Was war das für eine Saison! Der SK Sturm holt das erste Double seit 2005/06 und den ersten Meistertitel woanders als an die Salzach seit 2012/13. Doch dazu später mehr, denn auch abseits der Blackies haben sich einige Spieler und Teams in den Vordergrund gespielt. Natürlich gab es auch das eine oder andere negative Ereignis, das wird an anderer Stelle besprochen. Hier geht es nun um die sieben Tops, die für die 90minuten-Redaktion am wichtigsten waren.
Top 7: Der LASK, also die Spieler
Die Führungsebene des LASK hat sich mit Thomas Sageder verspekuliert und sich einen ziemlich entbehrlichen Kleinkrieg mit dem eigenen Anhang geliefert. Einem anfänglichen Hoch zu Saisonbeginn folgten einige Dämpfer und vor allem die Erkenntnis, dass man zu sehr von Robert Žulj abhängig ist. Im April zog die Führung dann die Notbremse und ersetzte Sageder durch Thomas Darasz. Das bemerkenswerte ist – das 1:7 in Salzburg am letzten Spieltag, als es um nichts mehr ging einmal außen vor gelassen – dass sich eine Mannschaft, die sich in die nur allzu bekannte „Scheißgasse“ manövriert hatte, da wieder herausfand und die Angriffe von hinten abwehren konnte, kurzfristig sogar noch die Chance auf den Vizemeistertitel hatte. Es ist alles andere als selbstverständlich, wenn es sehr unrund läuft, noch einmal den Schalter umzulegen.
Top 6: Aufsteiger Blau-Weiß Linz
Es stand Spitz-auf-Knopf, wie es mit Blau-Weiß Linz weitergeht, wenn der Aufstieg verpasst worden wäre. Wer über mehrere Jahre viel gewonnen hat, gar zweimal Meister wurde und dann endlich gegen die besten Teams des Landes spielt und logischerweise wenig gewinnt, muss damit erst einmal umgehen können. Die Blau-Weißen sind aber ruhig geblieben und haben den Klassenerhalt letztlich gut geschafft, auch wenn es die Unleistungen von Austria Lustenau mit Sicherheit erleichtert haben, keine Kurzschlussreaktionen zu setzen. Besonders schön aus Sicht der Liga ist: Mit knapp 5.000 Fans pro Spiel in einem noch dazu dann sehr voll wirkenden Stadion lässt man langjährige Bundesligisten wie den WAC und Hartberg zum Teil weit hinter sich. Das darf so weitergehen.
Top 5: Österreichs Legionäre
Mit David Alaba und Marko Arnautović hat Österreich je einen Meisterkicker in Top5-Ligen, Aleksandar Dragović (Roter Stern Belgrad), Thomas Murg und Stefan Schwab (PAOK) wurden Meister, Marcel Sabitzer brilliert mit Champions League-Finalist Borussia Dortmund, und, und, und. Auch wenn Ralf Rangnick verletzungsbedingt auf sehr wichtige Spieler verzichten muss, gibt es genügend Kicker, die nun aushelfen können. Vollkommen unersetzlich ist natürlich Real-Export Alaba, aber sogar eine Nation wie Frankreich oder Deutschland täte sich schwer, einen Kicker der Königlichen zu ersetzen. Vor allem im Vergleich zur EM 2016, als es quasi 13, 14 sehr gute Spieler gab, hat sich dieser Kreis mindestens verdoppelt. Ein Vertrag im Ausland reicht ja nicht, es braucht auch die entsprechende Leistung. Ein Wort zur Euro: Ja, da muss man dabei sein und Testspielsiege sind nett, den Beweis, dass alles auch zu einem tollen Sommermärchen reicht, muss man erst einmal antreten.
