Eine Liga voll mit Brennpunkten
Die zweite Saison der Bundesliga im neuen Modus ist an Spannung gegenwärtig kaum zu überbieten. Spannend ist es eigentlich in allen Teilbereichen, 90minuten.at bietet einen aktuellen Überblick.
+ + 90minuten.at Exklusiv + + Von Georg Sander
Throwback in den Februar 2019: Red Bull Salzburg führt die Tabelle mit 51 Zählern elf Punkte vor dem LASK souverän an. Zehn Punkte dahinter rangieren die Austria und St. Pölten, dicht gefolgt vom WAC und Sturm. Noch ist der Kampf um den Strich spannend, Rapid rangiert nur ein Remis hinter den Grazern. Heuer ist zwei Runden vor Ende des Grunddurchgangs alles anders, aber nicht minder spannend.
Brennpunkt Abstiegskampf
Gleich vier Teams liegen am Tabellenende innerhalb von drei Zählern – Aufsteiger WSG Tirol, die Admira (15 Punkte), St. Pölten (16) und der SV Mattersburg (18). Ganz save sind die davor liegenden Teams wegen der Punkteteilung freilich auch noch nicht, aber es wird wohl ein Klub aus diesem Quartett werden, der den bitteren Ganzg in die 2. Liga antreten muss. Ein entscheidender Punkt kann natürlich das Momentum sein, wer denn tatsächlich als Letzter in die Qualifikationsgruppe geht, auch wenn für jeden Klubs die theoretische Möglichkeit auf 30 Zähler besteht. Punktemäßig steht der SVM am besten da, hat mit Rapid (auswärts) und dem LASK (heim) aber knifflige Aufgaben zu lösen, Offensivwirbelwind Andreas Gruber und Defensivspezialist Jano fehlen aber mehrere Wochen. Immerhin sind die Burgenländer seit drei Ligaspielen ungeschlagen. Anders sieht es beim SKN St. Pölten aus. Die holten aus den letzten vier Spielen ein Pünktchen und haben mit dem WAC (h) und einer Austria (a), die vielleicht noch in die Meistergruppe kommen will, nicht minder schwierige Aufgaben. Allerdings durften die Niederösterreicher nach langer Zeit endlich wieder neue Spieler verpflichten, die zum System von Alexander Schmidt passen sollten. Jetzt müssen sie nur noch zueinander passen.
Die beiden Schlusslichter sind bereits im Panikmodus. Die WSG Tirol hat massiv viel Erfahrung geholt, trifft auf die Admira (h) und Hartberg (a). Die Südstädter haben Klaus Schmidt raus geworfen und durch Zvonomir Soldo ersetzt, was auch immer das bringen kann. Neben dem direkten Duell spielen die Panther noch gegen Altach.
Vier Teams, zwei unterschiedliche Herangehensweisen: Mattersburg und St. Pölten setzten eher auf Ruhe, die anderen auf Aktionismus. Letzterer wurde im Fußball noch selten so richtig belohnt, weswegen es nicht unwahrscheinlich ist, dass es tatsächlich die Admira oder die WSG erwischt.
Brennpunkt 2. Chance auf Europa
Den Teams in der unteren Tabellenhälfte werden die wenigen Punkte auch noch halbiert. Die Austria ginge aufgrund der eigenen Historie als Favorit in die Qualifikationsgruppe und können vom SK Rapid Wien diesen wenig schmeichelhaften Titel erben. Neben der – Stand heute – Austria hat Altach gute Karten, zumindest liegt man nur zwei Zähler hinter den Veilchen. Zwar erwarten die Altacher Salzburg zum Spitzentanz, sind aber ansonsten seit fünf Runden ungeschlagen. Von den elf Saisonniederlagen waren nur drei gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte. Insofern darf man sich Hoffnungen machen, als Kandidat auf den Titel best-of-the-rest zu agieren.
Bei der (vermutlich) Austria wird sich die Frage stellen, ob man die Teilnahme an der Qualifikationsgruppe als Chance auffasst und am eigenen Spiel weiter feilt oder ob man auf Biegen und Brechen das Duell um die Europa League-Quali gegen den Tabellenfünften anstreben will. Bei Rapid hat es am Ende nicht geklappt, auch spielerisch gibt es in Hütteldorf noch Luft nach oben.
Brennpunkt Strich
Der SK Sturm Graz hat sich mit einem Sieg in der Südstadt aus der Affäre gezogen, vielleicht doch noch runter zu müssen. Eine Rolle spielen die Blackies dennoch. Schließlich sind sie ein Gegner i Spiel der letzten Chance für die Austria, gleich dieses Wochenende. Die Aufgabe des TSV Hartberg ist nicht minder schwer, man muss beim LASK ran. Nicht unwahrscheinlich, dass sich die Veilchen mit einem Sieg in Graz bei gleichzeitiger Hartberg-Niederlage ein Finale erspielen. Am letzten Spieltag des Grunddurchgangs haben beide Klubs Heimspiele, die Austria empfängt St. Pölten, Hartberg die WSG Tirol. Alle violetten Restträumereien können sich aber auch schon am Sonntag erledigt haben, wenn man in Graz eben nicht voll anschreibt.
