Alter Cupsieger, neuer Meister, ein lang feststehender Absteiger, der eine oder andere Aufreger rund um die Fußballspiele – die Saison 2023/24 hat den heimischen Fußballfans kalt/warmgegeben. In dieser Liste befinden sich die Umstände, die eher eine kalte Dusche waren, und zwar auch über die betroffenen Klubs hinaus. Eine Sache vorne weg: Wer in der Liste einzelne Spieler sucht, wird keine finden. Denn es geziemt sich nicht, sich einen Kicker herauszupicken und auf ihn einzudreschen, schließlich hat es immer unterschiedlichste Gründe, warum es nicht klappt.
Flop 7: Der SK Rapid
Und wieder keinen Titel, SCR. Selbst, als die Losfee es gut meinte – Donaufeld, Gurten, Amstetten, St. Pölten und Leoben waren am Weg ins Finale zu bezwingen. Im Vorfeld dessen verzockte sich Trainer Robert Klauß laut nicht wenigen Beobachtern, die drei Ligaspielen davor gingen verloren, niemand wollte etwas „abgeschenkt“ haben. Im Finale klappte es dann auch nur eine Halbzeit. Am Ende wurde es in der Liga Rang vier, das ist in Ordnung, der Abstand zum drittplatzierten LASK überschaubar. Aber es waren wieder diese Dinge, die nur bei Rapid geschehen, die es schwierig machen. Die aufgetauchten Handyvideos brachten Unruhe in den Verein, die nächste Saison wird mit zwei Minuspunkten angefangen. So wird es schwierig, den LASK einzuholen oder eine Lücke nach ganz vorne langsam zu schließen.
Flop 6: Die Schiedsrichter
Nein, hier soll nicht unreflektiert auf die Pfeifenträger hingeprügelt werden. Diese machen einen Job, den kaum jemand tun will. Darüber hinaus filtern sie, gemeinsam mit dem VAR, einige Fehlentscheidungen heraus, die früher jeder, außer der Schiedsrichter gesehen hatte. Klare Abseitstore gibt es nicht mehr. Und auch der Bahö unterscheidet sich immer danach, wer betroffen ist. Lassen wir das einmal so stehen. Was aber schon enorm mühsam ist, ist zunächst die Dauer der VAR-Entscheidungen. Das, was nach ein paar Zeitlupen nicht zu sehen ist, ist es auch nach ein paar Minuten mehr nicht. Zum schwierigen Punkt: Dass das zweite Goal von Sturm gegen Rapid gegolten hat, hat außer dem Schiedsrichter wohl niemand verstanden. Beim 2:0 von Rapid gegen Salzburg hätte es Elfmeter statt Konter und Tor geben müssen. Nicht alles gleicht sich durch die Saison aus, Fehler passieren, in entscheidenden Phasen tun sie doppelt und dreifach weh; zumindest jenen, die dadurch betroffen sind. Transparenz gut und schön, aber so manche Entscheidung, die noch dazu mit VAR-Unterstützung getroffen wurde, ist Wasser auf den Mühlen, derer, die den VAR ablehnen. Und in Schweden wurde er ja bereits wieder abgeschafft, in England, dem Mutterland des Fußballs, soll darüber abgestimmt werden.
Flop 5: Absteiger Austria Lustenau
Der Weg, die Spieler von einem Verein aus einer Topliga zu bekommen, die dort nicht mehr gebraucht werden, ist abgestraft worden und das ist gut so. Natürlich wissen in Österreich alle, dass es größere Fußballländer gibt, das ist aber noch lange kein Grund, Erfüllungsgehilfe von Absteigern aus den Ländern zu sein. Kooperationen mit größeren Klubs, schön und gut, so ist die große, weite Fußballwelt. Pardon, wer nicht gut genug für Darmstadt ist, sollte nicht einfach nach Österreich weiter gereicht werden. So viel Selbstvertrauen darf man schon haben. Mögen Austria Lustenau mit den zahlreichen Fans, einem neuen Stadion sowie nachhaltigerem Plan zurückkommen.
