Dornbirn - oder das schwierige Dasein eines Fußballklubs
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Dornbirn - oder das schwierige Dasein eines Fußballklubs

Der FC Dornbirn ist abgestiegen, die finanziellen Probleme waren zu groß. Warum funktioniert der Klub aus der größten Stadt im Ländle nicht?

Im Jahre 1913 gründeten 15 Burschen in der florierenden Textilstadt Dornbirn einen Fußballklub. Große Duftnoten hinterließ der Klub aus dem Ländle nicht. Lediglich drei Spielzeiten verbrachte der Verein in der höchsten Spielklasse (1960/61, 1963/64, 1969/70). Zwei kuriose Episoden sind die einjährige Spielgemeinschaft mit Austria Lustenau (1965) sowie die Interessensgemeinschaft mit Schwarz-Weiß Bregenz, die von 1979 bis 1987 hauptsächlich in der zweiten Leistungsstufe anzutreffen war.

Andere nahmen den Platz ein

Heutzutage können derartige Geschichten kaum jemanden mehr überraschen, hat der heimische Fußball doch in den letzten Jahren viele Volten geschlagen. Während weiter oben Dorfklubs für Aufregung sorgten, Konkurse Meistermannschaften zerspragelten, kickte der FC Dornbirn, immerhin die größte Stadt im Ländle, ab der Saison 1989/90 in der Regionalliga West. Um die Jahrtausendwende ging es ein paar Spielzeiten eine Stufe runter, von 2004/05 bis 2008/09 hieß es zweite Leistungsstufe.

Das Abenteuer "Erste Liga", wie sie damals hieß, war schnell beendet. Noch bevor der sportliche Abstieg zwei Runden vor Schluss mit einem 1:8 gegen die Admira besiegelt war, war die Lizenz verweigert worden. Da es oben – siehe Volten – Austria Kärnten zerrissen hatte, hätte man um den Verbleib spielen können.

Doch die eigens für die zweite Liga gegründete FC Dornbirn Spiel- und Betriebsgesmbh verzichtete auf diese Relegationsspiele und brachte einen Konkursantrag ein. Es ging in der dritten Liga weiter, mitsamt den insgesamt rund 300 Spielern, von den Kleinsten bis zu dem Altherrenteam. Auf Nimmer-Wiedersehen? Sollten in wechselnder Abfolge Vereine wie Bregenz, Austria und FC Lustenau oder aktuell der SCR Altach als Speerspitze die Klubs aus dem Ländle sein?

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Wer heutzutage FC Dornbirn sagt, muss irgendwie auch Eric Orie sagen

Auftritt Eric Orie

Nicht ganz. Die Dornbirner sollten noch einmal in die 2. Liga zurückkehren. Ein bestimmender Faktor ist Eric Orie, der im November 2016 Trainer des Regionalligisten wurde. Der aktuell 56 Jahre alte Coach stammt eigentlich aus dem niederländischen Utrecht und kam 1993 zu Austria Wien nach Österreich. Danach spielte er hierzulande noch für den VfB Mödling und den SKN-Vorgänger VSE St. Pölten. "Dornbirn war mir kein Begriff", lacht er heute im Interview. Pezzey, Rapid, Austria, das kannte man in den Niederlanden, mehr aber nicht. Es war die Beraterszene, die rund um das Bosman-Urteil "Schuld" hatte, dass er in Österreich landete.

1996 wechselte er ein Jahr, ohne dort zu spielen, zu Blackpool nach England, dann weiter in die vierte Liga nach Italien, wo er sich für weiter oben fit machen sollte, aber das hat nur gut geklungen, also "bin ich schnell wieder nach Österreich zurück." Nach nur einem halben Jahr ging es retour nach Kottingbrunn. Der dortige ASK spielte 2. Liga, stieg aber ab. Orie verschlug es nun ins Ländle, zum FC Lustenau. Eigentlich wollte er, wohnhaft in Mödling, im Osten verbleiben. Sein Freund und Mitspieler Franz Resch überzeugte ihn jedoch, ins ferne Vorarlberg zu gehen. Beim FC war er Spielertrainer, Manager, Sportdirektor und Trainer und lernte seine Frau kennen, gründete eine Familie.

Er heuerte später beim FC Vaduz an, wurde Trainer des Jahres in Liechtenstein, musste aber 2021 wieder gehen. Nach einem Intermezzo bei Langenegg im Unterhaus - als Nachfolger eines gewissen Markus Mader – übernahm er schließlich den FC Dornbirn als Coach, gegen den er bis zu seinem Karriereende übrigens nie gekickt hat. Nach einiger Zeit als Co-Trainer von Damir Canadi bei Atromitos Athen und dem 1. FC Nürnberg kehrte er 2019 wieder zum FC Dornbirn zurück.

