WM-Spieltag 13: Fliegt Messi nach Hause?

Heute könnte bereits das Turnier für den Vize-Weltmeister Argentinien zu Ende sein, wenn er gegen Nigeria nicht gewinnt. Spannend ist es auch in Gruppe C: Verteidigt Dänemark (gegen Frankreich) seinen Punktevorsprung auf Australien (gegen Peru)?

Australien vs Peru, 16:00

Am letzten Spieltag der Gruppe C stehen sich heute ab 16 Uhr im Moskauer Olympiastadion die Teams aus Australien und Peru gegenüber. Während die Südamerikaner keine Chance mehr auf ein Weiterkommen in die K.o.-Phase haben, geht es für die Australier noch um alles. Gewinnen sie gegen Peru, dann benötigen sie allerdings die Schützenhilfe der Franzosen im Parallelspiel gegen Dänemark. Insgesamt zwei Tore muss Australien gegenüber den Dänen aufholen.

Der bislang einzige Torschütze des Teams aus Down Under bei der heurigen WM ist sein Kapitän Mile Jedinak, der gegen Frankreich (1:2) und Dänemark (1:1) jeweils einen Elfmeter verwandelte. Nicht zum Einsatz kam bisher Tim Cahill, der mit 50 Treffern beste Torschütze in der Geschichte der australischen Nationalmannschaft. Für die Aussies wäre der Einzug ins Achtelfinale der erste seit 2006. Peru wartet nach zwei 0:1-Niederlagen gegen Frankreich und Dänemark noch immer auf einen Treffer in Russland – es wäre das erste WM-Tor für die Südamerikaner seit 1982. Sogar vier Jahre länger ist der letzte Sieg bei einer Weltmeisterschaft her, ein 4:1 über den Iran in der Vorrunde der WM 1978. Australien und Peru duellieren sich heute zum ersten Mal überhaupt.  

 

Dänemark vs Frankreich, 16:00

Zur gleichen Zeit, also auch um 16 Uhr, erfolgt in Sotschi der Anpfiff der Partie zwischen Dänemark und Frankreich. Die Franzosen stehen schon vorher als Teilnehmer am Achtelfinale fest, können mit einer Niederlage aber auf den zweiten Tabellenplatz abrutschen. Dänemark dagegen sollte zumindest einen Punkt holen, um nicht Gefahr zu laufen, noch von Australien abgefangen zu werden.

Die Dänen haben seit 2002 kein WM-Achtelfinale mehr erreicht, bei ihrer letzten Turnierteilnahme 2010 schieden sie in der Vorrunde aus. In ihrem ersten Spiel in Russland gegen Peru hatten sie es ihrem Torwart Kasper Schmeichel zu verdanken, dass sie knapp mit 1:0 gewannen, in der zweiten Partie gegen Australien schoss Christian Eriksen, der Star der Mannschaft, das Führungstor, das die Australier noch ausgleichen konnten. Auf Yussuf Poulsen, den Torschützen gegen Peru, muss Dänemarks Trainer Åge Hareide gegen Frankreich wegen einer Gelbsperre verzichten. Die Franzosen, als einer der Turnierfavoriten nach Russland gekommen, konnten ihre Vorschusslorbeeren bislang noch nicht bestätigen. Gegen Australien profitierten sie von einer Elfmeterentscheidung per Videobeweis sowie einem Eigentor, gegen Peru schalteten sie nach dem 1:0 durch Kylian Mbappé nach einer guten halben Stunde schnell auf Ergebnissicherung.

Die Franzosen und die Dänen sind alte Bekannte, haben sie doch schon 15 Mal gegeneinander gespielt. Zwei Duelle fanden in WM-Vorrunden statt, nämlich 1998, als Frankreich mit 2:1 gewann, und 2002, als die Dänen mit 2:0 siegten. Bei der WM 1998 saß der heutige französische Nationaltrainer Didier Deschamps auf der Bank, und Kasper Schmeichels Vater Peter stand für die Dänen im Tor. Zu drei Matches zwischen beiden Ländern kam es außerdem bei Europameisterschaften: 1984 (1:0 für Frankreich), 1992 (2:1 für Dänemark) und 2000 (3:0 für die Franzosen). Insgesamt hat Frankreich acht und Dänemark fünf Siege auf dem Konto. Die Tordifferenz spricht allerdings für die Dänen, weil das erste Spiel beider Nationen bei Olympia 1908 mit 17:1 für sich entschieden.

Nigeria vs Argentinien, 20:00

In Gruppe D stehen sich am abschließenden Spieltag Nigeria und Argentinien gegenüber, das Duell findet ab 20 Uhr in Sankt Petersburg statt. Der Blick auf die Tabelle sorgt für verwunderte Blicke: Die Argentinier, die von vielen Experten als einer der WM-Favoriten gehandelt wurden, liegen auf dem letzten Platz und brauchen gegen Nigeria dringend einen Sieg. Zugleich müssen sie hoffen, dass Island im Parallelspiel nicht gegen Kroatien gewinnt. Dass die Truppe um Lionel Messi überhaupt noch eine Chance aufs Achtelfinale hat, verdankt sie ihrem heutigen Gegner: Hätte Nigeria gegen Island verloren, dann wären sowohl die Südamerikaner als auch die Afrikaner bereits aus dem Turnier ausgeschieden. Nigeria wäre mit einem Sieg gegen Argentinien sicher im Achtelfinale und könnte bei einem hohen Sieg sogar noch die Gruppe gewinnen. Auch ein Unentschieden würde ihnen für den Aufstieg in die K.o.-Runde genügen, wenn Island nicht mit zwei Toren Unterschied gegen Kroatien gewinnt.

