Frankreich: Ein rot-weiß-rot geprägter Weg zu Weltruhm
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Frankreich: Ein rot-weiß-rot geprägter Weg zu Weltruhm

Die Geschichte des französischen Fußballs kennt lichte Höhen und tiefe Täler. Der Verband ist so alt wie der ÖFB, hinkte Österreich zunächst hinterher, um dann viel erfolgreicher zu sein. Rot-Weiß-Rot war nicht unbeteiligt am Weg zum Ruhm.

Hier das große Frankreich, da das kleine Österreich – das war nicht immer so, zumindest nicht im Fußball. Wie es der Zufall will, wurden sowohl der Österreichische Fußballbund (ÖFB), als auch die heutige Fédération Française de Football (FFF) 1904 gegründet bzw. hatten sie damals ihre Anfänge. Natürlich gab es schon zuvor Fußballmatches. 1894 kickte die Vienna gegen den Vienna Cricket Club, ein Jahr früher fand das erste Spiel einer Pariser Auswahl gegen einen Londoner Amateurverein statt, wobei da hauptsächlich in der französischen Hauptstadt lebende Engländer kickten. Das erste offizielle internationale Match des Verbandes fand am 1. Mai 1904 vor 1.500 Zuschauern in Brüssel gegen Belgien statt und endete mit einem 3:3. Das erste Heimspiel der Auswahl war ihr zweites Länderspiel am 12. Februar 1905, vor lediglich 500 Zuschauern. Immerhin gewann man. Blau waren die Franzosen dann ab 1908, somit war auch der Spitzname „Les Bleus“ geboren.

1925 und 1926 trafen Frankreich und Österreich die ersten Male im Rahmen von Freundschaftsspielen aufeinander. Österreich behielt mit 4:0 und 4:1 die Oberhand. Das änderte sich auch nicht im dritten Aufeinandertreffen freundschaftlicher Natur 1933: Das „Wunderteam“ um Matthias Sindelar gewann abermals mit 4:0. Im Tor stand Rudi Hiden, zu ihm gleich mehr.

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Das Wunderteam siegt

1934 fand die im KO-Modus ausgetragene und bereits propagandistisch aufgeladene Weltmeisterschaft im faschistischen Italien statt. Österreich traf im Achtelfinale, der ersten Runde, auf die Franzosen. Der „Papierene“ Sindelar hatte das 1:0 durch Nicolas in Minute 18 noch im ersten Durchgang egalisiert (34.). Es ging in die Verlängerung, Anton Schall und Josef Bican schossen Österreich mit 3:1 in Führung (100., 112.), Georges Verriest schaffte in Minute 117 nur noch den Anschlusstreffer.  Rot-Weiß-Rot kam es in weiterer Folge ins Halbfinale, verlor gegen Italien. Im Spiel um Platz drei unterlag man Nazideutschland. 

Frankreich verlor noch ein Freundschaftsspiel im Jahr 1937 gegen Österreich - es sollte das letzte Spiel für längere Zeit sein. Denn drei Monate vor der nächsten WM-Endrunde wurde Österreich durch den Anschluss Teil Nazideutschlands - Ausrichter Frankreich schied im Viertelfinale gegen Italien aus, der Fußball war in weiterer Folge kaum noch wichtig.  

Eine Legionärself

Noch bevor der 2. Weltkrieg ausbrach, gab es rot-weiß-rote Legionäre in Frankreich. Einer war etwa Andreas Matthäus, der als Mathieu André ab 1932 bei Metz kickte und 1936/37 drei Länderspiele absolvierte. Der Hintergrund der Legionärsschwemme war nicht nur der Zweite Weltkrieg bzw. die sich abzeichnenden Konflikte der 1930er-Jahre. 1932 wurde in Frankeich eine Profiliga gegründet, pro Team waren fünf Legionäre erlaubt - die Österreicher schlugen zahlreich auf. Edmund Weiskopf wechselte bereits 1932 von Österreich in die Division 1. Heinrich „Henri“ Hiltl 1934. Auguste Jordan ging 1933 nach Paris, Rudi Hiden ebenfalls. Sie kickten beim Racing Club de Paris und wurden darüber hinaus französische Nationalspieler.  Weiskopf wechselte nach dem deutschen Einfall zuerst nach Marseille, aufgrund des auch in Südfrankreich verbreiteten Antisemitismus spielte er fortan mit falschen Papieren unter dem Namen Virage. Seine genaue Geschichte ist nicht abschließend geklärt. Wunderteam-Goalie Hiden hingegen nahm 1937 die französische Staatsbürgerschaft an und verzauberte das dortige Publikum. Bereits 1944, kurz nach der Befreiung von Paris, spielte Frankreich schon wieder gegen Belgien – mit Hiltl als Stürmer.



