RLO mit 16 Klubs? Es ist sehr kompliziert
Immer mehr Stimmen werden laut, die eine Aufstockung der Regionalliga Ost auf 16 Klubs fordern. Rechtlich ist diese Entscheidung jedoch heikel – und bräuchte einen gemeinsamen Kraftakt und mutige Entscheidungsträger.
Der ÖFB hat festgelegt, dass es keine Aufsteiger geben darf, was jetzt aber im Fall von Rapid dem nun widerspricht.
Als WFV-Präsident liegen mir Rapid II und die Vienna am Herzen. Ich gönne allen einen sportlichen Aufstieg. Die andere Sache aber ist, dass es eine Expertise der Kepler-Universität gibt, die beinhaltet, was nicht geht. Die Juristen sind weiterhin am Werk.
Eine etwaige Aufstockung der RLO liegt im Ermessen der beteiligten Landesverbände.
+ + 90minuten.at-Exklusiv + + Von Georg Sander und Michael Fiala
Es ist eindeutig: Eine Umfrage auf 90minuten.at, ob die Regionalliga Ost im Fall eines Mattersburger K.O. auf 16 Vereine aufgestockt werden soll, hat ein klares Ergebnis gebracht. Rund 85 Prozent sprechen sich dafür aus. Nur knapp neun Prozent sind dagegen.
RLO-Allianz für 16er-Liga
Die Stimmungslage der Fans ist nachvollziehbar: Endlich wieder Vienna gegen Sportclub und auch einige andere RLO-Vereine würden in unangenehmen Corona-Zeiten durch den Aufstieg der Döblinger profitieren. In tristen Zeiten lechzen die Klubs zumindest nach den wenigen Strohhalmen. Einer davon wären sportlich interessante Duelle gegen die Vienna. So wie früher. Die Idee: Vienna, Retz (oder Kottingbrunn) und Siegendorf rauf die Ostliga und schon hat man 16 Klubs – das erklärte Ziel der drei Verbände aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. Dazu passend formiert sich gerade im Hintergrund eine Allianz einiger RLO-Klubs, die zumindest Stimmung machen wollen, um das 16er-Szenario möglich werden zu lassen.
"Wir wollen natürlich 16 Vereine haben, keine Frage. So wie es aussieht, sind die Rapid-Amateure fix oben, das ÖFB-Präsidium wird dem voraussichtlich stattgeben. Das sind keine erfreulichen Nachrichten, somit wären nur mehr 13 Vereine in der Ostliga“, erzählt Adi Solly vom Wiener Sportclub im Gespräch mit 90minuten.at. Dass es eine Initiative einiger RLO-Klubs gibt, bestätigt er: „Wir sondieren gerade innerhalb des Liga- und Klassenausschuss der RLO die Möglichkeiten für eine 16er Liga, die Entscheidungsgewalt hat aber die Paritätische Kommission bzw. der ÖFB.“
Solly weist auf ein interessantes Detail hin: „Außerdem hat der ÖFB ja festgelegt, dass es keine Aufsteiger geben darf, was jetzt aber im Fall von Rapid dem nun widerspricht. Sollte Rapid aufsteigen dürfen, und es ist ihnen auch sportlich zuzugestehen, wird das aber nicht ohne einer Aufstockung auf 16 Vereine in der RLO funktionieren können. Bleibt es allerdings bei 13 Vereinen werden wir Ostligisten uns sicherlich organisieren. Das ist nicht nur finanziell und organisatorisch eine Katastrophe, das ist auch ein fatales Signal in der Außenwirkung der dritthöchsten Liga Österreichs, jener Spielklasse, die am nächsten am Profibereich dran ist.“
Solly ergänzt: „So würde Neusiedl als Beispiel im aktuellen Spielplan und ohne die Amateurvereine von Rapid und Mattersburg im September ein einziges Pflichtspiel haben. Da muss klarerweise etwas passieren. Das einfachste ist eine Sechzehnerliga. Ich hoffe, dass nun sehr rasch eine Lösung gefunden wird die selbstverständlich auch eine Rechtssicherheit den Verbänden liefert.“
