Eins bleibt eins und Glory Hunter-Alarm
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Eins bleibt eins und Glory Hunter-Alarm

Der Grazer Profifußball muss weiter mit einem Stadion vorlieb nehmen. Die Diskussion über eine weitere Spielstätte war eine jahrelange Scheindebatte. Und kurz vor dem Champions-League-Auftakt, gibt es unangenehme Nebengeräusche.

Was die Spatzen längts von den Grazer Dächern pfiffen, ist jetzt auch von der Stadtpolitik offiziell bestätigt worden: Es wird in Graz auf absehbare Zeit kein zweites Fußballstadion geben. Zu teuer sei die Anschaffung eines Grundstückes und deshalb müsse man sich – trotz jahrelanger politischer Lippenbekenntnisse für eine Zwei-Stadien-Lösung – auf Liebenau allein konzentrieren. Der alte Kasten, der sich im Besitz der Stadt befindet, soll nun auf rund 20.000 Plätze erweitert und die Europacup-Tauglichkeit für alle Bewerbe wieder hergestellt werden.

Zwei-Stadien-Diskussion: Zeit- und Geldverschwendung

Sturm-Präsident Christian Jauk ist die Resignation im Gespräch anzumerken. Gegenüber 90minuten gibt er an, es sei zwar zunächst das Allerwichtigste, zuhause wieder Europacup spielen zu können. Das Ausweichen nach Klagenfurt für die Champions League würde sehr schmerzen. Aber sonst blieben alle Wünsche der Schwoazn auf der Strecke. Keine eigene Heimat und man muss sich Liebenau weiterhin mit dem ungeliebten Stadtrivalen teilen.

Aber auch für den GAK kann der Verbleib in Liebenau nicht das Wunschszenario sein. Man bleibt im "Feindesland", dem Grazer Süden, und wird in einem Stadion spielen, das für die roten Umstände komplett überdimensioniert sein wird. Alles in allem eine insgesamt unbefriedigende Lösung, die noch dazu nach jahrelangen sinnlosen Alibidiskussionen zustande kam.

Wozu bekennt sich die Grazer Koalition gebetsmühlenartig zu einer Zwei-Stadien-Lösung, wenn diese eigentlich von vornherein unrealistisch war? Wieso legt man erst nach Jahren die Karten auf den Tisch und nicht von Anfang an? Insbesondere die federführende KPÖ schwadroniert dauernd von verschwendetem Steuergeld für den Profifußball. Der ewige Findungsprozess in der Grazer Stadionfrage hat auch nicht gar nichts gekostet, das hätte man billiger haben können.

Pfusch am Bau

Es zeigt am Ende, welchen Stellenwert der Sport und insbesondere der Fußball für die Bürgermeisterinnenpartei hat. Es ist nichts anderes als eine atemberaubende Ignoranz, die hier vorherrscht. Egal, ob es um Zukunftspläne zur Infrastruktur geht oder auch nur um das Notwendigste, was für den Bestand zu tun ist.

Dazu ein schönes aktuelles Beispiel: Aus Sicherheitsgründen sind Glastrennwände zwischen den Fansektoren und den anderen Bereichen errichtet worden. Abgesehen davon, dass die Sinnhaftigkeit abseits von politischem Populismus, dieser Wände trefflich angezweifelt werden darf, haben nun reihenweise Abobesitzer, die neben diesen Glasungetümen ihre Plätze haben, eine massiv eingeschränkte Sicht auf das Spielfeld. Eintrag 759 in das Tagebuch der Grazer Stadtregierung: Pfusch am Bau in Liebenau. Dieselben Leute werden damit betraut sein, einen relativ komplexen Umbau des Stadions zu managen. Man darf sich beginnen zu fürchten.

Obwohl die Politik die Hauptschuld an dieser gesamten Stadion- und Infrastrukturmisere trägt, sei auch den Klubs jeweils etwas ins Stammbuch geschrieben. Der GAK hätte seine Warteposition in der Angelegenheit durchaus gerne einmal verlassen und sich konstruktiver in den Prozess einbringen können. Und Sturm wäre gut beraten gewesen, sich intern und extern klarer zu artikulieren, was genau zu welchem Zeitpunkt angestrebt wird.

Vielleicht wäre es hilfreich gewesen, die Tür zur jetzt ohnehin kommenden Lösung schon früher ein Stück weit zu öffnen. Man hätte sich viel Zeit und Mühe erspart. Christian Jauk sagt jetzt, es bleibe sein Ziel als Präsident, eine eigene Heimat für Sturm zu schaffen, aktuell sei aber eben nur der Umbau und die gemeinsame Nutzung von Liebenau möglich. Auf diese Sprachregelung hätte man sich vor einigen Jahren auch schon verständigen können.

Fans wollen Sturm sehen, nicht Real Madrid

Und da war ja noch die Champions League. Die wird wie bekannt in Klagenfurt gespielt und Sturm kennt seit ein paar Tagen seine Gegner. Schon recht bald nach der Auslosung setzte in den sozialen Medien ein recht lautes Geraunze ein. Keine attraktiven Gegner in den Heimspielen und überhaupt würden die ganz großen Namen fehlen.

Das ließ mich dann doch einigermaßen verwundert zurück. Sind der amtierende Europa-League-Sieger oder Borussia Dortmund für Sturm jetzt nicht mehr genug? Das kann doch nicht ernst gemeint sein. Hat man komplett die Relation aus den Augen verloren, wer man ist, wofür man steht und wo man herkommt? Ich konstatiere hier einen unangenehmen Glory Hunter – Alarm. Um das gerade zu rücken: Fans wollen Sturm in der Champions League sehen. Glory Hunter Real Madrid.


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