Bereits 1933 hatte die Zeitung 'Sport-Telegraf' eine Elf in der französischen Liga ausgemacht, die es mit Hiden, Jordan, Hiltl und Co. wohl sogar mit dem Wunderteam selbst hätte aufnehmen können. Die Datenbanken kennen weit über 60 Spieler, die in den 30er-Jahren in Frankreich aktiv waren.

Nach dem Krieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg sammelte sich der Kontinent erst wieder und mit ihm auch der Fußball. Im Dezember 1945 spielten Frankreich und Österreich wieder gegeneinander. Der in Linz geborene Auguste Jordan erlitt im französischen Leiberl eine 1:4-Niederlage, Karl Decker traf dreimal. Für knapp zwei Jahrzehnte sollte es der letzte Sieg für Österreich bleiben, insgesamt ist es nur einer von vier, die rot-weiß-rot nach dem 2. Weltkrieg gelangen. 

Im Mai 1946 fuhren die Franzosen dann ihren ersten Sieg gegen Österreich ein – 3:1. Die Équipe Tricolore verzichtete auf die Weltmeisterschaft 1950 in Brasilien - eigentlich nicht qualifiziert, bekam man aufgrund der Absagen von Schottland, Türkei und Indien doch einen Platz, aufgrund der langen innerbrasilianischen Reisen wollte man eine neue Gruppenzuordnung. Das wurde abgelehnt. 1951 spielten Frankreich und Österreich im nächsten Freundschaftsspiel das erste Mal Remis, bis 1998 blieb dies das einzige. 

1954 nahm Frankreich wie Österreich an der WM teil. Während Österreich mit dem dritten Platz einen Riesenerfolg feiern konnte, scheiterten die Franzosen nach einer Niederlage gegen Jugoslawien und einem Sieg gegen Mexiko an der Qualifikation für die KO-Duelle. 

Ein Erfolg von Fontaine und Co. 

1958 fand sich Frankreich als eines von zwölf europäischen Teams in Schweden wieder. Paraguay wurde mit 7:3 aus dem Stadion geschossen, Jugoslawien war einmal mehr zu stark. Nach einem Sieg gegen Schottland ging es aber als Gruppensieger in die Finalphase. Die Nordiren hatten beim 0:4 gegen die Franzosen kein Leiberl, der spätere Weltmeister Brasilien aber im Halbfinale (5:2) lange Probleme mit Frankreich. Weil sich Kapitän Robert Jonquet nach einer halben Stunde beim Stand von 1:1 das Bein brach und nicht ausgewechselt werden durfte, siegten die Südamerikaner. Im Spiel um Platz drei gewannen Les Bleus gegen die Bundesrepublik Deutschland mit 6:3. 



Raymond Kopa wurde zu Europas Fußballer des Jahres gewählt, Just Fontaine wurde Dritter und mit 13 Treffern WM-Torschützenkönig. 1960 fand erstmals eine Europameisterschaft statt, passenderweise in Paris, aber mit nur vier Mannschaften bei der Endrunde. Im Viertelfinale traf man auf Österreich. Von Wunderteam oder einem WM-Dritten war keine Rede mehr. Fontaine war im Hinspiel furios, erzielte beim 5:2 drei Tore. Im Rückspiel war Kopa überragend, hatte bei allen vier Toren des 4:2 seine Beine im Spiel. Wieder gab es eine Niederlage gegen Jugoslawien, im Spiel um Platz 3 behielt die Tschechoslowakei die Oberhand. Nach dieser „Goldenen Generation“ folgten triste Jahre. 

