Österreichs Regionalligen - von der Geburtsstunde bis heute [Exklusiv]
Die Regionalligen sind ein wichtiger Bestandteil von Fußballösterreich. Doch sie sahen nicht immer so aus wie heute. Vieles hat sich verändert, manches ist gleich geblieben.
+ + 90minuten.at PLUS - Von Simon Fuchs + +
Um zu den Wurzeln der Regionalliga zu gelangen, muss ein Blick zurück ins Jahr 1949 geworfen werden: Österreichs höchste Spielklasse, die Erste Klasse wurde in die Liga A umgewandelt und war erstmals seit Kriegsende als Profi-Liga ausgelegt. Direkt darunter trugen die Bundesländer eigene Meisterschaften aus. Die Landesmeister aus dem Burgenland, Oberösterreich, Niederösterreich und der Steiermark sowie jener der Tauernliga (Kärnten und Salzburg) bildeten gemeinsam mit dem Sieger aus Vorarlberger gegen Tiroler Meister eine, zwei Dreiergruppen umfassende Aufstiegsrelegation.
Der Erstplatzierte war für die Liga A qualifiziert, der Zweitplatzierte für die, in der Folgesaison ins Leben gerufene, Liga B und der letzte musste wieder in seiner Landesliga spielen, während der Wiener Meister direkt aufstiegsberechtigt war. Neben der Liga B trugen die Verbände Kärnten, Salzburg, Vorarlberg und später Tirol fortan eigene Meisterschaften aus und waren damit ebenfalls der zweithöchsten Spielklasse zuzuordnen.
Erstmals Regionalligen - mit zu wenig Vereinen
In der Saison 1959/60 wurden zunächst die Regionalligen Ost und Mitte eingeführt. Beide waren für 14 Vereine ausgelegt, im Osten spielten jedoch zunächst nur 13 Klubs mit. Der 1. Schwechater SC kürte sich zum erstmaligen Ost-Meister, in der Mitte (mit anfangs lediglich elf Vereinen) gelang dies dem SV Stickstoff Linz. Im Folgejahr kam schließlich die Regionalliga West hinzu, eine Zwölferliga, die der Salzburger AK in der Premierensaison für sich entschied. Gleichzeitig wurden die anderen beiden Regionalligen auf die ursprünglich angedachte Größe aufgestockt.
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Rund eineinhalb Jahrzehnte bildeten die neu geschaffenen Regionalligen die zweithöchste Spielklasse, ehe im Zuge einer umfassenden Reform 1974 zwei Zehnerligen eingeführt wurden, wodurch die Regionalligen auf Drittklassigkeit herabgestuft wurden, was zur Folge hatte, dass sich West und Mitte auflösten und den Aufsteiger wieder mittels Relegation zwischen den jeweiligen Landesmeistern bestimmten. Die Vereine aus dem Westen bildeten aber schon mit Beginn der 80er Jahre erneut eine gemeinsame Liga. Die Regionalliga Mitte wurde hingegen erst ab der Saison 1994/95 wieder ausgespielt, während jene im Osten bis heute durchgehend, und damit heuer zum bereits 49. Mal als dritte Spielklasse fungierte.
Westen geht eigenen Weg
Seit den 70er Jahren änderte sich die Größe zweithöchsten Liga stetig, was auch Auswirkungen auf die Aufstiegsregelungen hatte. Je nachdem, wie viele Plätze frei waren, gab es eine entsprechende Anzahl an Fixaufsteigern und Relegationsspielen. Seit der letzten Ligareform 2018 gibt es drei Absteiger aus der 2. Liga, weshalb aus allen drei Regionalligen jeweils der Meister – sofern dieser die notwendige Lizenz erhält – aufsteigt.
Während Ost und Mitte diesen im normalen Modus mit 16 Vereinen ermitteln, gibt es im Westen seit einigen Jahren ein eigenes Modell: Die drei Landesverbände Salzburg, Tirol und Vorarlberg tragen im Herbst eigene Meisterschaften mit zehn Vereinen aus, von denen sich jeweils die zwei besten im „Eliteliga-Playoff“ im Frühjahr um den Zweitliga-Aufstieg duellieren, während der Rest gegen den Abstieg spielt. Die besondere Aufteilung wurde primär beschlossen, um die hohen Reisekosten zu reduzieren, trifft allerdings nicht nur auf Wohlwollen. Insbesondere der Salzburger Verband sprach sich von Anfang an klar dagegen aus, musste sich dem ÖFB-Beschluss letztlich aber beugen. Seit geraumer Zeit steht jedoch fest: Die Regionalliga West wird ab der kommenden Saison wieder im gewohnten Modus als 16er-Liga ausgetragen.
Damit wird Österreichs dritthöchste Spielklasse wieder einheitlich – keine Selbstverständlichkeit, wie der Blick auf die Vergangenheit zeigt.
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