16er Regionalliga: Fehlende Rechtssicherheit als Zankapfel
Nach dem gestrigen Ultimatum der Regionalliga Ost-Vereine an die Landesverbände suchen diese nach einer Lösung, die bei den Landesverbänden offenbar nicht in Sicht ist. Es fehlt schlichtweg die Rechtssicherheit.
Wir haben in Wien Prozesse laufen, im Burgenland auch. Das ist eine andere Situation. Ich glaube nicht, dass die anderen 500 unterschreiben, dass sie dagegen nicht protestieren.
Uns sind die Hände gefesselt. Ich kann keine Lösung für den einen auf Kosten der anderen machen.
+ + 90minuten.at Exklusiv + + Von Georg Sander
„Wenn Sie eine Lösung haben, können Sie mich jederzeit anrufen“, damit beendet der niederösterreichische Landesverbandspräsident Johann Gartner ein längeres Telefonat mit 90minuten.at zur aktuellen Situation rund um die mögliche Aufstockung der Regionalliga Ost. Die Landesverbandspräsidenten suchen nach der Quadratur des Kreises, dem Stein der Weisen oder schlichtweg einer Lösung, die Regionalliga Ost mit 16 Klubs zu spielen. Die RLO-Klubs wollen bis Donnerstag eine Entscheidung am Tisch haben, ob mit den Rapid Amateuren noch ein dritter Klub die Ostliga verlässt; nach den Mattersburg Amateuren und dem ASK Ebreichsdorf. Die Landesverbände sind in einer Zwickmühle, die aktuellen RLO-Klubs drohen mit Klagen.
„Würde auch gerne mit 16 Vereinen spielen“
Angesprochen auf die Erklärung der Regionalligisten (>> siehe: "Ultimatum der Ostliga-Klubs an die Landesverbände") bekundet Johann Gartner sein Verständnis: „Das verstehe ich, ich würde auch gerne mit 16 Vereinen spielen.“ Die Vereine argumentieren mit Planungssicherheit, dem Umstand, die Spieler für eine gesamte Saison bezahlen zu müssen. Einnahmen aus Heimspielen sind nicht so wenig, drei Heimspiele weniger bedeutet nach 90minuten.at-Informationen laut einigen Klubs einen Abgang von fünf- bis zehntausend Euro. Das kann bei dem einen oder anderen Klub schon ein gar nicht so kleiner Budgetposten sein. Noch dazu wurden wohl auch Sponsorendeals mit mehr versprochener Präsenz abgeschlossen. Gartner: „Wenn ich ein Regionalligaverein bin, stelle ich auch so eine Forderung. Man muss aber die Gesamtsituation sehen. Warten wir den Donnerstag (Anm.: bis dahin soll entschieden sein, ob Rapid II aufsteigt oder nicht) ab. Wenn sie nicht aufsteigen, sind es 14 Vereine. Das warten wir ab und sind dann acht Tage vor Meisterschaftsstart.“
Gartner, stellvertretend für die anderen zwei Verbände, meint, angesprochen darauf, dass jeder Landesverband, wie auch im Vorschlag der Vereine angeführt, einen Klub 'rauf' schicken muss: „Für die Regionalliga ist das in Ordnung. Was bedeutet das aber für die Landesligen und die Ligen darunter?“ Laut Gartner meinen die Juristen des ÖFB, dass diese sich vorstellen könnten, dass ein Aufstieg in die Bundesliga möglich wäre, der Rest wäre rechtlich nicht sicher.
Mangelnde Solidarität
Der Regionalverbund Mitte hat bekanntlich Spittal an der Drau statt dem ATSV Wolfsberg hoch gezogen. Doch, so Gartner, das hätte dort keine rechtlichen Folgen gehabt: „Wir haben in Wien Prozesse laufen, im Burgenland auch. Das ist eine andere Situation. Ich glaube nicht, dass die anderen 500 (Anm.: NÖFV-Vereine) unterschreiben, dass sie dagegen nicht protestieren werden. Bis ich die Unterschriften habe, ist die Herbstmeisterschaft aus.“ Gartner scheint hier auch mangelnde Solidarität zu orten: „Wenn ich die Meisterschaft jetzt um 14 Tage verschiebe, dann kommt der erste schon und will einen Kostenersatz für zwei Wochen unnötiges Training.“
Wie schon seine Amtskollegen aus Wien und dem Burgenland hat der Verband aus Niederösterreich eben Bedenken, dass Einsprüche und Prozesse eben Probleme mit sich bringen. „Ich verstehe die Regionalligisten zu tausend Prozent“, insistiert Gartner, „aber wenn es rechtlich nicht geht, dann kann ich auch nichts machen.“ Etwaige Forderungen könnten auch die Regionalligisten stellen, Gartner meint, man müsse im rechtlichen Rahmen die größtmögliche Ostliga machen: „Aus meiner Sicht soll Rapid nicht aufsteigen und wir spielen mit 14. Es geht nicht anders, ich habe mir weder Ebreichsdorf, noch Mattersburg ausgesucht.“
Suche nach einer Lösung
Ob die Amateure der Hütteldorfer aufsteigen, sei eben eine ÖFB-Entscheidung. Das andere mache die Region. Wie das ohne weitere rechtliche Probleme ablaufen soll, dafür habe er noch keine Lösung vonseiten „der Juristen“ gehört. Natürlich arbeite man an einer Lösung, aber „es rennt uns die Zeit davon".
Johann Gartner bemängelt hierbei wiederum die fehlende Solidarität, jeder sehe seine eigenen Probleme und Aufgaben. „Bei Ihnen steht ja, wir wären nicht motiviert und die Landespräsidenten bewegen sich nicht,“ so Gartner, „aber darum geht es nicht. Es braucht eine konstruktive Lösung. Uns sind die Hände gefesselt. Ich kann keine Lösung für den einen auf Kosten der anderen machen.“ Einfach alle aufsteigen lassen, die wollen, ginge da nicht: „Wenn ich einen frage, ob er aufsteigen will, dann sagt er Ja. Niemand verzichtet gerne drauf. Dann kommt es wieder zu rechtlichen Einsprüchen.“ Zwar würden nur die ersten beiden aufstiegsberechtigt sein, aber „welche? Die von der abgebrochenen? Von der Vorsaison?“
Fehlende Rechtssicherheit
Somit dreht man sich weiter im Kreis. Man versteht alle Beteiligten, in Niederösterreich müsse man aber nicht nur die 2. Liga und die Ostliga, sondern 500 weitere Vereine im Auge behalten.
Die fehlende Rechtssicherheit bei einer möglichen Aufstockung der Regionalliga Ost ist und bleibt also der Zankapfel in dieser Gemengenlage. Dass die drei Landesverbände von allen beteiligten Klubs eine Verzichtserklärung auf eine Klage bekommen werden, ist unwahrscheinlich. Genauso unwahrscheinlich ist aber dann auch eine Entscheidung der Regionalliga-Verbände Wien, NÖ und Burgenland, die RLO auf 16 Klubs aufzustocken.