Kaum Austausch, erste EC-Spiele

Zwischen 1952 und 1958 fanden weitere drei freundschaftliche Begegnungen statt, Frankreich gewann alle. Der Spieleraustausch, also die Anzahl an rot-weiß-roten Legionären in Frankreich war nach dem 2. Weltkrieg bis in die beginnenden 60er erwähnenswert. Eine Handvoll Spieler wie Ernst Stojaspal (188 Ligue 1-Spiele für Straßburg, Béziers, Monaco, Troyes und Metz), Karl Decker (35, Sochaux), Ernst Happel (42, RC Paris), Friedrich Kominek (167, Nimes, Straßburg, Lens, Marseille) oder Wolfgang Matzky (270, Toulon, Valenciennes) schnürte die Fußballschuhe in Frankreich bis zu diesem Zeitpunkt. Im Meistercup 1962 fand das erste Klubduell statt. Austria Wien traf auf Stade Reims. Das Achtelfinalhinspiel gewannen die Veilchen mit 3:2, in Frankreich gab es beim 5:0 nichts zu holen. Ein Jahr darauf traf der SK Rapid auf Racing Club Paris und stieg mit 1:0 und 2:3 dank der Auswärtstorregel auf - in der nächsten Runde war dann Schluss. In diese Zeit fallen auch zwei Testspielsiege Österreichs, 1965 und 1970. Österreich gewann knapp mit 2:1 und 0:1.

1976 übernahm dann Michel Hidalgo den Cheftrainerposten der Équipe Tricolore. Er war selbst Teil der goldenen Nachkriegsgeneration und erster Nutznießer von Verbandsreformen und Talentsichtungen, die Georges Boulogne 1970 durchgesetzt hatte. Hidalgo schaffte zunächst die Qualifikation zur WM 1978. In Argentinien unterlagen Michel Platini und Co. zuerst Italien und Argentinien. Am letzten Spieltag wurde Ungarn bezwungen - Les Bleus spielten in kurzfristig organisierten, grün-weiß längsgestreiften Trikots des damaligen argentinischen Zweitligisten Kimberley de Mar del Plata, da sowohl Frankreich als auch Ungarn in Weiß spielen wollten, die FIFA Frankreich anwies in Blau zu spielen, man aber keine entsprechenden Dressen mithatte. Ausgeschieden ist man dennoch, für die EM 1980 qualifizierte sich Frankreich nicht. 

Die großen 80er

Österreichs Spieler waren in den 70ern für die Ligue 1 nicht sehr attraktiv. Ex-Rapid-Präsident Günter Kaltenbrunner war von 1970 bis 72 bei Nizza (51 Liaspiele) aktiv. Der ehemalige Sturm-Manager Heinz Schilcher kickte von 1973 bis 1977 bei Paris FC, Nimes und Straßburg (115). Ex-Teamchef Alfred Riedl heuerte 1980 bei Metz an. Richard Niederbacher, der 1984 bei PSG unter Vertrag stand, sollte dann länger der Letzte sein. Im Jahr 1983 trat der SK Rapid in der 1. Runde des Meistercups gegen Nantes an und schaffte den Aufstieg. Nach einem 3:0 in Wien verlor man auswärts mit 1:3, schied zwei Runden später aus. Im selben Jahr spielte Austria Wien im UEFA-Cup gegen Stade Laval, setzte sich im Sechzehntelfinale mit 2:0 und 3:3. durch. In der nächsten Runde schalteten die Veilchen noch Inter Milan aus, erst Tottenham war zu stark.