Ländle-Chaos

Seit November 2021 ist Orie nun in verschiedenen Positionen bei den Dornbirnern beschäftigt und musste letzte Saison einiges mitmachen, denn 2023/24 wurde dem Klub die Zulassung wegen Schulden in der Höhe von 900.000 Euro entzogen. 

Leider ist es letztes Jahr aus dem Ruder gelaufen. Es war eine wilde G'schicht und so was passiert nur, wenn es nicht läuft.

Eric Orie

In Kürze zusammengefasst: Trainer Thomas Janeschitz wurde geschasst, Präsident Domig wollte einen Profi-unerfahrenen Saunameister als Berater holen, Ex-Admira-Coach Roberto Pätzold sollte kommen, war aber gleich wieder weg, der Präsident verabschiedete sich inklusive Vorstand, im März trat Roman Ellensohn nach nur drei Spielen zurück. Es waren turbulente Tage, Orie laut Eigenaussage nur Passagier. Er möchte aber keine Schuldzuweisungen aussprechen.

"Leider ist es letztes Jahr aus dem Ruder gelaufen. Es war eine wilde G'schicht und so was passiert nur, wenn es nicht läuft. Wir sind froh, dass es vorbei ist", urteilt Orie heute, der dann von Ellensohn das Traineramt übernommen hatte. Sein Eindruck: "Man muss im Sport immer eine Balance zwischen Sport und Finanzen finden. Geht es sportlich nicht so gut, stellen sich immer finanzielle Fragen, was bei einem Abstieg passiert."

Was funktioniert da nicht?

Andere Vereine aus Städten in ungefähr dieser Größenordnung – Leoben, Steyr, Wr. Neustadt – erlebten ähnliches bzw. ähnliche und schlimmere Schicksale: "Es gab in Österreich ja einige Geschichten und mit vielem will dann auch niemand in Verbindung gebracht werden. Fußball hat nicht den besten Ruf."

Dem Aushängeschild Altach wird ein guter Draht zu politischen Entscheidungsträgern nachgesagt, mittlerweile und aufgrund der langen Zeit als Vorarlberger Nummer eins, haben die Rheindörfler ein großes Netzwerk. Würden die großen Unternehmen zusammenarbeiten und bei einem Klub an einem Strang ziehen, davon ist Orie überzeugt, könnte ein Klub aus dem Ländle sogar um den Meistertitel mitspielen. Gelungen ist diese Bündelung in der Form aber noch nie.

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Dornbirn im Duell mit den Großen gibt es nur im ÖFB-Cup. Es ginge aber sicher auch anders...

Ein Beispiel, wie es gehen kann, wäre Austria Lustenau, wo Ahmet Schäfer nach Hubert Nagel kam und dann in Folge in die Bundesliga aufstieg. Aber das ist eben ein Mäzen bzw. Investor. Den haben die Dornbirner nicht.

Zurückkehren, aber wie?

Dabei gebe es hier Geld bzw. mögliche Sponsoren. Als Hauptpartner fungiert aktuell aber nur die ortsansässige Brauerei Mohrenbräu. Möbelbeschlaghersteller Blum, der nebst dem Firmensitz in Höchst hier produziert, scheint "nur" als Silberpartner auf. Leuchtenhersteller Zumtobel ist zwar der größte Arbeitgeber der Stadt und hat den internationalen Sitz hier, konnte aber bislang nicht als Partner gewonnen werden, genauso wenig wie die wirtschaftliche Nummer zwei Dornbirns, die Bäckerei Ölz. Auch Spar hat seine Landeszentrale hier, ist aber kein Sponsor. 

"Die konzentrieren sich auf Langlauf oder Ski bzw. Wintersport", winkt Orie ab. Das weltweit operierende Kunststoffunternehmen Alpla aus dem nahen Hard wiederum ist im Handball engagiert. Vielleicht kann man ja doch jemanden von sich überzeugen. Das ist – nicht nur in Dornbirn – schwierig.

Nach der Sanierung geht es nun aber darum, den Verein in ruhigere Fahrwasser zu bringen. Aktuell liegt man mit Respektabstand zur Spitze der Regionalliga West auf Platz fünf. Vielleicht ist das die Regionalliga und die See weiter oben ist zu rau für den FC Dornbirn.


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