Das Netz des Andreas Heraf
Nur eine Mannschaft ist nach sechs von zehn Spielen im Playoff-System der Bundesliga noch ungeschlagen. Es ist dies nicht etwa Red Bull Salzburg, Rapid Wien oder der LASK, sondern die SV Ried in der Qualifikationsgruppe.
Er zollte den Riedern außerdem Respekt für einen effektiven, wenn auch nicht schön anzuschauenden Fußball. Die Rieder Defensivketten bezeichnete er als “Netz”, durch welches man kaum durchkommen könne.
Wenn Heraf seinen Spielern von der Seitenlinie aus Anweisungen gibt, dann brüllt er meistens nicht einfach nur einzelne Wortfetzen durch die leeren Stadien, sondern erklärt den Spielern auch die Intention bzw. den Plan hinter diesen Anweisungen.
Es geht um das nackte Überleben, um Existenzen. [Unser Fußball] ist nicht schön anzuschauen, aber ich will keine Katastrophe in Ried haben.
+ + 90minuten.at Exklusiv - Eine Reportage von Gerald Emprechtinger + +
Die Existenz des Mythos 'Trainereffekt' wird regelmäßig von wissenschaftlichen Studien bestritten, zuletzt im April 2021 von der deutschen Sportschau. Das erscheint durchaus logisch, denn bei vielen Trainerwechseln werden nur Nuancen umgestellt, der eine oder andere Spieler ausgetauscht oder das System leicht adaptiert. Im Grunde hoffen viele Vereine darauf, dass der neue Besen besser kehrt als der alte. Seit Andreas Heraf das Amt des Cheftrainers bei der SV Ried übernommen hat, kann man allerdings von einem echten Trainereffekt sprechen, welcher in dieser Form vermutlich nicht einmal vom kühnsten Optimisten erwartet worden wäre.
Als Miron Muslic im Jänner 2021 die Nachfolge von Aufstiegstrainer Gerald Baumgartner antrat, krempelte er die Ausrichtung und den Spielstil der Mannschaft nachhaltig um. Offensivpressing und schnelles Umschaltspiel hätten die Säulen des neuen Rieder Spiels darstellen sollen. Diese Idee entwickelte sich jedoch zu einem Rohrkrepierer, weil erstens die Kaderzusammenstellung auf diesen Fußball nicht ausgerichtet war und es zweitens an Qualität auf den Schlüsselpositionen mangelte.
Nach zehn sieglosen Spielen zog Muslic die persönliche Konsequenz aus der sportlich prekären Lage des Vereins - man startete mit nur einem Punkt Vorsprung auf die rote Laterne in die Qualifikationsgruppe - und trat von seinem Amt als Cheftrainer zurück.
“Nicht schön anzuschauen, aber effektiv”
Andreas Heraf, der erst eine Woche zuvor als Co-Trainer und Impuls für Muslic installiert worden war, kannte große Teile der Mannschaft bereits aus der Vorsaison, als er sich in der Rolle des Co-Trainers von Baumgartner für den Aufstieg der Mannschaft in die Bundesliga mitverantwortlich zeichnete. Wohl auch aufgrund der Tatsache, dass er die Stärken und Schwächen des Kaders realistisch einschätzen konnte, hat der 53-jährige Wiener den Fußball im Innviertel seit seinem Amtsantritt nicht revolutioniert, sondern auf funktionierende Grundtugenden heruntergebrochen bzw. auf die Basics reduziert.
Mit 46 Gegentoren in 22 Spielen war nur die Admira (50) im Grunddurchgang defensiv anfälliger. Die Stabilisierung dieser Defensive der erste Hebel, an dem Heraf nach seiner Amtsübernahme angesetzt hatte. Dies ist vorerst gelungen, denn mit fünf Gegentoren in sechs Spielen in der Qualifikationsgruppe stellt man aktuell die zweitbeste Defensive, lediglich die Austria hat bisher einen Treffer weniger kassiert.
In gleich drei der sechs Spiele stand am Ende hinten sogar die Null - in den 22 Spielen des Grunddurchgangs war dies nur zweimal der Fall. “Defense wins championships” ist eines der wohl bekanntesten Zitate aus dem US-Sport. Auch wenn es für die SV Ried heuer um keine Meisterschaft geht, so würde sich der Klassenerhalt auf Basis der Monate zuvor zumindest wie eine solche anfühlen.