Die Weltmeisterschaft in Spanien 1982 war für Frankreich ein erster Fingerzeig, wie stark man sein kann. Betreut von Hidalgo und angetrieben von Platini verwiesen Les Bleus die Tschechoslowakei und Kuwait auf die Plätze und zogen in die zweite Gruppenphase ein. Dort trafen sie auf Österreich, das sich wegen der nur allzu bekannten „Schande von Gijon“ dorthin geschummelt hatte. Die Strafe folgte auf dem Fuß: Frankreich gewann, in weiterer Folge auch gegen Nordirland. Im Halbfinale war gegen die Bundesrepublik – den zweiten Schummler – Schluss. Ein bemerkenswertes Duell. Pierre Littbarski brachte Westdeutschland früh in Front, Platini glich noch vor der Pause aus. Es ging in die Verlängerung, wo die Franzosen schnell zwei Tore schossen. Karl-Heinz Rummenigge kam aufs Feld, traf in der 102. Minuten, Klaus Fischer schoss Deutschland per Fallrückzieher ins Elfmeterschießen. Dort hielt Toni Schumacher zwei Elfmeter. Die Enttäuschung setzte sich im Spiel um Platz 3 fort. Platini und Alain Giresse spielten gar nicht mehr, Gegner Polen gewann.



Frankreich war im Kreise der großen Mannschaften angekommen. Das magische Viereck, bestehend aus Platini, Giresse, Jean Tigana und Luis Fernández waren das Herzstück der Heim-Europameisterschafts-Mannschaft 1984. In der Vorrunde des noch immer unter acht Nationen ausgetragenen Turniers wurden Dänemark, Belgien und Jugoslawien geschlagen, im Halbfinale wartete Portugal. Jean-François Domergue brachte die Franzosen in Minute 24 in Front, die eher auf Konter spielenden Portugiesen wurden niedergestürmt. Doch dann traf Rui Jordão zum 1:1 (74.), in der Verlängerung nochmals zum 1:2 (98.). Domergue glich in der 114. Minute aus, Platini erzielte eine Minute vor Abpfiff das 3:2. Die Spanier überraschten die Franzosen im nächsten Spiel mit Offensivspiel, hielten die Partie lange offen. Es war ein Fehler von Spanien-Keeper Luis Arconda, der einen Platini-Freistoß ausließ und das 1:0 brachte. Nach einer Roten Karte in Minute 86 besorgte Bruno Bellone per Konter das 2:0. Frankreich war Europameister.

Die 90er

Nach dem Jubel über den EM-Titel fand wieder ein Testkick statt, Frankreich gewann mit 1:0 gegen Österreich. Dann folgte in Mexiko 1986 bei den Maradona-Festspielen noch Rang 3 für Frankreich. Als Favorit ins Turnier gegangen, tat man sich schwer, weil Platini an einer Entzündung laborierte. Die 80er und frühen 90er waren für Frankreich keine gute Zeit, für Österreich sowieso nicht. Man duellierte sich in der WM-Quali zweimal, Frankreich gewann 2:0 und 1:0. Das erste Spiel fand 1992, rund ein Monat vor dem Tod von Ernst Happel statt. In den 90ern kam es nach vielen Jahren wieder zu einem Klubduell. Die Admira spielte in der Runde der 32 im UEFA-Cup in der Südstadt gegen Cannes. Einem 1:1 zu Hause ließ man ein 4:2 in Frankreich folgen. 1995 kam es im selben Bewerb zum Tête-à-Tête zwischen Tirol Innsbruck und Straßburg.

Nach einem 1:1 im Tivoli ließen die Franzosen den Tirolern daheim mit 6:1 keine Chance. Im Herbst desselben Jahres traf Rapid in der ersten Runde des UEFA-Cups auf Bordeaux, nach 1:1 und 1:2 verabschiedeten sich die Hütteldorfer aus dem Bewerb. Dann folgte eine Sternstunde für Österreichs Fußball, der Erfolgslauf der Rapidler im Cup der Cupsieger der Saison 1995/96. Die Dokupil-Elf kickte sich bis ins Finale. Der heutige Sportchef des ÖFB, Peter Schöttel, wurde in der 28. Minute zum Pechvogel. N'Gotty schoss einen Freistoß, Schöttel fälschte ihn ab, Konsel hatte keine Chance. Wieder kein Europacupsieg für Österreich...

Welt-...

