Kreissl verlängert den Kampfmodus
Sturm-Sportdirektor Günter Kreissl bleibt nach dem Fight gegen den SK Rapid in Runde 23 im dort ausgegebenen ‚Kampfmodus‘. Ein Sieg im nächsten Spiel gegen Red Bull ist das Ziel. Die Medienperformance von Trainer Heiko Vogel macht ihm zwar derzeit auch nicht unbedingt Freude, das sei aber nur ein kleines Mosaiksteinchen.
Von Jürgen Pucher
„Das Spiel in Wien war ein extrem positiver Schritt“, resümmiert SK Sturm-Sportchef Günter Kreissl den Auftritt seiner Mannschaft beim 1:1 gegen den SK Rapid mit einigen Tagen Abstand. Die Tugenden aus dem Herbst seien wieder sichtbar gewesen. Kreissl hat seine Mannschaft fokussiert und aggressiv gesehen, das Umschaltspiel hätte gut funktioniert und insgesamt sei das für die Grazer ein „gewaltiger Schritt vorwärts“ gewesen. Einzige Wermutstropfen: Die teilweise schlampig zu Ende gespielten Angriffe und der späte Ausgleich der Hütteldorfer. Man konnte jedenfalls den Eindruck gewinnen, dass der alte Foda-Anzug wieder aus dem Kasten geholt wurde und der passte gleich wieder viel besser als des Vogels neue Kleider.
Das will Günter Kreissl so nicht stehen lassen. Zumindest nicht genau so. Gegenüber 90minuten.at meint er: „Möglicherweise war das in Mattersburg zu schnell ein ganz neues System. Aber schon gegen den WAC sind von Heiko Vogel Adaptierungen vorgenommen worden, die einige Dinge wieder in eine andere Richtung bringen hätte sollen.“ Aber das sei ein rabenschwarzer Tag der gesamten Mannschaft gewesen, den sich Kreissl so selbst nicht erklären könne. Dem Trainer attestiert er jedenfalls die Größe, nicht stur an einem Modus festzuhalten. Vogel würde ständig die Bereitschaft zeigen, im Sinne des Erfolges Adaptierungen vorzunehmen. Und den Begriff „Foda-System“ wolle Kreissl schon gar nicht hören. „Das klingt ja fast so, als hätte Franco dieses System erfunden“.
„Wir wollen gegen Red Bull gewinnen“
Der Kampfmodus, den der sportliche Leiter der Schwarz-Weißen in Wien als Parole ausgegeben hat, bleibt jedenfalls aufrecht. „Wir wollen gegen Red Bull gewinnen“, demonstriert der 43-Jährige wieder gewonnene Zuversicht. Wieder mit der Spielanlage wie gegen Rapid? „Nicht unbedingt. Wir schauen uns das für jedes Spiel genau an und versuchen dann so eine Mannschaft aufs Feld zu stellen, mit der wir uns die größtmögliche Aussicht auf Erfolg versprechen.“ Der SK Sturm wird sich in Zukunft also immer individuell auf den jeweiligen Gegner einstellen? „Es wird Spiele geben, wo wir als SK Sturm unser Spiel durchziehen wollen. Und es wird Gegner geben, wo es auch wieder eine neue Idee geben wird.“, folgt Günter Kreissl den Ausführungen seines Trainers nach dem Rapid-Spiel. Der hielt dort bei der Pressekonferenz fest, dass er seine Mannschaft auch gerne ein wenig unberechenbar für die Gegner sehen möchte.
Dem Variantenreichtum sind im kommenden Heimspiel gegen Salzburg kaum Grenzen gesetzt. Das Lazarett, Ausnahme Langzeitausfall Philipp Zulechner, lichtet sich. Nur Jimmy Jeggo, der seine Grippe noch auskurieren muss, bleibt für das Spiel am Sonntag fraglich. Lukas Spendlhofer, der in der Schlussphase gegen Rapid ausgetauscht werden musste, ist wieder normal im Training. Der Innenverteidiger ist offenbar nach seinem langen Ausfall noch immer nicht bei 100 Prozent und klagte im Allianz Stadion in den letzten Minuten über Schwindel. Für 90 Minuten ganz auf der Höhe scheint es körperlich noch nicht zu reichen. Seine generell aber gute Partie in Wien hat gezeigt, welchen Mehrwert ein fitter Spendlhofer für diese Sturmmannschaft bringen kann. Das unterstreicht auch Kreissl, mit dem Zusatz, dass aber eben das Fußballerische allein nicht alles sei.
Ich bin mit der Medienperformance des Trainers derzeit auch nicht zu hundert Prozent glücklich. Wir werden sicher darüber reden.
Die Interviews des Trainers sind nicht Kreissls größte Sorge
Auch beim Trainer ist die Arbeit auf dem Trainingsplatz nicht alles, was zum Job gehört. Die Arbeit mit den Medien zählt ebenso zur Job Description. Heiko Vogel hat dabei, seit er in Graz am Werk ist, nicht immer den entspanntesten Eindruck gemacht. Schon bei der Pressekonferenz nach der Auftaktniederlage in Mattersburg, wirkte Vogel genervt. Dieser Eindruck zog sich durch die meisten seiner Auftritte bei Mediabriefings, Flash-Interviews oder Spieltagspressekonferenzen. „Ich bin mit der Medienperformance des Trainers derzeit auch nicht zu hundert Prozent glücklich“, sagt sein Chef Günter Kreissl. „Wir werden sicher darüber reden.“
Nichtsdestotrotz sei das derzeit ein untergeordnetes Problem. „Das ist ein Mosaiksteinchen. Heiko Vogel wird sich an die österreichische Medienlandschaft gewöhnen und es muss außerdem auch nicht immer der Anspruch sein, nur Harmonie zu erzeugen“, wechselt Kreissl wieder in den ‚Kampfmodus‘. Die Interviews des Trainers seien in jedem Fall derzeit nicht seine größte Sorge. Alles müsse dem Erfolg untergeordnet werden, wieder Siege einzufahren wäre die erste Priorität. Am besten schon gegen Red Bull am Sonntag. „Die tägliche Arbeit des Trainers auf dem Platz überzeugt mich, dass wir alles dafür tun", so Kreissl gegenüber 90minuten.at.
Nach außen bleibt auch die Parole der ausgesetzten Vertragsverhandlungen aufrecht. Zu gegebener Zeit werde es hier weitere Auskünfte geben, im Moment gehe es nur um das Zurückfinden in die Erfolgsspur, so der Sportchef der Blackies. Zu Erinnerung: Marvin Potzmann, Stefan Hierländer oder auch Christian Schoissengeyr sind noch ohne Vertrag für die kommende Spielzeit. Dario Maresic ließ bereits durchklingen, dass er nach der Saison seine Koffer in Graz packen wird. Potzmann und Hierländer wurden zuletzt mit Rapid in Verbindung gebracht. Bestätigt wird das von keiner involvierten Partei. Sieht man sich den aktuellen Kader der Wiener an, schwebt besonders bei Hierländer über diesem Gerücht ein großes Fragezeichen. Im Sinne seiner Kaderplanung, wird Günter Kreissl die Hinhaltetaktik einiger Protagonisten aber wohl nicht mehr allzu lange akzeptieren. Schließlich ist in Graz jetzt ‚Kampfmodus‘ angesagt.