Sehr defensives 5-4-1
Man agiert unter Heraf oftmals mit einer Fünferkette bzw. einem sehr defensiven 5-4-1. Die Staffelung der beiden Defensivketten ist gut organisiert und man verteidigt die Angriffe des Gegners taktisch diszipliniert. Die Ketten stehen auch ziemlich tief, daher gibt es für den Gegner kaum eine Chance, die SVR mit einem Steilpass oder Lochpass in Gefahr zu bringen. Und alles, was an hohen Bällen ins Abwehrzentrum kommt, wird von den drei kopfballstarken Innenverteidigern geklärt. Daher verzweifeln die Gegner wie Altach oder St. Pölten zuletzt reihenweise am Rieder Defensivbollwerk.
Die taktische Diszipliniertheit wurde auch von Georg Zellhofer nach dem 1:2 seiner Mannschaft in Ried explizit hervorgehoben. Er zollte den Riedern außerdem Respekt für einen effektiven, wenn auch nicht schön anzuschauenden Fußball. Die Rieder Defensivketten bezeichnete er als “Netz”, durch welches man kaum durchkommen könne. Im Zentrum dieses Netzes steht mit Samuel Sahin-Radlinger sozusagen die Spinne der SV Ried, um die Analogie von Zellhofer fortzuspinnen. Der gebürtige Rieder, der nach Auslandsstationen bei Hannover, Nürnberg, Brann Bergen und Barnsley im Sommer zu seinem Stammverein zurückkehrte, hatte im Herbst mit einer langwierigen Verletzung zu kämpfen und war deswegen nie wirklich bei 100% seiner Leistungsfähigkeit. Eine Corona-Erkrankung Ende Oktober 2020 war für seine Form ebenfalls nicht wirklich förderlich.
Doch nun bereits im gesamten Frühjahr agiert der 28-jährige in Topform und bewahrte seine Mannschaft regelmäßig vor Rückständen bzw. unter Muslic vor zu vielen Gegentreffern. Sein konstant hohes Leistungsniveau geht im Vergleich etwa zu den Leistungen von Patrick Pentz bei der Austria in den Medien ziemlich unter. Nach dem Spiel gegen Altach, bei dem Sahin-Radlinger in der 1. Halbzeit seine Mannschaft mehrmals vor einem Gegentor bewahren konnte, bezeichnet ihn Andreas Heraf als einen “fantastischen Tormann mit Riesenqualitäten, der auch das Potential habe, in der Nationalmannschaft zu spielen”.
Variabel einsetzbare Spieler
Heraf setzt in seiner Mannschaft auch vermehrt auf Spieler, die variabel einsetzbar sind. So ist beispielsweise Julian Wießmeier derzeit auf der rechten Abwehrseite gesetzt. Der Deutsche ist eigentlich zentraler Offensivspieler und weder besonders schnell oder zweikampfstark, also eigentlich kein perfect match für einen Spieler auf dieser Position.
Doch er kann ein Spiel lesen, die Laufwege des Gegners antizipieren und strahlt viel Ruhe am Ball aus. Seit der 28-jährige aus Nürnberg auf dieser Position agiert, wurde eine große Problemzone im Rieder Defensivspiel behoben. Denn keiner seiner Vorgänger Kerhe, Takougnadi, Meisl oder Möschl wusste zuvor auf der rechten Abwehrseite zu glänzen. Wießmeier hingegen erlebt eine persönliche Renaissance im SVR-Dress, denn sowohl unter Baumgartner als auch unter Muslic war er nicht viel mehr als ein Ergänzungsspieler.
Aufgrund der defensiven bzw. reaktiven Spielanlage kommt man nur selten in die Verlegenheit, das Spiel machen zu müssen. Man lauert lieber auf Fehler des Gegners, um diese durch Konter der pfeilschnellen Flügelzange Grüll und Bajic zu bestrafen.
Konterspiel über die Flügelzange Grüll und Bajic
Beim 2:2 gegen Hartberg schloss Marco Grüll einen Konter durch ein Solo aus der eigenen Spielhälfte mit einem Flachschuss ab. In dieser Aktion dribbelte er gleich an vier Gegenspielern vorbei. Das 2:1 in der Generali Arena fiel nach einem weiten Pass von Constantin Reiner in die Schnittstelle der Austria-Defensive, Grüll setzte sich im Sprintduell gegen seinen Gegenspieler mit fairen Mitteln durch und schob zum zwischenzeitlichen Führungstreffer ein.
