"In manchen Regionen gibt es einen enormen Nachholbedarf, es gibt flächendeckend keine reinen Mädchenmannschaften."
„Anschub notwendig“
Mittlerweile sind Fußballklubs verpflichtet, sich im Frauenfußball zu engagieren. Hier steht der Frauenfußball also: Eine im Vergleich zu anderen Ländern, mit denen man sich vergleichen will, langsame Entwicklung; ein Tritt in den Hintern für Männervereine, um sich im Frauenfußball zu engagieren. Es ist ein bisschen so wie die Frauenquote, die die EU börsennotierten Unternehmen vorschreibt: Niemand will sie, aber ohne scheint es nicht zu gehen. Dass die Richtlinie für Frauenfußball von der UEFA kommt, kann auch als Analogie verstanden werden. Die Bundesregierung kann auf Brüssel verweisen, der ÖFB auf Nyon. Sie schaut aber nicht mit einem weinenden Auge auf diese Entwicklung.
„Es braucht doch öfter mal so einen Anschub“, meint sie, „es ist der UEFA ja auch gelungen.“ Warum es dazu Vorschriften braucht, andere aus eigenem Antrieb auf Frauenfußball setzen, das sei nun nicht so wichtig. „Entscheidend ist, dass die Bundesligaklubs es vernünftig angehen und da denke ich, dass die Klubs auf einem extrem guten Weg sind.“ Eigentlich will sie dazu gar keine Vorschriften, aber „aber das spielt es eben aktuell nicht und das wissen wir eigentlich auch alle“, meint sie, „Insgesamt bin ich über die Entwicklung froh, es ist gut, dass die Klubs auf den Zug aufspringen. Diese Unterstützung ist für den Frauenfußball wertvoll und wir sind froh darüber.“
Breite schaffen
Damit geht aber wohl eine Entwicklung einher: Klassische Frauenklubs wie Kleinmünchen, Landhaus, Vorderland und wohl in Zukunft noch weitere werden verschwinden. Eine Entwicklung, die man auch in Deutschland beobachten konnte. Traditionelle Frauenteams wie Sand oder Potsdam finden sich mittlerweile nur noch in der zweiten Leistungsstufe. „Es gibt ja unterschiedliche Zugänge. In manchen Nationen konnten sich die Klubs quasi 'bedienen', hier muss jeder Klub seinen eigenen Weg finden“, erklärt sie. Der eine 'übernimmt' einen Verein, der andere benutzt in als Vehikel, wieder andere – wie Rapid – steigen unterklassig ein. Es sei wohl schade um die reinen Frauenfußballvereine, aber mit der zunehmenden Professionalisierung komme eben auch der Umstand mit, dass Marken wie Rapid, LASK und Co. eben einen anderen wirtschaftlichen Background hätten und sich insgesamt als Gesamtverein leichter täten: „Ich denke auch nicht, dass das verwerflich ist.“
Nun gilt es, diese Entwicklungen in die Breite zu bringen. Denn Österreich ist das gewissermaßen ein Paradoxon, wie Hochstöger ausführt. Die Pyramide sei quasi umgekehrt: Wenig Breite, aber eine sehr ergiebige Spitze. Ein Beispiel: Norwegen. Dort gebe es zehnmal so viele Spielerinnen, in der Nations League hat Österreich dennoch doppelt so viele Punkte geholt. „Man sieht schon, dass unser Weg auch zum Erfolg führen kann. So wie wir als Verband all das angehen, kann man schon sagen, dass wir den Frauenfußball in vielen Facetten mitdenken.“
Den gesellschaftlichen Wandel könne der Verband aber nur versuchen, mitzugestalten. Um Bewegung in der Schule zu ermöglichen, die zu Interesse an Vereinen führt, braucht es die Politik. Um die Vereine zu haben, braucht es gute Funktionär:innen. Aber: „Vielleicht müssen wir uns in Zukunft auch an der eigenen Nase nehmen und nicht mehr von Frauenfußball sprechen. Das hat sich so eingebürgert. Es muss aber stinknormal sein, dass Mädels und Frauen Fußball spielen. Das soll nichts Besonderes mehr sein.“