Mitte März ist es wieder soweit und die Tabelle der Österreichischen Bundesliga wird in zwei Hälften gesplittet. Aber nicht nur die Tabelle wird in Meistergruppe und Qualifikationsgruppe geteilt, auch die bis zur Runde 22 gesammelten Punkte werden halbiert.
Die Karten werden also nach zwei Drittel der Meisterschaft mehr oder weniger neu gemischt und alles rückt wieder näher zusammen. Bleiben die aktuellen Punkteabstände von Platz eins bis sechs in etwa gleich, zeigt sich nach der Teilung das Bild, dass im Grunde alle sechs Teams der oberen Hälfte noch Meister werden könnten.
Quotenbringende Wettbewerbsverzerrung
Sturm hat als Leader aktuell 15 Punkte Vorsprung auf den Sechsten der Liga. Nach der Halbierung schmilzt dieser Vorsprung auf die Hälfte zusammen und ein, zwei Aussetzer können reichen, um diese Teams wieder gleichauf zu haben. Gleiches gilt für den Abstiegskampf. Eine abgesicherte Platzierung im Mittelfeld im März reicht nicht aus. Die Abstiegsgefahr besteht im Grund für die meisten bis ganz zum Schluss.
Nicht zuletzt wäre Sturm 2024 nicht Meister geworden, hätte man die Liga ohne Teilung fertig gespielt.
Das ist natürlich spannend für die Fans, quotenbringend für die Medien und dieser Modus wird aktuell von der Bundesliga auch nicht hinterfragt. Es ist aber ebenfalls nicht mehr und nicht weniger als wettbewerbsverzerrend. Über 20 Spiele wird nur um die halben Punkte gespielt, eine gute Aufbauarbeit über weite Strecken der Meisterschaft kann durch wenige Momente zerstört werden.
Nicht zufällig ist seit der Einführung dieses Ligabetriebs schon ein Team abgestiegen, das ohne Halbierung der Punkte einen Zähler mehr gehabt hätte, als der Vorletzte. Und nicht zuletzt wäre Sturm 2024 nicht Meister geworden, hätte man die Liga ohne Teilung fertig gespielt.
Talenteförderung leidet unter dem Modus
Der Modus ist also am Ende des Tages nicht fair und widerspricht dem Grundgedanken des sportlichen Wettbewerbs. Eingeführt wurde er zunächst, um die jahrelange Dominanz von Red Bull aufzuweichen, die ein Jahrzehnt hindurch meistens schon lange vor Schluss als Meister feststanden.
Weiters hatte der TV-Rechte-Inhaber freilich ein Interesse daran, länger Spannung im Meisterschaftsbetrieb zu haben, sowohl im Titel-, als auch im Abstiegskampf. Und: Die Klubs haben mehrheitlich diesem Modus zugestimmt, sonst wäre er erst gar nicht eingeführt worden.
Es herrscht ein permanenter Druck. Zuerst geht es um den "Strich", ob man oben oder unten spielt. Dann um die Spitze und gegen den Abstieg.
Seitdem beschweren sich immer wieder viele Trainer und Spieler – je nach Tabellensituation – über die fehlende Fairness, die der Spannung und dem Marketing geopfert worden sei. Und es wird moniert, dass Entwicklung und Förderung von Talenten unter dem Dauerdruck leiden.
Alternative ist nicht in Sicht
Das ist ein Aspekt, der wohl tatsächlich nicht von der Hand zu weisen ist. Kein Team in dieser 12er-Liga ist im Laufe der Meisterschaft in einer Position, sich dem ruhigen Ein- und Aufbau von Nachwuchsspielern widmen zu können. Es herrscht ein permanenter Druck. Zuerst geht es um den "Strich", ob man oben oder unten spielt. Dann um die Spitze und gegen den Abstieg.
Teams, die abgesichert im Mittelfeld unterwegs sind und sich um Talente kümmern könnten, gibt es nicht mehr. Die "Großen" haben noch ihre Zweierteams in LigaZwa, wo sie sich der Entwicklung widmen können, der Rest muss schauen, wo er bleibt. Und tendiert dann oftmals zum arrivierten Spieler, der gleich funktioniert.
Demnächst stehen TV-Rechte-Verhandlungen an und die potenziellen Anbieter werden wohl für den publikumswirksamen Modus eher tiefer ins Geldtascherl greifen.
Es gibt unterschiedliche Zugänge und Meinungen, was eine Alternative zum Ligaformat sein könnte. Manche sagen, eine Rückkehr zur Zehnerliga wäre sportlich am sinnvollsten, eine 16er-Liga geistert immer wieder herum – nichts davon ist allerdings unter den Vereinen im Moment mehrheitsfähig und in der Praxis realistisch oder umsetzbar.
Zudem stehen demnächst TV-Rechte-Verhandlungen an und die potenziellen Anbieter werden wohl für den publikumswirksamen Modus eher tiefer ins Geldtascherl greifen. Auf Sicht werden wir wohl in Österreichs höchster Spielklasse weiter im Teilungs- und Halbierungsmodus bleiben. Nett für die Fans, schlecht für den Sport.