Top 4: Die Trainer des Landes
Was haben Crystal Palace, AS Monaco, VfL Wolfsburg, Cercle Brügge und Sturm Graz gemeinsam? Richtig, Trainer mit einem rot-weiß-roten Pass. Die heimischen Klubs sowie die Trainerausbildung in Österreich dürfte aktuell so einiges für sich haben. Zeit und Ort müssen schon auch passen, bei Gerhard Struber war das nicht der Fall, Dominik Thalhammer hatte in Oostende kein Glück. Kann passieren. Aber das Werk'l rennt, in Österreichs Bundesliga hatten von 17 Cheftrainern nur drei keinen rot-weiß-roten Pass (Klauß, Wimmer und Cinel). Cinel betreute auch Liefering, mit Bregenz-Urgestein Regi van Acker gab es nur einen nicht-Österreicher bei den Vereinen der 2. Liga. Mag sein, dass da und dort finanzielle Gründe für einen heimischen Coach sprechen, generell ist es eine feine Entwicklung, dass dem so ist. Das war nämlich alles auch schon einmal anders.
Top 3: Das Frauennationalteam
Jaja, die Herren sind bei der Euro, aber die rot-weiß-roten Frauen sind nicht nur souverän und überraschend in der Nations League verblieben, sondern haben dadurch auch sehr gute Chancen auf die Qualifikation zur EM 2025. Denn die wird ähnlich ausgetragen wie die Nations League, in der Liga A fahren beispielsweise die ersten beiden Teams fix in die Schweiz. Gegen Island können die Frauen einen großen Schritt machen. Das ist alles umso toller, als dass die Elf von Irene Fuhrmann mitten in einem laufenden Umbruch von älteren Heldinnen zur neuen Generation ist. Doch die Latte liegt durchaus hoch. 2017 schafften es die Frauen bis ins EM-Halbfinale, 2022 überstand man ebenfalls die Gruppenphase. Bleibt zu hoffen, dass die wichtigsten Kickerinnen verletzungsfrei bleiben – denn von Zuständen wie bei den Herren, wo aus einem großen Reservoir gefischt werden kann, ist man bzw. frau noch weit entfernt.
Top 2: Das rote Graz, der GAK
Was hat der 2. Liga-Meister nicht alles gelitten? Multiple Finanzcrashs und eine Wiederauferstehung von Liga acht weg und dann...vor einem Jahr scheiterten die Rotjacken quasi in letzter Sekunde an der Rückkehr ins Oberhaus. So einen Tiefschlag muss jeder Verein erst einmal verdauen. Bis auf drei Aussetzer in Form von Niederlagen haben die Grazer aber schnell klargemacht, dass der Meistertitel nur über sie gehen kann. Die Konkurrenz hätte hartnäckiger sein können, aber was soll's? Wer 20 Mal gewinnt, hat sich den Titel allemal verdient. Dem GAK winken nun Duelle mit den allerbesten des Landes, im Gegensatz zu anderen Aufsteigern hat man eine zwar in die Jahre gekommene, aber würdige Kulisse. Mit Infrastrukturproblemen ist man in der steierischen Landeshauptstadt aber natürlich auch nicht alleine.
Top 1: Double-Sieger Sturm Graz
Keine Frage, wer das Double gewinnt, ist die Mannschaft der Saison. Dabei ging den Grazern dieses Jahr gar nicht alles so leicht von der Hand. In der Champions League-Quali bekam man von PSV Eindhoven viele Grenzen aufgezeigt, in der Europa League-Gruppenphase verlor man alle Rückspiele und stieg trotzdem auf. Der Ligaherbst war fußballerisch wenig berauschend, aber es gelangen letztlich diese Siege und Punkte. Die ersten drei Spiele gegen jene Klubs, die am Ende ganz unten in der Tabelle standen, konnten mit nur einem Törchen Unterschied gewonnen werden, aber es braucht diese Siege, wenn man Meister werden will. Das hat der Hauptkonkurrent aus Salzburg (drei Remis, eine Niederlage) eben nicht geschafft, kam ins Straucheln. Tut aber nichts zur Sache. In den letzten zehn Jahren hat Salzburg ja da und dort geschwächelt, ausnutzen konnte es niemand. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie außergewöhnlich diese Leistung des SK Sturm wirklich gewesen sein wird. Aus Sicht des Fußballs an sich ist es wünschenswert, dass die Blackies den eingeschlagenen Weg erfolgreich fortsetzen können.
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