Eigener Nachwuchs? "Es gibt keine Spieler"
Der SC Wiener Neustadt war mit sechs Siegen aus den ersten sieben Spielen der SkyGo Ersten Liga ohne möglichem Einbruch das Überraschungsteam der Liga. So soll es nun weiter gehen, einfach wird es aber nicht, wie Trainer Roman Mählich gegenüber 90minuten.at erklärt.
Aus Wien berichtet Georg Sander
Neben dem vergleichsweise großen SV Ried als Zweitplatzierter nach der Hinserie zu sprechen, war sichtlich aufregend und ungewohnt für SCWN-Trainer Roman Mählich. Mit eher simplen fußballerischen Kniffen und einem treffsicheren Ex-Rapidler Hamdi Salihi (15 Saisontore, verletzt, Rückkehr "bald") schaffte der ORF-Experte in seinem ersten Jahr als Proficoach die größte Überraschung der SkyGo Ersten Liga. Dass in der Rückserie das Überraschungsmoment wegfallen würde, deutete er schon auf der Bühne der Auftaktpressekonferenz an und bekräftigte das im Gespräch mit 90minuten.at: "Es ist immer leichter, nach oben zu kommen, als sich oben zu halten. Das macht die Bestätigung der Leistungen kompliziert." Der Fernsehexperte erklärt im TV gerne taktische Begebenheiten, bei seinem Team will er sich am Gegner orientieren. "Die Taktik hängt immer vom Gegner ab. Wir wollen – wie andere Mannschaften – flexibel sein", meint Mählich. Sich nur eine Taktik auszudenken, die die ganze Meisterschaft hält, wäre nicht zielführend. Und es geht doch in Wiener Neustadt um sehr viel, nicht weniger als die Zukunft des Profifußballs?
Jede Mannschaft, die keine Akademie hat, muss damit leben, dass die besten und talentiertesten jungen Spieler spätestens im Akademiealter mit 14, 15 bei den Großklubs sind. Die sind für uns nicht zu halten.
Alles oder nichts? Mählich kennt Schickers Ansage nicht
Im Jänner sagte Wiener Neustadt-Sportdirektor Andreas Schicker bei Laola1.at, es werde "in Wiener Neustadt, sollten wir nicht aufsteigen, keinen Profifußball in dieser Form mehr geben." Also alles oder nichts? Angesprochen auf dieses Statement sagt Mählich, er wüsste nicht, wer das gesagt habe und nach Aufklärung meint er: "Ich tue mir schwer, das zu beantworten. Was für mich und meine Spieler zählt, sind die 16 Spiele im Frühjahr. Was danach ist, können wir jetzt nicht beeinflussen.“ Unabhängig davon setzt er auf Kommunikation mit seinen Spielern: "Wie ich das gemacht habe, hat anscheinend gefruchtet."
Kooperationsspieler unabdingbar
Um sich nachhaltig nach oben hin zu orientieren, zeigt die Erfahrung, dass der Einbau der eigenen Jugend ein guter Weg ist. "Wir haben nicht den Unterbau, den andere Klubs in der Bundesliga haben, das geht ja auch gar nicht", schränkt Roman Mählich ein. Man wolle den Weg mit jungen Kooperationsspielern, wie etwa Rapids Dejan Ljubicic oder Salzburgs Youba Diarra gehen. "Wir haben sehr gute Übereinkommen mit einigen Bundesligisten", das habe sich bislang bewährt. Aber ob es nicht sinnvoller wäre, auf eigene Spieler zu setzen? "Es gibt keine Spieler", stellt Mählich klipp und klar fest, "Wir haben keine Akademie, das wäre die Grundbedingung. Jede Mannschaft, die keine hat, muss damit leben, dass die besten und talentiertesten jungen Spieler spätestens im Akademiealter mit 14, 15 bei den Großklubs sind. Die sind für uns nicht zu halten." Selbst bei einem Aufstieg würde sich ohne Akademie nichts ändern. "Ich denke, dass das ein sehr guter Weg ist, den wir eingeschlagen haben. Wir haben uns klar positioniert: Wir wollen eine Plattform für jene Spieler bieten, die am Sprung von den Amateuren der Bundesligaklubs zur Kampfmannschaft sind. Das ist absolut ok."
Sturm war aus Mählichs Sicht konkret
Da war ja auch noch etwas. Im Herbst suchte sein Ex-Verein zudem einen neuen Trainer. Der erfolgreiche Zweitligacoach fiel dem Suchenden, Günter Kreissl vom SK Sturm, auf. "Es hat einen Kontakt gegeben, das weiß man. Man müsste den Günter Kreissl fragen, wie ernst das war. Ich nehme an, schon relativ, weil wir uns persönlich getroffen haben", erklärt Mählich. Ob er es sich zugetraut hatte? "Ich denke, es ist für alle Beteiligten gut so, wie es jetzt ist. Ich war keine Sekunde enttäuscht." Um beim vielleicht nächsten Trainerwechsel bei einem großen Klub weiterhin in Frage zu kommen, wäre es sicherlich hilfreich, den guten Herbst mit Wiener Neustadt nun zu bestätigen. Los geht es am kommenden Freitag um 18:30 Uhr in Lustenau gegen die dortigen Austria.
>>> Nächste Seite: Karl Daxbacher: "Für mich ist der Aufstieg das einzige Ziel"