Gottfried Tröstl: ‚Das ist nicht Fisch, nicht Fleisch'

Was hilft gegen Arbeitslosigkeit bei Fußballern? Das zweite Standbein. Während in der Bundesliga zumeist genug gezahlt wird, um die eine oder andere arbeitslose Phase zu überstehen, sieht es in der Ersten Liga finanziell meist düster aus. Wir haben uns an

 

Aufgrund der strukturellen Problematik sind vor allem die Zweitligisten gefordert. Eine arbeitslose Phase stellt die Kicker oft vor die Frage: War es das mit meiner Fußballer-Karriere? Und was ist meine Alternative? Der Blick zum SKN St. Pölten zeigt, dass der Klub bestrebt ist, das Aufbauen eines zweiten Standbeins zu ermöglichen, wenn auch mit Einschränkungen. „Prinzipiell ist das bei uns Teil der Philosophie. Wir nehmen immer wieder Leute aus der Akademie in den Kader auf. Entweder sie sind schon fertig mit der Ausbildung oder sie machen ihre Matura. Da werden sie unterstützt, vom Verein, der Schule und der Akademie. Sie können sich auch beruflich weiterentwickeln."

 

„Im Vordergrund muss die Profitätigkeit stehen"
Wie viele Stunden Arbeit sich neben Training, Spielterminen in ganz Österreich - zumeist am Freitag, aber auch Montags und Dienstags - hängt auch vom „zweiten" Arbeitgeber ab. „Die Arbeitgeber müssen flexibel sein", meint Tröstl und führt Beispiele an, „Michael Popp (Anm.: Mittlerweile beim LASK) hat beim Land Niederösterreich gearbeitet, Peter Brandl ist als Ausbildner tätig. Lukas Thürauer war bei uns Profi (Anm.: nun Admira) und hat im Landesschulrat gearbeitet. Es muss alles in Abstimmung sein." Eines ist aber klar: Der Fußball geht auf jeden Fall vor: „ Im Vordergrund muss die Profitätigkeit stehen."

 

Asset des Vereins
„Wer den Zwischenschritt machen möchte, für den sollte die Möglichkeit vorhanden sein", führt der Präsident weiter aus. Der SKN strebt des Weiteren mit der Fachhochschule St. Pölten eine Kooperation an, damit dort Fußballer studieren können. St. Pölten hat eben keine Universität, an der Anwesenheiten anders gehandhabt werden als in den verschulten FHs.

 

„Es gibt in Österreich Modelle, bei denen auf die Trainingszeiten Rücksicht genommen wird. So etwas denken wir an und sind auch mit der FH in Diskussion." Die Kombination aus der Möglichkeit des Bildungsangebots und Profifußball ist kein Alleinstellungsmerkmal der Niederösterreicher, aber jedenfalls ein Bonus bei Vertragsverhandlungen. Schließlich ist einerseits bei jungen Kickern nicht klar, wie die Karriere verlaufen wird. Und andererseits soll auch Älteren ermöglicht werden, weiterhin zu spielen und schon den Berufseinstieg vorzubereiten. „Mir ist aber auch klar, wenn es dann intensiver wird, wenn es in Richtung Bundesliga geht. Dann werden die Topprofis mit dem Fußball genug ausgelastet sein."

 

Keine Formatdiskussion
Gottfried Tröstl möchte keine Liga-Formatdiskussion aufkochen. Er selbst macht kein Hehl daraus, dass die gegenwärtige Situation nicht seine vollste Zustimmung hat. Bezüglich Kader-Kontigentierung sagt das Lizenzierungshandbuch der Liga. „Jeder Lizenzbewerber der Ersten Liga muss den Nachweis erbringen, dass zumindest 19 (ab 2015: 20) Nichtamateure beim Lizenzbewerber beschäftigt sind." Dazu sagt Tröstl: „Es ist für die zehn Vereine in der zweiten Liga schwierig, einen Vollprofibetrieb Aufrecht zu erhalten und die entsprechenden Leistungen zu bringen. Das ist nicht Fisch und nicht Fleisch."

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