1998 wurde Frankreich rund um Zinédine Zidane Weltmeister. Ein Fußballmärchen für die Gastgeber, die letzte WM-Endrunde für Österreich. Während sich rot-weiß-rot nach der Vorrunde mit zwei Remis und einer Niederlage verabschiedete, wirbelten die Franzosen gegen Dänemark, Südafrika und Saudi-Arabien durch die Vorrunde – drei Siege, Torverhältnis 9:1. Paraguay, Italien und Kroatien wurden überwunden, im Finale Brasilien 3:0 besiegt. Im August danach holte Österreich ein Test-Heimremis, Mario Haas erzielte das 1:1. Er ging 1999 für Millionen zu Straßburg, ein Jahr zuvor heuerte Walter Kogler bei Cannes an. Einen bleibenden Eindruck hinterließen sie aber nicht.



Ein Seitenschritt zum Klubfußball: 1998 schied der GAK im UEFA Cup nach einem tollen Heim- 3:3 gegen Monaco mit einer 0:4-Abfuhr im Fürstentum aus dem Bewerb aus. In der Saison 1999/2000 ließ wiederum der SK Sturm aufhorchen. In der Gruppe D der Champions League verlor man zwar das Hinspiel in Marseille, daheim wurden die Franzosen aber mit 3:2 geschlagen. Als Gruppendritter war dennoch Schluss. 

... und Europameister

2000 schickten sich Les Bleus bei der EM in Belgien und den Niederlanden an, den Erfolg von 1988 zu wiederholen. Zwar musste man sich in der Gruppe mit den Niederlanden, Tschechien und Dänemark dem Gastgeber im letzten Gruppenspiel geschlagen geben, besiegte aber Spanien im Viertelfinale mit 2:1. Gegen Portugal brauchte es wieder ein Golden Goal. Gomes erzielte in der 19. Minute das 1:0, Henry konnte kurz nach Wiederanpfiff ausgleichen. Abdel Xavier avancierte zum tragischen Held. In der Verlängerung vergab er zunächst per Kopf, dann spielte er den Ball mit der Hand. Der österreichische Schiedsrichter Günter Benkö zeigte auf den Punkt, Zidane traf. Benkö, der später zum Schiedsrichter des Turniers gewählt wurde, wurde von den enttäuschten Portugiesen sogar bespuckt. Im Finale wurde es eng - das 2:1 zum Endstand in der Verlängerung schoss der eingewechselte Trezeguet per sehenswertem Volley.

Schnell durch die Nuller

Die französische Nationalmannschaft schied bei der WM in Südkorea und Japan 2002 in der Vorrunde aus, bei der EM 2004 scheiterten Les Bleus in der ersten KO-Runde am späteren Europameister Griechenland. Sturm Graz gelang 2000/01 ein großer Wurf. Zwar verloren die Blackies in der erste Gruppenphase gegen Monaco mit 0:5, aber auch dank des 2:0 Heimsieges ging es in die zweite Gruppenphase. 2001 schied Rapid im UEFA-Cup mit einer Gesamtscore von 5:0 gegen PSG aus.

2003 spielte die Austria in der CL-Quali gegen Marseille, scheiterte mit 0:1 und 0:0 denkbar knapp. Ein Jahr später kickte der GAK in der Gruppenphase des UEFA-Cup gegen Auxerre, erreichte ein 0:0. Im Jahr darauf trafen die Grazer in der ersten UEFA-Cup-Runde auf Straßburg, machten die Elsässer mit insgesamt sieben Toren bei null Treffern aber kurzen Prozess mit den Rotjacken. 2007 spielte Austria Wien gegen Bordeaux im UEFA-Cup, verlor mit 1:2. Roland Linz wechselte 2004 zu Nizza, aber schnell wieder weiter.

Für die WM 2006 in Deutschland qualifizierte sich das französische Nationalteam dann im letzten Abdruck, schaffte es letztlich doch überraschend ins Finale mit dem berühmten Kopfstoß und einem italienischen Sieg. Im Vorfeld der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz, absolvierte man noch ein Freundschaftsduell, Frankreich gewann mit 1:0. Bei der Euro selbst schieden die Franzosen sang- und klanglos mit nur einem Punkt gegen Rumänien aus. 

