Gruppe D: Argentinien – und wer dann?

Können Kroatien und Nigeria den Argentiniern gefährlich werden? Und bleiben die Isländer die europäische Fußball-Sensation?

Eine Vorschau von Alexander Kords

Der Vize-Weltmeister Argentinien spielt in Gruppe D gegen Kroatien und Nigeria sowie gegen den Debütanten aus Island. Vor allem das Rennen um den zweiten Tabellenplatz ist äußerst spannend.

 

Argentinien

Die Weltmeisterschaft 2014, der Copa América 2015, der Copa América Centenario 2016 – bei ihren letzten drei Turnieren stand die argentinische Mannschaft jeweils im Endspiel. Die Titelausbeute dabei: null. Ohnehin gilt Superstar Lionel Messi in seiner Heimat noch immer als Unvollendeter, weil ihm ein Triumph mit der Nationalmannschaft bislang verwehrt blieb. Und angesichts seiner 30 Jahre hat der fünffache Weltfußballer auch nicht mehr allzu viele Gelegenheiten dazu. Nach Russland schoss er sein Land mal wieder fast im Alleingang: Sieben Treffer gingen in der CONMEBOL-Qualifikation auf das Konto von Messi und damit die zweitmeisten hinter Edinson Cavani aus Uruguay, der zehn Mal netzte. Trotzdem musste Argentinien bis zum letzten Spieltag zittern, letztlich sprang ein dritter Platz mit einem Punkt Vorsprung auf Kolumbien und zwei auf Peru und Chile heraus. Auf Brasilien betrug der Rückstand allerdings blamable 13 Zähler. Damit Argentinien in Russland vor dem Erzfeind landet (und vielleicht sogar den Titel holt), bekommt Messi Unterstützung von erfahrenen Spielern wie Sergio Agüero (29 Jahre alt) von Manchester City, Gunzalo Higuaín (30) von Juventus Turin, Lucas Biglia (32) vom AC Mailand und Ángel Di María (30) von Paris Saint-Germain.

 

Kroatien

Zum 20. Mal jährt sich heuer der bislang größte Erfolg in der kroatischen Fußballgeschichte: Bei der WM 1998 in Frankreich erreichten die Osteuropäer das Halbfinale, wo sie knapp am Gastgeber scheiterten und letztlich den dritten Rang erreichten. In der Folgezeit machten die Kroaten allerdings selten von sich reden. Auch die Qualifikation für die WM 2018 schafften sie nur über den Umweg der Play-offs gegen Griechenland. Ihr bester Torschütze war dabei Mario Mandžukić von Juventus Turin mit fünf Treffern. Er ist einer von mehreren Spielern, die dem kroatischen Team Klasse verleihen. Dazu zählen auch Kapitän Luka Modrić von Real Madrid, Ivan Rakitić vom FC Barcelona und Ivan Perišić von Inter Mailand. Wenn es Coach Zlatko Dalić gelingt, aus den vielen Einzelkönnern eine Einheit zu formen, dann kann die kroatische Mannschaft sehr lange in Russland verweilen.

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Island

Ein vielstimmiges „Huh!“ schallte vor zwei Jahren durch die Stadien von Frankreich, als die isländische Mannschaft bei der EM ihre Spiele bestritt (und unter anderem Österreich in letzter Sekunde besiegte). Bei ihrem ersten Auftritt bei einem großen Turnier überraschten die Nordeuropäer auch auf dem Rasen, schlugen sie doch im Achtelfinale die Engländer. Und auch für ihr WM-Debüt haben sich die Isländer einiges vorgenommen. Schon die Qualifikation schlossen sie als Tabellenerste ab – und das trotz einer starken Gruppe mit Kroatien, der Ukraine und der Türkei. Der offensive Mittelfeldspieler Gylfi Sigurdsson vom FC Everton war dabei mit vier Treffern der beste Torschütze seiner Mannschaft, einen weniger erzielte Alfred Finnbogason vom FC Augsburg. Wie sie stehen auch die meisten ihrer Teamkollegen bei Clubs außerhalb ihrer Heimat unter Vertrag. Und wenn die Spieler die Bälle nicht im Tor unterbringen, dann schaffen es vielleicht die euphorischen isländischen Fans.

 

Nigeria

Seit 1994 hat die nigerianische Mannschaft nur ein einziges Mal die WM verpasst. Allerdings waren ihre Erfolge beim globalen Turnier recht überschaubar, mehr als zwei Aufstiege ins Achtelfinale kamen nicht zustande. Auf kontinentaler Ebene herrscht ebenfalls seit einigen Jahren Ernüchterung, da auf den Sieg beim Africa Cup 2013 zwei Auflagen des Turniers folgten, für die sich Nigeria gar nicht erst qualifizieren konnte. So gesehen lässt sich die Qualifikation der Westafrikaner für die WM 2018 durchaus als Überraschung werten. In einer starken Gruppe mit Kamerun, Algerien und Sambia blieben die Nigerianer eigentlich ungeschlagen, wurden aber am grünen Tisch mit einer nachträglichen Niederlage bestraft, weil sie im Match gegen Algerien (eigentlich 1:1) einen gelbgesperrten Spieler eingesetzt hatten. Der nigerianische WM-Kader, den der deutsche Coach Gernot Rohr zusammengestellt hat, enthält wenige bekannte Namen. Nennenswert sind zumindest Mittelfeldspieler Wifred Ndidi und Stürmer Kelechi Iheanacho von Leister City, dem englischen Überraschungsmeister von 2016, sowie die drei anderen England-Legionäre Victor Moses vom FC Chelsea, Alex Iwobi vom FC Arsenal und Ola Aina von Hull City.

 

Gruppenausgang

Argentinien wird Gruppensieger, das steht außer Frage. Dahinter hat Kroatien dank seiner überragenden Einzelkönner die besten Chancen, das Achtelfinale zu erreichen. Nur wenn die Isländer so gut drauf sind wie bei der Euro 2016, könnte ihnen eine Überraschung gelingen. Nigeria ist nur Außenseiter.

 

90minuten.at-Redaktionstipp:

1. Argentinien

2. Kroatien

3. Island

4. Nigeria

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