Wenigstens zeigt bei der Austria die Formkurve nach oben – nach dem katatrophalen Start ist man seit sieben Spielen ungeschlagen, konnte Achtungserfolge einfahren wie ein 5:0 gegen den TSV oder jüngst ein 2:2 gegen Salzburg. Allerdings werden trotz sieben ungeschlagener Partien fünf Remis wohl zu wenig sein. Mentalität ist zwar keine Hauptkategorie im Fußball, aber Ilzers Ideen reifen in der Mannschaft und egal wo man am Ende landet, es geht dann doch mit einem Push vonstatten.
Brennpunkt Direktticket
Der dritte Platz wird mit hoher Wahrscheinlichkeit der direkteste Weg in eine internationale Gruppenphase sein. Eigentlich gehört dieser Platz dem Cupsieger, aber nachdem sich im einen Cuphalbfinale die beiden oben genannten Teams duellieren und im anderen zwei Mittelständler aus der zweiten Spielklasse, könnte er eben wie letztes Jahr an den Drittplatzierten wandern. Anspruch darauf können derzeit Rapid und der letztjährige Dritte, WAC anmelden. Unterschiedlicher können die Zugänge gegenwärtig nicht sein. Die Hütteldorfer suchen nach sportlicher Ruhe, die Wolfsberger waren gezwungen, kräftig umzubauen. Bei beiden hat es bislang gut geklappt, auch wenn der Motor am vergangenen Wochenende bei beiden stockte – derartige Aussetzer bei beiden Klubs verhindern bislang, dass man ernsthaft um die zwei Champions League-Startplätze mitreden kann. Denn während der LASK und Salzburg nur zwei bzw. eine Saisoniederlage zu verbuchen haben,
Durch die Punkteteilung wird logischerweise nicht so heiß gegessen wie gekocht, aber Rapid ist nun einmal seit der 14. Runde ungeschlagen, Mattersburg ist der kommende Gegner. Daheim – das macht es für die Hütteldorfer kompliziert. Die Wolfsberger treten nun gegen den SKN St. Pölten an, wollen Wiedergutmachung für die bittere Niederlage am Tivoli. Dann treffen die beiden Teams in Runde 22 in der Lavanttalarena aufeinander.
Wolfsberg konnte gegen Gegner aus der Meistergruppe bislang vier Siege einfahren und ein Unentschieden holen. Rapid hält bei zwei Siegen und vier Remis. Beides keine starke Ansage im Kampf der Top6.
Brennpunkt Titelkampf
Aller Wahrscheinlichkeit nach werden sich Salzburg und der LASK dieses Jahr den Titel untereinander ausmachen, Punkteteilung hin oder her.. Warum es den Athletikern zuzutrauen ist, was frühere Tabellenführer um diese Jahreszeit nicht schafften? Weil es kein halbwegs zufälliger Lauf ist, der die Athletiker Stand heute einen Zähler vor die Salzburger brachte. Diese Diagnose würde sich auch nicht ändern, wenn die Oberösterreicher das Duell am Freitag verloren hätten. Und obwohl Salzburg schon einmal mit weniger Punkten Tabellenführer war, spricht die Formkurve nicht unbedingt für die Bullen, im Herbst auch noch mit den Millionentransfers Minamino und Haaland. Schließlich konnte von den letzten fünf Ligaspielen nur eines gewonnen werden, gegen den Tabellenletzten aus Tirol. Der LASK wiederum holte drei Siege und den gefühlten beim 3:3 gegen Sturm Graz zum Jahresende.
Die Gegner bis zum Ende des Grunddurchgangs sind auf dem Papier zudem leichter: Die Linzer haben zuerst Hartberg zu Gast, spielen dann in Mattersburg. Der Serienmeister hat mit dem Auswärtsspiel in Altach sowie einem Heimspiel gegen Sturm wohl die schwierigere Auslosung.
Dann wird sich weisen, wie viel Vorsprung (?) die Athletiker in die letzten zehn Spiele mitnehmen. Erst fünf Mal wurden überhaupt Punkte abgegeben, davon aber nur einmal gegen ein Team aus der Qualigruppe. Salzburg verbucht sieben Punkteverluste, drei gegen Meistergruppengegner – ein Remis in Graz und dann ein Unentschieden und eine Niederlage gegen den LASK.