Gruppe E: Heißes Duell um Rang zwei
Wird Brasilien seiner Favoritenrolle gerecht? Und kommen die Serben oder die Schweizer in die K.o.-Runde?
Der Rekord-Weltmeister Brasilien bekommt es in seiner Vorrundengruppe mit der Schweiz, Serbien und Costa Rica zu tun. Während letztere keine Hoffnung auf einen Aufstieg ins Achtelfinale haben sollten, geht es zwischen den europäischen Teams um alles.
Eine Vorschau von Alexander Kords
Brasilien
1:7 – will man einen Brasilianer so richtig verärgern, dann muss man nur dieses Ergebnis erwähnen. Denn obwohl es nun schon fast vier Jahre her ist, erinnert man sich nur äußerst ungern an das Halbfinale der Heim-WM 2014, in dem der spätere Weltmeister Deutschland das brasilianische Team in seine Einzelteile zerlegte. Damals musste die Seleção mit Neymar auf ihren entscheidenden Spieler verzichten, weil der sich im Viertelfinale einen Lendenwirbel gebrochen hatte. Um nun bangt wieder ganz Brasilien um den Einsatz des Stürmers von Paris Saint-Germain, der sich Ende Februar 2018 einen Haarriss im rechten Fuß zugezogen hat. Derzeit sieht es danach aus, dass der 222-Millionen-Mann mit nach Russland kommen kann, es wird auch erwartet, dass er am 10. Juni in Wien gegen Österreich auflaufen kann. An der souveränen Qualifikation Brasiliens für die Weltmeisterschaft hatte Neymar mit sechs Treffern einen großen Anteil, allerdings war er nicht der beste Schütze seines Teams. Diese Ehre gebührt Gabriel Jesus von Manchester City, der einmal häufiger netzte. Ebenfalls sechs Tore steuerte Paulinho vom FC Barcelona bei. Der überragenden Offensive der Südamerikaner gehören außerdem noch Kicker wie Casemiro von Real Madrid, Douglas Costa von Juventus Turin und Philippe Coutinho von Barcelona an. Und hinten hält mit Alisson Becker vom AS Rom ein Keeper den Kasten sauber, nach dem zahlreiche europäische Spitzenclubs ihre Fühler ausstrecken.
Schweiz
Bei der Auslosung der WM-Gruppen Ende 2017 lagen die Schweizer noch auf Platz elf der Weltrangliste, mittlerweile sind sie sogar auf Rang sechs vorgerückt und damit vor Frankreich und Spanien geführt. So sehr man die Liste mit Vorsicht genießen sollte: Sie zeigt doch, wie viel Potential in den Eidgenossen schlummert. Schon bei der WM 2014 (Aus nach Verlängerung gegen Argentinien im Achtelfinale) und der Euro 2016 (ebenfalls Ende im Achtelfinale nach Elfmeterschießen gegen Polen) kratzten die Schweizer an einem Achtungserfolg. Im WM-Kader unserer Nachbarn fehlen die Superstars, dafür setzt Ottmar Hitzfelds Nachfolger Vladimir Petković auf mannschaftliche Geschlossenheit. Kicker wie Haris Seferović von Benfica Lissabon, Josip Drmić von Borussia Mönchengladbach, Xherdan Shaqiri von Stoke City und Granit Xhaka vom FC Arsenal haben trotz ihres verhältnismäßig jungen Alters schon viel Erfahrung – die dann der 34-jährige Kapitän Stephan Lichtsteiner von Juventus Turin und der 33-jährige Valon Behrami von Udinese Calcio im Mengen mitbringen.
(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)
Costa Rica
Bei der WM 2014 gehörte Costa Rica zu den Überraschungsteams, gewannen die Mittelamerikaner doch ihre knallharte Vorrundengruppe gegen Uruguay, Italien und England. Nach einem Sieg im Elfmeterschießen gegen die Griechen im Achtelfinale war dann eine Runde später gegen die Niederlande (ebenfalls im Penalty-Schießen) Schluss. Beim CONCACAF Gold Cup 2017 erreichte Costa Rica sogar den dritten Platz. Dennoch gibt es nur einen Spieler, den der geneigte europäische Fußball-Fan kennen dürfte: Tormann Keylor Navas, der gerade mit Real Madrid den dritten Champions-League-Titel in Folge gewonnen hat. Auch Mannschaftskapitän Bryan Ruiz von Sporting Lissabon und Celso Borges von Deportivo La Coruña, die beide mehr als 100 Länderspiele auf dem Buckel haben, verdienen ihr Geld in Europa. Überhaupt setzt Costa Rica stark auf Erfahrung, sind doch die meisten Spieler schon mindestens 28 Jahre alt.
Serbien
Die serbische Nationalmannschaft hat eine ziemliche Durststrecke hinter sich, ist die WM 2018 doch das erste Turnier seit acht Jahren, für die sie sich qualifizieren konnte. In der Gruppe mit Österreich setzten sich die Osteuropäer letztlich mit zwei Punkten Vorsprung vor den Iren durch. Ihr bester Torschütze war dabei Aleksandar Mitrović von Newcastle United mit sechs Treffern – zwei davon beim 3:2-Sieg Anfang Oktober 2016 in Belgrad gegen das österreichische Team. Die Mitglieder des serbischen WM-Kaders sind über ganz Europa verteilt. So spielt Kapitän Aleksandar Kolarov bei AS Rom, sein Stellvertreter Nemanja Matić bei Manchester United und Torwart Vladimir Stojković bei Partizan Belgrad in der Heimat. Eine doppelt denkwürdige Weltmeisterschaft könnte es für Verteidiger Branislav Ivanović werden: Nicht nur ist es für den Profi von Zenit Sankt Petersburg ein Heimturnier, mit nur einem Einsatz kann er auch den bisherigen Rekord-Nationalspieler Serbiens, Dejan Stanković (103 Länderspiele), einholen.
Gruppenausgang
Auch wenn Costa Rica bei der WM 2014 überraschen konnte: In Russland wird für die Mittelamerikaner nichts zu holen sein. Viel zu stark ist die Konkurrenz in der Gruppe – allen voran der Rekordweltmeister aus Brasilien. Der entscheidende Tag für den Ausgang von Gruppe E ist der 22. Juni, an dem sich Serbien und die Schweiz in Kaliningrad zum direkten Duell gegenüberstehen. Leicht favorisiert gehen dabei die Eidgenossen ins Match.
90minuten.at-Redaktionstipp:
1. Brasilien
2. Schweiz
3. Serbien
4. Costa Rica