Erst ein einziger Treffer gelang den Argentiniern bisher in Russland, und zwar die Führung gegen Island durch Sergio Agüero, die vier Minuten später wieder ausgeglichen wurde. In der gleichen Partie hatte Mannschaftskapitän Lionel Messi die Chance auf sein insgesamt sechstes WM-Tor, sein Elfmeter wurde jedoch von Hannes Halldórsson gehalten. Nachdem die Argentinier gegen Kroatien mit 0:3 unter die Räder gekommen waren, gab es Gerüchte darüber, dass ihr Trainer Jorge Sampaoli noch während des Turniers gefeuert werden würde. Auch wenn es dazu letztlich nicht kam, gilt das Verhältnis der argentinischen Spieler zu ihrem Coach als gestört. Nigeria ist dagegen nach dem jüngsten 2:0-Sieg gegen Island obenauf. Stürmer Ahmed Musa, der gegen die Nordeuropäer beide Tore erzielt hatte, ist auch der große Hoffnungsträger im Spiel gegen den amtierenden Vize-Weltmeister.

Die Paarung Argentinien gegen Nigeria wird nach dem heutigen Spiel die häufigste sein, die es je in WM-Vorrunden gab. Denn schon bei den Turnieren 1994, 2002, 2010 und 2014 gehörten die beiden Länder der gleichen Vorrundengruppe an. Alle vier Spiele gingen dabei an die Argentinier. In den letzten beiden Partien wirkte bereits Lionel Messi mit, am 3:2-Sieg seines Teams bei der WM 2014 war er mit zwei Treffern beteiligt und wurde zum „Man of the Match“ gewählt. Beim bislang letzten Spiel der Konkurrenten war der Superstar aber nicht mit von der Partie: Mitte November 2017 führte Argentinien bereits mit 2:0 in Krasnodar, am Ende gewann aber Nigeria noch mit 2:4 – auch dank zweiter Tore von Youngster Alex Iwobi.

 

Island vs Kroatien, 20:00

In Rostow am Don treten gleichzeitig, also ebenfalls ab 20 Uhr, die Teams aus Island und Kroatien gegen den Ball. Zwei Siege in zwei Spielen haben dafür gesorgt, dass die Kroaten sorglos in die Partie gehen können, selbst ein Unentschieden, eventuell sogar eine knappe Niederlage sichert ihnen den ersten Tabellenplatz. Die Isländer dagegen brauchen unbedingt einen Sieg und müssen gleichzeitig darauf hoffen, dass Nigeria gegen Argentinien verliert. Spielen die Afrikaner unentschieden gegen die Südamerikaner, während Island gegen Kroatien gewinnt, dann entscheidet die Tordifferenz. Im schlimmsten Fall könnte sogar die Fair-Play-Wertung oder das Los über das Weiterkommen ins Achtelfinale entscheiden.

Fünf zu null lautet die Torbilanz der Kroaten bislang. Bleiben sie auch gegen Island ohne Gegentreffer, dann sind sie erst das vierte Team, dem dieses Kunststück in einer WM-Vorrunde gelingt (nach Brasilien 1986, Italien 1990 und Argentinien 1998). Ihr Kapitän Luka Modrić hat sich bislang zwei Mal in die Torschützenliste eingetragen (einmal per Elfmeter gegen Nigeria), neben einem Eigentor der Nigerianer waren Ante Rebić und Ivan Rakitić für Kroatien erfolgreich.

Die Isländer haben dagegen erst einen Treffer auf der Habenseite: das 1:1 gegen Argentinien durch Alfred Finnbogason, zugleich das erste WM-Tor der Nordeuropäer überhaupt. Gegen Kroatien soll nun der erste Sieg bei einer Weltmeisterschaft für die Debütanten folgen. Für gleich drei isländische Kicker ist die Partie in Rostow am Don ein Heimspiel: Sowohl die Verteidiger Ragnar Sigurdsson und Sverrir Ingi Ingason als auch der Stürmer Björn Bergmann Sigurdarson stehen bei FK Rostow unter Vertrag.

In den vergangenen fünf Jahren trafen Island und Kroatien vier Mal in der WM-Qualifikation aufeinander. In den Play-offs zum Turnier 2014 setzten sich die Kroaten mit 2:1 und 0:0 durch, in der Qualifikation für Russland gewann jedes Team sein Heimspiel. Beim 1:0 für Island in Reykjavik traf der Verteidiger Hördur Magnússon, beim 2:0 für Kroatien in Zagreb schoss Mittelfeldspieler Marcelo Brozović beide Tore. Auch auf dem Weg zur WM 2006 standen sich die beiden Nationen gegenüber, damals setzte sich Kroatien in beiden Spielen durch (3:1 in Reykjavik und 4:0 in Zagreb).

Die Wettanbieter gehen indes von einem Sieg der Kroaten aus, ganz so klar ist die Favoritenrolle aber nicht verteilt.