Das vermeintliche 1:0 in St. Pölten fiel nach einem ähnlichen Schema. Nach Ballverlust des SKN im Mittelfeld spielte Stefan Nutz einen Lupfer auf den durchstartenden Grüll, der Pongauer schob souverän an Riegler vorbei ein. Nur eine klare Abseits-Fehlentscheidung des Schiedsrichterassistenten verhinderte in diesem Fall, dass der Treffer auch zählte.
Auch beim 1:0 im Heimspiel gegen St. Pölten machte der Geschwindigkeitsvorteil der Rieder Flügelzange den Unterschied aus. Ante Bajic zog nach Ballverlust des Gegners und einem schnellen Pass von Grüll dank seiner Schnelligkeit am Gegenspieler vorbei und traf von der Strafraumgrenze unhaltbar zum Führungstreffer. Vor dem 2:1 war es ein unwiderstehliches Solo des 25-jährigen Innviertlers aus der eigenen Spielhälfte, welches nur durch ein Foul knapp 18m vor dem gegnerischen Tor gestoppt werden konnte. Der darauffolgende Freistoß sorgte für den 2:1 Führungstreffer der SV Ried und ist eine direkte Überleitung zur dritten Stärke des Spiels unter Andreas Heraf.
Kreativität und Effektivität bei Standards
Beim 2:0 Sieg in der Südstadt sorgte Marco Grüll mit einem Freistoß aus über 30 Metern für die Vorentscheidung. Das 2:1 gegen den SKN fiel nach einer Freistoßvariante, bei welcher der Gegner mit einem Schuss von Stefan Nutz rechnete, während hingegen Marcel Ziegl mit einem Schuss an der Mauer vorbei ins Tormanneck für den Siegtreffer sorgte. Der 3:2 Siegtreffer gegen Hartberg - vermutlich der Knackpunkt schlechthin in der Saison der SV Ried - fiel durch einen Schuss von Wießmeier nach einer Eckballvariante. Auch beim 1:0 in der Generali Arena wurde ein Eckball von Filip Borsos am kurzen Pfosten per Kopf verlängert, Constantin Reiner verwertete im Zentrum aus kurzer Distanz zum Führungstreffer.
Auch für Einwürfe im Offensivdrittel hat sich Andreas Heraf einige Varianten überlegt. So geht beispielsweise Innenverteidiger Kennedy Boateng ins Zentrum und versucht die Einwürfe von Meisl oder zuletzt Lercher mit dem Hinterkopf zu verlängern. Gelingt dies, so entsteht fast immer unmittelbare Gefahr im Strafraum des Gegners. Diese Varianten bei Standards kommen nicht von ungefähr, sondern durfte man unter Heraf sogar erwarten, sorgten sie doch schon letzte Saison für einen entscheidenden Moment im Aufstiegsrennen. Beim Spielstand von 2:2 gegen Horn in der vorletzten Runde war es ein Spiegelbild des Freistoßes von Ziegl gegen den SKN, der für den 3:2 Siegtreffer und damit die Tabellenführung vor dem letzten Spieltag sorgte.
Bei diesen Standards verfolgt man immer konkrete Pläne, die Rollen bzw. Positionen in der Mannschaft sind klar verteilt und jeder weiß daher, was in einer bestimmten Situation zu machen ist. Marcel Ziegl sprach nach dem Sieg gegen den SKN von “verständlichen Anweisungen” des Trainers. Diese sind derzeit überall erkennbar, egal ob im Defensivverbund, bei schnellen Kontern oder bei offensiven Standardsituationen. Wenn Heraf seinen Spielern von der Seitenlinie aus Anweisungen gibt, dann brüllt er meistens nicht einfach nur einzelne Wortfetzen durch die leeren Stadien, sondern erklärt den Spielern auch die Intention bzw. den Plan hinter diesen Anweisungen.