Flop 4: Die 2. Liga
Natürlich, da gibt es mit dem GAK einen lässigen Bundesliga-Aufsteiger, aber der Rest? Vom Stripfinger Don Camillo über die St. Pöltner Chaotik, falsch angemeldete Bregenzer Kicker, viele rote Zahlen in den Geschäftsberichten bis zur Leobener Schmierenkomödie – da war Dornbirn noch nicht einmal dabei. Wenn es jetzt noch einen Klub finanziell zerreißt, ist das Theater perfekt. Man kann schon einige Dinge mit den schwierigen wirtschaftlichen Umständen erklären, aber nicht jeden Blödsinn. 2. Liga, get your Shit together, das ist teilweise peinlich bis erschreckend, was da abgeliefert wird.
Flop 3: Der Verletzungsteufel
Der Verletzungsteufel scheint in Österreich zu wüten, als gebe es kein Morgen. Red Bull Salzburg kostete es ein Weiterkommen in der Champions League, mit zeitweise bis zu 15 verletzt ausgefallenen Kickern. Diverse Kreuzbandrisse werden hoffnungsvolle Karrieren verlangsamen, den ÖFB kostet eine derartige Verletzung David Alaba und Xaver Schlager und auch sonst kann Rangnick nicht auf die allerbesten Spieler zurückgreifen. Auch im Frauen-Nationalteam fehlten einige Spielerinnen länger. Der Verletzungsteufel betrifft natürlich viele Klubs und wenn der beste Spieler des Gegners meines Lieblingsklubs ausfällt, kann man das wohlwollend hinnehmen, aber keine Sportverletzung ist angenehm und gerade Kreuzbandrisse wünscht man am besten niemandem. Denn es geht auch um das Persönliche. Ob David Alaba bei der Euro 2028 noch dabei sein wird? Vielleicht sollten sich auch FIFA und UEFA überlegen, ob das mit den ganzen Bewerben nicht irgendwann zu viel wird. Für weniger Verletzungen werden die neuen Spieltage in Champions- und Europa League ja nicht gerade führen...
Flop 2: Nicht-mehr-Serienmeister Red Bull Salzburg
Die Bullen sind nun endgültig entthront. Nachdem es seit 2018 schon öfters gelungen war, Red Bull Salzburg einen Titel abzuluchsen, gelang das seit der Bundesligareform noch nie. Gut, die Salzburger hätten ohne Punktehalbierung den Titel geholt, aber bis zu einem gewissen Punkt wurde die ja genau deshalb eingeführt. Ein bisschen Demut schadet sicher nicht, ein paar Punkte in der Champions League-Qualifikation sind sicher besser, als was die letzten Vizemeister veranstaltet haben. Aber bevor über zwei Vereine aus Österreich in der Königsklasse gesprochen werden kann: Die Serie ist gerissen. Aus, Ende, mehr als zehn Titel werden es aktuell nicht. Da können sich die Verantwortlichen ihr „Serienmeister“ in die Haare schmieren, eine große Niederlage für den Ligakrösus.
Platz 1: Austria Wien
Ja, sorry, was soll man sagen. Selbst, wenn es mit dem Europacup-Playoff-Finalspiel gegen den TSV Hartberg noch klappen sollte, diese Saison war wieder einmal eine gebrauchte für die Veilchen. Dass man am Ende den doch recht beliebten Michael Wimmer vor die Tür gesetzt hat, setzt dem ganzen noch einen drauf. Die Austria war wohl zwischenzeitlich näher am Finanzcrash als an gutem Fußball dran und der war auch nur allzu selten zu sehen. Dass die Fans trotzdem in Scharen kommen und die Schnauze noch nicht so voll haben, dass sie gar nicht mehr erscheinen, mag für sie sprechen, aber es ist wirklich fraglich, wie lange das in Favoriten noch gut gehen kann, ehe man das Schicksal von Austria Lustenau erleidet. Ob damit dann am Ende gemeint ist, dass sie absteigen oder ein ausländischer Investor daherkommt – allen gegenwärtigen Beteuerungen zum Trotz – kann jeder für sich selbst entscheiden. Schade wäre es allemal und es ist zu hoffen, dass das aktuelle Führungsteam den einst so stolzen Verein wieder in ruhigere Gefilde führen kann.
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