Vienna: Über Stripfing zurück in die Bundesliga
Mit einem ambitionierten Plan meldete sich der First Vienna FC zurück: Bis 2026 wollen die Döblinger in der Bundesliga kicken. Die Realität heißt aber zunächst Stripfing.
Es knistert wieder, wenn man in Wien über die Vienna spricht. Das merken auch potenzielle Sponsoren, die immer häufiger bei uns anfragen.
++ 90minuten.at Exklusiv von Michael Fiala ++
Nach den Auftaktveranstaltungen der neuen Admiral Bundesliga und der 2. Liga lud heute, Donnerstag, der First Vienna FC in den neu umgebauten VIP-Club, der gleichzeitig auch als Vienna-Museum dient. Dutzende Bilder und Geschichten zeugen von einer traditionsreichen Vergangenheit. Von dieser Vergangenheit will man aber in Wien-Döbling nicht mehr länger träumen, sondern höchsten anknüpfen, wie es Kurt Svoboda vom Vienna-Präsidium sinngemäß formulierte.
Im Rahmen des Mediengespräches präsentierte der Klub das Projekt „Neue Wege 2026“. Im Fokus steht die nachhaltige Positionierung von Österreichs ältestem Fußballverein als starke Kraft in Wien. „Das Vorhaben ist ambitioniert, aber realistisch“, heißt es dazu in der aktuellen Presseaussendung. Oder kurz gesagt: Bei der Vienna wird nicht mehr gekleckert, sondern geklotzt.
Zurück in die Bundesliga
Ziel ist, dass der sechsfache österreichische Meister, dreifache Cupsieger und Mitropacup-Sieger von 1931 ab der Saison 2026/27 wieder im Konzert der Großen in der Bundesliga mitspielen will. Das Frauen-Team, dem heuer der langersehnte Aufstieg in die 1. Bundesliga gelang, will sich dann längst schon nach ganz oben orientieren. „Wir wollen mit den Frauen St. Pölten schon dieses Jahr ein bisschen fordern“, so Svoboda. So oder so: Die stufenweise Rückkehr des First Vienna Football Club 1894 in den Profifußball ist beschlossene Sache. Die (ersten) Weichen sind gestellt.
Geld schießt zwar keine Tore, es erleichtert es aber ungemein. „Doch Fußball ist nicht programmierbar“, versuchte Svoboda die eigenen, hochgesteckten Ambitionen auch ein wenig zu bremsen. Seit dem Zwangsabstieg in die 2. Landesliga wurde – dank Hauptsponsor UNIQA – ein solides Fundament geschaffen. Mit Nina Burger, Andreas Ivanschitz und Markus Katzer ist sportliches Know-how auf die Hohe Warte eingezogen. Erste Erfolge (Frauen-Aufstieg in die 1. Bundesliga, Herren-Aufstieg in die Regionalliga Ost) haben sich eingestellt.
Nächste Ziel: 2. Liga
Wie 90minuten.at aus gut informierte Quelle in Erfahrung bringen konnte, plant die Vienna für die neue Saison mit einem Budget von rund 2,5 Millionen Euro. Svovoda wollte im Rahmen der Pressekonferenz keine Zahlen nennen, bestätigte aber einen niedrigen Millionenbetrag als aktuelles Budget. Damit könnten die Wiener auch relativ locker in der 2. Liga mitspielen. Apropos 2. Liga: Der Aufstieg dorthin ist das nächste große, sportliche Ziel. Parallel dazu sollen die Döblinger als der Ausbildungsverein positioniert werden. Dazu werden in den nächsten fünf bis sechs Jahren insgesamt rund 8,5 Mio. Euro in den neu geschaffenen „Vienna Campus“ in der Spielmangasse investiert.
In fünf Jahren ganz oben
Spätestens 2026/27 soll die Vienna dann Mitglied der höchsten Spielklasse sein. Svoboda ist klar, dass es hierfür „mindestens sechs Millionen Euro Budget“ benötigt. Potente Sponsoren sollen daher nach und nach gefunden werden. Einer dieser Sponsoren ist Roland Schmid mit ImmoUnited. Bei Rapid als Nachfolger von Michael Krammer knapp gescheitert, intensiviert der erfolgreiche Geschäftsmann nun seine Aktivitäten bei der Vienna. Demnächst soll er ins Vienna-Präsidium kooptiert werden und sich dann um die Bereiche Infrastruktur, Digitalisierung und Sponsoring kümmern. „Es knistert wieder, wenn man in Wien über die Vienna spricht. Das merken auch potenzielle Sponsoren, die immer häufiger bei uns anfragen“, erzählt Schmid.
Neben einem für die Bundesliga deutlich erhöhten Budget um den Faktor drei bis vier müssen sich die Döblinger aber in den kommenden Jahren auch um ein anderes Thema kümmern: Die Hohe Warte entspricht derzeit bei weitem nicht den Anforderungen der Bundesliga. Rasenheizung, Video-Wall, überdachter Gästesektor sind nur drei Kriterien, die ins Geld gehen. Antworten dazu blieb Svoboda heute auf Nachfrage von 90minuten.at noch schuldig: „Darüber können wir heute noch keine konkreten Aussagen machen, es gibt hier noch keine detaillierte Planung.“ Andererseits: Wenn Hartberg dies schafft, sollte dies für eine ambitionierte Vienna auch möglich sein.
Stripfing statt Bundesliga
Doch das ist alles noch Zukunftsmusik. Der Weg in die Bundesliga ist weit, die Realität heißt Regionalliga. Am 18. Juli geht es zunächst noch im UNIQA ÖFB Cup gegen Kapfenberg um den Aufstieg in die zweite Runde. Und am 30. Juli startet die Liga: Die ersten Gegner der Vienna heißen Stripfing, Draßburg und Traiskirchen. Auf die Duelle gegen Rapid, Austria & Co müssen die blau-gelben Fans noch warten – oder ins eigene Klubmuseum gehen.