Doch für ihn bleibt auch eine andere Frage offen: „Abschließend ist sicherlich auch nachzufragen, wieso vor einigen Wochen ein Aufstieg in die RLO noch möglich war, der nur gescheitert ist weil alle drei Landesverbände den Platz von Ebreichsdorf in Anspruch nehmen wollten, und nicht mehr. Ich hoffe, dass es auch hierfür eine nachvollziehbare Antwort geben wird.“
Die Vienna steht einem Aufstieg klarerweise positiv gegenüber. Thomas Loy, Geschäftsführer First Vienna Football Club 1894, meint im 90minuten.at-Gespräch: „Wir haben uns von Anfang an zum österreichischen Weg bekannt und die Entscheidungen des ÖFB und des Wiener Landesverbandes mitgetragen. Als Österreichs erster und ältester Verein sind wir uns unserer Vorbildwirkung und der Bedeutung des Amateurfußballs bewusst. Die Regionalligen sind das Sprungbrett zum Profifußball. Wir glauben an eine starke, kompetitive Regionalliga Ost. Das bedingt ein Konkurrenzumfeld von idealerweise sechzehn Vereinen. Sofern die Voraussetzungen dafür gegeben sind, würden wir die Herausforderung auf jeden Fall annehmen.“
Rechtliche Unklarheiten
Warum also nicht einfach drei Vereine – aus jedem Verband einen – hochziehen und einfach die 16er-Liga spielen? Ganz so einfach ist die Lage leider nicht. Bekanntlich wurden die Amateurligen rund um den Corona-Lockdown frühzeitig abgebrochen. Der ÖFB hat daraufhin ein Rechtsgutachten von der Keppler-Universität aus Linz eingeholt. In diesem heißt es: „Wenn die Meisterschaft in einzelnen Ligen abgebrochen wird oder sonst die vorgesehenen Spiele nicht durchgeführt werden, dann wird die betreffende Meisterschaft nicht zu werten sein. Es gibt dann auch keinen Meister und keine Auf- und Absteiger.“
Robert Sedlacek, Präsident des Wiener Fußballverbandes, meint im Gespräch mit 90minuten.at dazu: „Wir sind dabei, im Laufe des heutigen Tages eine Grundsatzentscheidung zu treffen, die wir mit dem ÖFB abklären wollen. Es sind gerade sehr viele Dinge in Bewegung, die man nicht in zehn Minuten klären kann“, so Sedlacek, der ergänzt: „Die Grundsatzentscheidung ist einfach: Als WFV-Präsident liegen mir Rapid II und die Vienna am Herzen. Ich gönne allen einen sportlichen Aufstieg. Die andere Sache aber ist, dass es eine Expertise der Kepler-Universität gibt, die beinhaltet, was nicht geht. Die Juristen sind weiterhin am Werk.“
Laut Sedlacek ist die Vienna nicht der einzige Klub, der aufsteigen möchte. Das macht die Sache naturgemäß kompliziert: „Es gibt mehrere, die gerne aufsteigen wollen, aber das geht nicht, wenn die Meisterschaft nicht fertig gespielt wurde.“
Klage von Simmering
Zudem lässt Sedlacek aufhorchen: „Weiters sind der ÖFB und der WFV von Simmering geklagt. Die wollen als Führender der 2. Landesliga Wiens gerne in die Wiener Liga aufsteigen. Aus dem ganzen einen vernünftigen Konsens zu finden, ist schwierig“, so der WFV-Präsident, der auch auf ein weiteres Problem aufmerksam macht: „Wie würde man es allen anderen Klassen vermitteln, dass niemand aufsteigt. Das wäre der Stein der Weisen, wenn ich den hätte, wäre es leicht. Bei aller Sympathie muss man eine rechtskonforme Lösung finden. Ich möchte mich morgen auch noch in den Spiegel schauen können.“