Auch Glück ist ein Faktor
Trotz aller Organisiertheit darf man allerdings auch den Faktor Glück nicht ganz außer Acht lassen. nicht Beim Spielstand von 0:0 in der Südstadt vergab die Heimmannschaft in der 1. Halbzeit gleich mehrere Sitzer, so klärte beispielsweise Ante Bajic einen Kopfball auf der Torlinie, wenig später setzte Aiwu einen Sitzer knapp am Gehäuse der Innviertler vorbei. Beim 0:0 im Heimspiel gegen Altach zog Schiedsrichter Altmann in der 2. Halbzeit einen Elfmeterpfiff für die Vorarlberger nach Konsultation mit seinem Assistenten wieder zurück. Es war zwar die korrekte Entscheidung, solche Aktionen passieren jedoch trotzdem einigermaßen selten und werden erst ab der Saison 2021/2022 durch den Einsatz des VAR (zumindest theoretisch) mit technischen Mitteln verhindert werden.
Im Spiel gegen den SKN St. Pölten landete beim Spielstand von 0:0 eine Flanke auf dem ausgestreckten Arm von Markus Lackner. Die Fahne von Sara Telek blieb jedoch unten. Es war eine dieser Aktionen, bei denen durchaus regelmäßig Elfmeter gepfiffen werden. Und kurz vor dem Schlusspfiff setzte Daniel Luxbacher aus wenigen Metern unbedrängt einen Kopfball am leeren Tor vorbei.
Auch solche Aktionen machen den Unterschied der Fortüne zwischen Heraf und seinem Vorgänger Muslic erkennbar. Wurden während der Amtszeit von letzterem noch nahezu sämtliche Hochkaräter vergeben und gleichzeitig jeder (defensive) Fehler postwendend bestraft, so hat sich das Blatt unter dem aktuellen Trainer um quasi 180° gedreht.
“Ich will keine Katastrophe in Ried haben”
Nicht nur an der Seitenlinie, sondern auch in seinen Pressekonferenzen ist Heraf ein Mann der klaren Ansagen. Er analysiert das vorangegangene Spiel realistisch und lässt sich bei den Fragen der Journalisten nicht zu Träumereien oder Kampfansagen verleiten. Nach dem 0:0 in St. Pölten lobte er explizit die professionelle Einstellung seiner Mannschaft, die seiner Aussage nach während der englischen Wochen gut regeneriert hat und auf die Ernährung geachtet hat und sich daher (natürlich nicht nur deswegen) während der Cupfinalpause einige freie Tage verdient hat. Den aktuellen Tabellenstand hingegen bezeichnete er als “trügerisch”.
Heraf hebt auch die “Brutalität” der Qualifikationsgruppe regelmäßig hervor. So analysierte er den Spielstil der eigenen Mannschaft nach dem 2:1 Sieg gegen den SKN St. Pölten mit folgenden Worten: “Es geht um das nackte Überleben, um Existenzen. [Unser Fußball] ist nicht schön anzuschauen, aber ich will keine Katastrophe in Ried haben. Ich habe es miterlebt, wie wichtig es für die Region und alle Menschen im Verein war, dass man aufgestiegen ist, nachdem man das jahrelang nicht geschafft hatte.” Schon nach dem Spiel gegen Altach hatte Heraf ähnliche Worte gewählt: “Der Druck [in der Qualifikationsgruppe] ist brutal. In den Köpfen der Vereine tut sich was, da geht’s um ganz viel”.
Dieser Existenzkampf, welcher auch von Altach-Trainer Canadi in der PK nach dem Spiel in Ried thematisiert wurde, sorgt zwar für viel Spannung bei den neutralen Fans, allerdings auch für nicht wirklich ansehnliche Spiele, sondern für viel Kampf und Krampf. Keine Mannschaft will in einem Spiel den ersten Fehler machen, weil es wie von Alfred Tatar bei sky beschrieben in der Qualifikationsgruppe primär darum geht, nicht zu verlieren.
Qualifikationsgruppe ist für die meisten Teilnehmer dieser Gruppe auch ein Euphemismus für Abstiegsplayoff, denn in Wahrheit wollen mit Ried, Altach, Admira und St. Pölten vier von sechs Teams einfach nur nicht absteigen. Lediglich Hartberg und die Austria haben von Anfang an den Umweg in die Europa Conference League als Ziel ausgegeben.
Großer Kaderumbruch im Sommer
An eine mögliche Teilnahme im ECL-Playoff denkt im Innviertel (noch?) niemand. Laut einem Interview von Sportkoordinator Wolfgang Fiala mit den OON will man im Sommer primär Spieler mit Alleinstellungsmerkmalen (z.B. in punkto Schnelligkeit) verpflichten. Dem Verein steht generell ein (erneuter) Kaderumbruch ins Haus. Man will den aufgeblähten Profikader von derzeit 29 Spielern nach Aussage von Fiala deutlich reduzieren. So stehen aktuell mit Sulley, Takougnadi, Paintsil, Haas, Stosic oder Möschl gleich mehrere Spieler im Kader, die unter Heraf noch keine Einsatzminute erhalten haben.
