TV-Gelder: Kleine Klubs proben den Aufstand
Die kleineren Klubs der österreichischen Bundesliga sind unzufrieden mit dem aktuellen Verteilungsschlüssel der TV-Gelder. Am Freitag soll dieses Thema neu verhandelt werden.
Von Michael Fiala
Die weihnachtliche Stimmung könnte am Freitag bei der Bundesliga-Klubkonferenz, wenige Stunden vor der Weihnachtsfeier der Liga schnell umschlagen. Denn wie 90minuten.at aus gut informierten Kreisen erfahren hat, sind die kleineren Klubs mit der 2017 beschlossenen Aufteilung der TV-Gelder unzufrieden. Den Informationen zufolge hat Flyeralarm Admira mit ihrem Präsidenten Philipp Thonhauser auf Bitte einiger kleineren Vereine einen fristgerechten Antrag für die Bundesliga-Klubkonferenz eingebracht, der eine Neuregelung der Gelder-Verteilung ab der kommenden Saison vorsieht.
Thonhauser selbst wollte sich dazu gegenüber 90minuten.at nicht äußern, auch Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer wollte die Sachlage vor dem Freitag nicht kommentieren. Bestätigt wurde der Antrag aber von Austria-Vorstand Markus Kraetschmer. Gegenüber 90minuten.at sagt Kraetschmer: „Ich habe von Philipp Thonhauser über den Antrag erfahren und er hat mir sein Ansinnen erläutert, für das ich ein gewisses Verständnis aufbringe.“
Unfaire Verteilung?
Um die in Gang gesetzte Diskussion zu verstehen, muss man die aktuelle Verteilung der TV-Gelder beleuchten. Die aktuellen Einnahmen aus dem TV-Vertrag werden auf vier Säulen aufgeteilt: 30 % Sockelbetrag – gleichmäßige Aufteilung auf alle Klubs, 20 % Österreicher-Topf – abhängig von den Einsatzminuten österreichischer Spieler, 30 % Sportliche Leistung – Verteilung nach erspielten Punkten und 20 % Zuschauer – Verteilung nach Stadionzuschauern. Dieser Verteilungsschlüssel wurde 2017 aufgrund von Modellberechnungen von der Klubkonferenz gemeinsam beschlossen.
Der neue Antrag der Admira sieht vor, dass nur noch die sportliche Leistung der aktuellen Saison als Schlüssel herangezogen wird. Der Zuschauer-Anteil und der Österreicher-Topf sollen hingegen rausfallen. Dem Antrag zufolge soll jeder Klub im Laufe der aktuellen Saison einen Minimum-Fixbetrag bekommen. Am Ende der Saison soll dann anhand der sportlichen Platzierung in der Tabelle der Rest ausbezahlt werden. Im Endeffekt soll dadurch die Spreizung der aufgeteilten TV-Gelder deutlich minimiert werden. Derzeit könnte der Klub mit den meisten TV-Geld-Einnahmen maximal rund das 2,5-Fache des Letztplatzierten bekommen. Der neue Schlüssel soll diesen Faktor mehr oder weniger halbieren.
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TV-Vertrag steht nicht zur Diskussion
Kraetschmer ist es wichtig zu betonen, „dass die Vertragstreue zu Sky nicht zur Diskussion steht. Es geht jetzt nur darum, ob wir ab der kommenden Saison 2019/20 einen neuen Schlüssel finden, wie die Gelder aufgeteilt werden.“ Dem Antrag zufolge müsse beispielsweise die Austria aufgrund der aktuellen Tabellenplatzierung mit finanziellen Einbußen rechnen. Ob der Wunsch der kleinen Vereine eine Chance auf Erfolg hat, kann Kraetschmer nicht einschätzen: „Ich weiß nicht, ob es eine Allianz von Klubs gibt. Wir haben für uns bei der Austria beschlossen, das vorgelegte Modell intern durchzurechnen und wir werden damit am Freitag in die Diskussion der Klubkonferenz gehen.“
Rapid wäre großer Verlierer
Großer Verlierer einer neuen Regelung wären neben Austria, Sturm und Salzburg vor allem Rapid. Die Neuregelung der Aufteilung der TV-Gelder wurde 2017 auf Bestreben der Hütteldorfer beschlossen. Vor allem die Verknüpfung mit den Zuschauerzahlen war ein wichtiges Thema für Rapid-Präsident Michael Krammer und Geschäftsführer Christoph Peschek. Würde diese Verknüpfung wegfallen, kann man sich leicht ausrechnen, dass Rapid mit der aktuellen Tabellenplatzierung zum größten Verlierer einer neuen Regelung zählen würde.
Dem Vernehmen nach sind die kleinen Klubs aber hier wenig Verhandlungsbereit, denn die neue Regelung hat dazu geführt, dass zwar trotz deutlich mehr TV-Gelder insgesamt die kleinen Klubs zum Teil nicht wesentlich mehr Geld bekommen haben als in der letzten Periode. Zum Vergleich: Der alte Vertrag war mit rund 22 Mio. Euro dotiert, der neue hat ein Volumen von 35 Mio. Euro. Klar ist jedenfalls, dass für die kleineren Klubs der Budgetposten „TV-Geld“ in Relation zum Gesamtbudget wesentlich wichtiger ist als für Klubs mit größeren Budgets.
Weiterer Dämpfer für Rapid?
Am Freitag, wenige Stunden vor der Weihnachtsfeier der Bundesliga, droht jedenfalls eine hitzige Diskussion zu diesem Thema. Damit der Antrag angenommen wird, braucht es in der Klubkonferenz eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Ob das Ansinnen der kleinen Klubs durchkommt, hängt wohl dann vor allem davon ab, ob sich einer oder mehrere der vier großen Klubs mit Admira & Co solidarisieren oder ob sich andererseits die Ansicht durchsetzt, dass man etwas Beschlossenes nicht schon nach vier Monaten bereits wieder umwirft.
Es könnte sein, dass die Hütteldorfer abermals - wie schon wenige Wochen zuvor, als die Strafbestimmungen bei Ausschreitungen verschärft wurden – relativ alleine dastehen. Der SK Rapid hat gegenüber 90minuten.at angekündigt, sich zu einem späteren Zeitpunkt zu diesem Thema ausführlich zu Wort zu melden. So oder so: Von Weihnachtsfrieden ist in der Bundesliga derzeit wenig zu sehen.