer genug werden wird.
Für Sturm ist dabei in erster Linie aber auf der Einkaufsseite einiges zu erwarten. Mit Emir Karic und Tochi Chukwuani ist der Sportchef schon für die linke Verteidigung und das offensive Mittelfeld tätig geworden. Sollte Mika Biereth nicht fix von Arsenal verpflichtet werden können, ist jedenfalls im Sturm noch ein Transfer zu erwarten. Auch auf der Außenbahn schaut man sich noch um und es gibt ein Thema auf der Torhüterposition. Bei Kjell Scherpen, dessen Leihe von Brighton im Juli verlängert werden wird, ist es nicht ganz sicher, ob er nach seinem Kreuzbandriss zum Auftakt der Saison schon zur Verfügung steht. Den Backup-Goalies Luka Maric, Matteo Bignetti oder Elias Lorenz traut Sturm offenbar (noch) nicht zu, in der kommenden Saison eine adäquate Vertretung für Scherpen sein zu können.
Sturm braucht eine eigene Akademie
Perspektivisch arbeitet Sturm auch hauptsächlich mit Zukäufen. Mit Martin Kern, Youba Koita oder Arjan Malic wurden junge Kicker verpflichtet, die in der zweiten Mannschaft aufgebaut werden sollen, um sich für „oben“ zu empfehlen. Aus der Akademie-Kooperation mit dem steirischen Fußballverband kommt nicht genug pro Jahrgang, damit Sturm II in der zweiten Liga konkurrenzfähig sein kann. Das Grazer Businessmodell basiert aber, auch aufgrund der infrastrukturellen Nachteile, eben darauf, junge Leute mit Potenzial zu holen und mit Gewinn zu verkaufen. Wenn die eigenen Youngsters nicht genug Potenzial bringen, muss der Klub das anderswo suchen. Sturm baut in den nächsten zwei Jahren sein neues Trainingszentrum für Nachwuchs und Damen. Wenn das fertig ist, wird es wohl darauf hinauslaufen, dass der Meister seine eigene Akademie betreiben wird und die Kooperation mit dem Verband beendet. Hinter vorgehaltener Hand hört man jetzt schon, dass in Summe die Qualität in ihrer Gesamtheit aktuell nicht ausreicht und man das gerne allein in die Hand nehmen würde, sobald die Rahmenbedingungen da sind. Wenn man Potenzialspieler auch selbst entwickeln will, ist das auch der einzig richtige Weg, der zu gehen ist.
Insgesamt geht Sturm mit viel weniger Fragezeichen als erwartet in eine Saison, die auch so schwer genug werden wird. Die Champions League ist eine Herausforderung, die Erwartungshaltung im Umfeld spielt schon jetzt verrückt, schlag nach bei den Mitgliederzahlen (18.000) und den Aboverkäufen (10.000 – mehr geht nicht). Christian Ilzer, der gerne darüber spricht, wie man solche Dinge in der Öffentlichkeit moderieren muss, bekommt wahrscheinlich alle Hände voll damit zu tun. Sturm kehrt auf die ganz große europäische Bühne zurück, was einige Nebengeräusche haben könnte, das Leben in Liga und Cup nicht leichter macht und den Klub in vielerlei Hinsicht ans Limit bringen wird. Aber die reine Teilnahme und die damit verbundenen acht Spiele sind auch ein Triumph, der ausgekostet gehört. Ich hoffe für die Beteiligten, dass ihnen das gelingt.