Mega-Skandal

Die WM-Quali für Südafrika verlief zu Beginn überraschend, in der gemeinsamen Gruppe feierte Österreich den ersten Sieg gegen die Grande Nation seit 1970. Betreut von Karel Brückner besorgten Marc Janko und René Aufhauser die 2:0-Führung, Sidney Gouvou erzielte nach einer Stunde den Anschlusstreffer, Andreas Ivanschitz sicherte nach einem Foul an Janko den 3:1-Endstand. Die Revanche folgte im Herbst 2009, Frankreich gewann mit 3:1 und hatte weiterhin Chancen auf die WM. Das Playoff gegen Irland war skandalös – Henry schoss ein Handtor, es war die Zeit vor dem VAR. Doch in der Endrunde ging es so richtig los. Während des Turniers gab es einen Disput zwischen Trainer Raymond Domenech und Star Nicolas Anelka. Der als nicht gerade pflegeleicht geltende Stürmer ließ es darauf ankommen, es folgte ein Wortduell mit Beleidigungen. 

Die Presse veröffentlichte den Vorfall aus der Halbzeitpause im Spiel gegen Mexiko am 17. Juni zwei Tage später, Anelka wurde nachhause geschickt. Die Spieler protestierten und streikten in Solidarität. Der Blätterwald schrieb: „Streikende Millionäre hatten einen Bus entführt und das blaue Trikot als Geisel genommen, um ihre Partikularinteressen durchzusetzen.“ Kapitän Patrice Evra musste auf der Spieltagspressekonferenz vor dem entscheidenden Gruppenspiel über Verräter sprechen, sogar das französische Sportministerium äußerte sich. Trainer Domenech musste eine Handgreiflichkeit zwischen Evra und Konditionstrainer Duverne verhindern. Nach dem 0:0 gegen Uruguay und dem 0:2 gegen Mexiko verabschiedete man sich mit 1:2 nach diesem „Fiasko von Knysna“ aus dem Turnier. Präsident Sarkozy inszenierte öffentlichkeitswirksam sogar ein Gespräch mit Ex-Kapitän Thierry Henry, die FFF befasste sich mit den Zuständen. Die gesamte Geschichte dieser dunklen Seite des französischen Fußballs kennt auch noch die Schlagwörter Rassismus und Prostitution, würde aber diesen Rahmen sprengen.

Die Zehner

2011 kam es zu zwei Spielen zwischen Red Bull Salzburg und PSG. Während Paris daheim mit 3:2 gewinnen konnte, unterlag man in Salzburg mit 0:2. Erst 2016 kam es zum nächsten Duell zwischen den beiden Ländern auf Klubebene, wieder kickten die Bullen, im selben Bewerb. Nizza war in Salzburg mit 1:0 siegreich, dafür gewannen die Österreicher auswärts mit 2:0. Auch in der Saison darauf hieß es rote Bullen gegen Frankreich, sogar zweimal. In der EL-Gruppenphase spielte man gegen Marseille in der EL daheim 1:0, auswärts 0:0, marschierte bis ins Halbfinale, wo man auswärts 2:0 verlor, es zu Hause wiedergutmachte und mit 2:0 in die Verlängerung kam. Aufgrund eines Tores nach einem Eckball stiegen aber die Franzosen auf. Der einzig rot-weiß-rote Kicker in Frankreich in jener Zeit war Philipp Hosiner, der 2014 zu Stade Rennes ging, aber mäßig glücklich wurde. 

Bei der EM 2012 und der WM 2014 reichte es der Mannschaft noch fürs Viertelfinale. Didier Deschamps, der 2012 Teamchef wurde, brauchte Zeit, um eine neues Team zu formen. Österreich spielte bei der Euro 2016 in Frankreich mit, scheiterte an den eigenen Erwartungen, die Franzosen erst an Österreichs Gegner Portugal. Cristiano Ronaldo und Co. hielten das Spiel lang offen, Frankreich brachte den Ball nicht im Tor unter. In der Nachspielzeit schoss Éder in Minute 104 den Goldtreffer, Frankreich verlor sein fünftes Finale. Die WM 2018 wurde dann bekanntlich zum französischen Triumph. 