Es muss für Sedlacek „rechtlich passen. Wenn ich vor einer roten Ampel stehe und es kommt weit und breit kein Auto, ist es auch nicht ok, bei rot drüber zu fahren. Man muss warten, bis die Ampel auf Grün stellt. Das Thema ist: Wer ist der, der aus Wien aufsteigt? Einer, der an einer Meisterschaft teilgenommen hat, die annuliert wurde? Ist das der Meister? Oder sagt der Zweite, dass er auch noch Meister werden hätte können. Diese Fragen gehören geklärt, der ÖFB muss sagen, was passiert. Dann können wir sagen: Das tragen wir mit oder nicht. Dann muss die Paritätische Kommission in den Landesverbänden nachfragen, wo die Meinung nicht gerade pro 16 Klubs ist. Ich bin da auch noch zurückhaltend. Wenn man geklagt wird, kostet das, vor allem, wenn einer Recht bekommt, der nicht aufgestiegen ist.“
Der ÖFB übt Zurückhaltung
Sedlacek spielt den Ball also an den ÖFB weiter. Generalsekretär Thomas Hollerer meint dazu gegenüber 90minuten.at: „Ein Antrag der Bundesliga auf den Aufstieg des SK Rapid II in die 2. Liga ist beim ÖFB eingegangen. Dieser wird gerade einer Prüfung unterzogen. Die Entscheidung liegt hier beim ÖFB-Präsidium.“
Dies wäre Grundvoraussetzung für den Plan, das aus jedem Bundesland ein Klub in die RLO aufsteigen könnte. Hollerer äußert sich zurückhaltend: „Eine etwaige Aufstockung der RLO liegt im Ermessen der beteiligten Landesverbände. Es muss berücksichtigt werden, dass sich ein solches Szenario auch auf alle Ligen darunter auswirkt."
Es bräuchte einen Kraftakt
Der Wunsch, wieder eine „normale“ 16er Regionalliga spielen zu können, ist groß – und nachvollziehbar. Vor allem dann, wenn im Raum steht, dass Österreichs ältester Klub daran teilnehmen könnte. Die rechtlichen Folgen, wenn sich ein Klub ungerecht behandelt fühlt, sind jedoch nicht wirklich abschätzbar. Es bräuchte daher einen Kraftakt und mutige Entscheidunsträger, bei der alle drei Landesverbände gemeinsam mit dem ÖFB in eine Richtung ziehen. Eine Übung, die in den vergangenen Jahren nur selten gelungen ist.
Bevor über all diese Szenarien jedoch offiziell entschieden werden kann, fehlt noch ein ganz wichtiger Schritt – und zwar einer vom SV Mattersburg. Denn offiziell haben die Burgenländer bisher nur die Lizenz für die Bundesliga zurückgegeben. "Wir müssen abwarten, welche Entscheidung der SV Mattersburg unterhalb der Bundesliga trifft", so Hollerer. Denn mit heutigem Stand haben die Mattersburg-Amateure ihre Nennung für die Regionalliga nicht zurückgezogen. "Sollte es hier eine offizielle Entwicklung geben, muss man den Sachverhalt prüfen", so der ÖFB-Generalsekretär.
Während eine Entscheidung über den Aufstieg von Rapid II trotz anderslautendem Rechtsgutachten relativ klar für Rapid ausfallen könnte, weil die Hütteldorfer die einzigen sind, die auch formal aufsteigen können, stellt sich die Situation ab der 3. Leistungsstufe anders dar: Ein Aufstieg von Vienna, Retz/Kottingbrunn und Siegendorf hätte einen Rattenschwanz an Folgen für die unteren Ligen. Verantworten müss(t)en diesen Entscheidung die drei Landesverbände. Zumindest Niederösterreichs Landeskaiser Johann Gartner hat gegenüber 90minuten.at eine Aufstockung abgelehnt: „Es sind schon so viele Dinge auf Schiene gebracht worden, das würde jetzt wieder alles durcheinander bringen.“
Die Zeit drängt jedenfalls, denn die neue Saison der Regionalliga soll am 21. August starten.