Ziel der Neuausrichtung ist ein Stammkader von 18 Spielern, dieser soll durch Perspektivspieler und Nachwuchsspieler ergänzt bzw. aufgefüllt werden. Mit dem 19-jährigen Matthias Gragger hat unter Heraf auch erstmals seit vielen Jahren wieder ein Spieler der 2. Mannschaft den Durchbruch in der Profimannschaft geschafft. Sein unbekümmertes Auftreten bei seinen bisherigen Einsätzen kann als starkes Zeichen an seine ehemaligen Mitspieler bei den Junge Wikinger Ried gesehen werden, dass der Schritt in die Bundesliga vielleicht doch nicht so groß ist, wie er oftmals scheint.
Durch den ablösefreien Abgang von Marco Grüll zum SK Rapid verliert man die wertvollste Offensivwaffe, der Pongauer war heuer bislang an 14 der 30 Rieder Saisontreffer als Torschütze oder Assistgeber beteiligt und belegt derzeit auch im sky sport Player Index den 11. Platz unter allen Bundesligaspielern. Sein Abgang wird nur schwer zu kompensieren sein, hier ist viel Geschick der sportlichen Führung am Transfermarkt gefragt.
Im Gegensatz dazu kann man weiterhin auf die Dienste seines Offensivpartners Ante Bajic setzen, die Option auf den Rechtsfuß wurde bereits gezogen. Auch der auslaufende Vertrag mit Stefan Nutz wurde um zwei Jahre verlängert. Weitere Mannschaftsstützen wie Sahin-Radlinger, Ziegl oder Reifeltshammer sind über die aktuelle Saison hinaus an den Verein gebunden. Lediglich der auslaufende Vertrag mit Kennedy Boateng wurde noch nicht verlängert, der Ghanaer will kommende Saison nur in der Bundesliga spielen.
Muss Heraf trotz seines Erfolgs gehen?
Abgesehen von der Kaderplanung dürfte auch der Erfolg von Heraf für etwas Kopfzerbrechen in der Führungsetage der SV Ried sorgen. Sein Engagement im Innviertel ist bis zum Saisonende begrenzt, Gedanken über eine Fortsetzung der Zusammenarbeit will man sich (offiziell) erst machen, sobald der Klassenerhalt sicher ist. Eine Verlängerung des Vertrages wäre die logische Variante. Im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern in der Bundesliga hat er es verstanden, eine kompakte Mannschaft zu formen und so aufzustellen, dass man das Maximum aus den bestehenden Bedingungen herausholt. Sechs ungeschlagene Spiele und die aktuell sehr hohe Wahrscheinlichkeit einer weiteren Saison für die SVR in der Bundesliga hätten ihm noch vor wenigen Wochen vermutlich nur die kühnsten Optimisten zugetraut.
Allerdings profitiert Heraf derzeit auch vom Narrativ des Überlebenskampfes in der Qualifikationsgruppe. In der aktuellen Situation verstehen die meisten Fußballanhänger, dass es keinen Schönheitspreis zu gewinnen gibt, sondern nur die Ergebnisse zählen. Langfristig gesehen ist es jedoch nur schwer vorstellbar, dass man den zurückkehrenden Zuschauern diese schwer verdaubare Fußballkost permanent präsentieren will.
Schon im Winter wurde Muslic als neuer Trainer präsentiert, um den Fußball wieder offensiver und attraktiver gestalten zu wollen. Dieser Fußball war (zumindest teilweise) schöner, aber nicht erfolgreich. Der Fußball unter Heraf ist nicht schön, aber erfolgreich. Um es mit einer alten Redewendung zu formulieren, ist man in Ried mit dem Spatz in der Hand zufrieden, oder greift man nach der Taube am Dach? Diese Gretchenfrage wird man im Laufe der kommenden Wochen klären müssen. Ob Heraf im Endeffekt nur als Überbrückung im Existenzkampf der Bundesliga in die Annalen der SVR eingehen wird, steht derzeit noch in den Sternen.