Die 20er-Jahre

Die Euro 2020 hätte der nächste Schritt sein sollen, die Schweiz hatte aber etwas dagegen und beförderte Frankreich aus dem Turnier. Nach dem Nations League-Sieg wurde Frankreich bekanntlich Zweiter bei der WM in Katar, in der Nations League 2022/23 duellierte man sich mit Österreich, denkwürdig war das 1:1 in Wien. In Frankreich gab es für Österreich nichts zu holen.  Die Qualifikation für die nun startende Euro gestalteten Deschamps und Co. souverän, gegen die Niederlande, Irland, Griechenland und Gibraltar erreichte man fast das Punktemaximum, musste sich nur im letzten Spiel in Athen mit einem 2:2 begnügen. Allgemein wird Frankreich mit diesem Kader als Favorit angesehen.

Im Herbst 2021 kam es dann wieder zu zwei österreichisch-französischen Duellen. Sturm spielte in der Gruppenphase gegen Monaco, verlor auswärts knapp mit 0:1, holte am letzten Spieltag ein 1:1. Salzburg kickte in der Königsklasse gegen Lille, 2:1 und 0:1 lautete das Ergebnis. Letztlich stiegen die Salzburger sogar auf und mussten sich im Achtelfinale Bayern geschlagen geben. Zwei Duelle sind noch offen. Diese Saison spielte der LASK gegen Toulouse und verlor zweimal knapp, Sturm kickte im Conference League-Achtelfinale gegen Lille, musste sich mit einer Gesamtscore von 4:1 (3:0, 1:1) geschlagen geben.

Transferströme und der Fußball

Mit dem heimischen Erstarken wurden auch die Österreicher wieder attraktiver. Dario Maresic, Adrian Grbic und die EM-Kicker Flavius Daniliuc, Kevin Danso, Muhammed Cham und Patrick Pentz spielten bzw spielen in Frankreich. In die andere Richtung passierte lange Zeit recht wenig. Bis zur Jahrtausendwende schauten nur Marcel Byron (Sturm, Debüt 1978) und Franck Rolling (1999, Vorwärts Steyr) in Österreich vorbei. Das Bosman-Urteil brachte viele Legionäre, aber eben wenige aus Frankreich. Alert Yobo (2002, AK), Jocelyn Blanchard (2003, Austria) und Wilfried Domoraud (2010, zuerst Dornbirn, mittlerweile Mauerwerk) sowie Dayot Upamecano (Salzburg, 2016) blieben lange die einzigen. 

Die Bullen waren in ihrer Suche nach Talenten dann gewissermaßen Türöffner. Antoine Bernede kam 2019, Oumar Solet 2020, später kamen Lucas Gourna-Douath und Mahamadou Dembélé. Auch der LASK (Karamoko, Taoui, Pintor), Altach (Ndiaye, Nanizayamo, Tibidi, Bahloul), die Austria (Koumetio), Lustenau (Hugonet, Guenouche), Hartberg (Providence) und Rapid (Mayulu, Seydi) hatten oder haben Franzosen unter Vertrag. Der vermehrte Austausch liegt teilweise an dem gemeinsamen Besitzer von Clermont Foot und Austria Lustenau, umgekehrt gefällt der Red Bull-Fußball auch in anderen Ländern. Während hierzulande Sturm zehn Jahre Salzburger Dominanz brach, schafften das im selben Zeitraum in Frankreich nur Monaco (16/17) und Lille (20/21). Vielleicht schafft es ja auch Ex-RB-Trainer Adi Hütter mit Monaco? 

Vor ihm werkelten übrigens nur 15 Trainer in Frankreich, alle in den 30er-, 40er-, und 50er-Jahren. Mit überschaubarem Erfolg. Vinzenz Dittrich gewann 34/35 mit Olympique Marseille den Pokal. 

Außenseiter gegen großen Dominator – darum geht es auch bei Österreich gegen Frankreich – vielleicht zeigen Rangnick und Co. den Franzosen, wie das mit dem RB-Kick so geht...

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