Macht-Poker von und mit und um Leo Windtner

Leo Windtner will sich im Juni zum dritten Mal zum ÖFB-Präsidenten wählen lassen. Zunächst muss der Oberösterreicher jedoch noch eine Runde Machtpoker gewinnen. Von Michael Fiala

Am Dienstag-Nachmittag preschte Sky Sport Austria mit der Meldung vor, dass nur drei von zehn Präsidiumsmitglieder im Wahlausschuss, der die Wahl zum ÖFB-Präsidenten für Juni vorbereitet, für die Wiederwahl von Leo Windtner gestimmt haben. Das Präsidium besteht aus den neun Präsidenten der Landesverbände und dem Bundesliga-Präsidenten. Angeblich ist auch Bundesliga-Präsident Hans Rinner unter den Windtner-Gegnern. "Im Wahlausschuss war man sich einig, dass noch einige Dinge von Leo Windtner zu erledigen sind", so Hans Rinner im Gespräch mit 90minuten.at. Um welche Dinge es sich dabei handelt, wollte Rinner nicht konkretisieren.

 

Interessante ÖFB-Aussendung

Die Gerüchte veranlasste die ÖFB-Pressestelle zu einer „interessanten“ Aussendung: Der Vorsitzende des ÖFB-Wahlausschusses Dr. Wolfgang Bartosch stellt zu den Mutmaßungen betreffend der Bundeshauptversammlung und der Wahl des ÖFB-Präsidenten folgendes klar: „Entgegen anderslautender Gerüchte ist die Nominierung von Präsident Dr. Leo Windtner deshalb noch nicht endgültig beschlossen worden, weil noch organisatorische und strukturelle Dinge zu klären sind. Das soll in den kommenden Tagen erfolgen“, so Bartosch.

Interessant ist die Presseaussendung insofern, da der Wahltermin seit Monaten feststeht. Da überrascht es schon ein wenig, dass noch „organisatorische und strukturelle  Dinge“ zu klären sind.

 

Das kommt überhaupt nicht in Frage, ich bin in Pension und dabei bleibt es.

Alfred Ludwig

Strebt Alfred Ludwig ein Comeback an?

Zudem geistert sei einigen Wochen ein weiteres Gerücht herum: Angeblich soll Alfred Ludwig, der im vergangenen Sommer nach drei Jahrzehnten beim ÖFB in Pension gegangen ist, Ambitionen auf das Präsidentenamt haben. Alfred Ludwig selbst sagt dazu im Gespräch mit 90minuten.at: „Ich habe bereits eineinhalb Jahre vor meiner Pensionierung gesagt, dass ich danach keine Funktion mehr annehmen werde. Wer auch immer dieses Gerücht gestreut hat, dem kann ich nur sagen: Das kommt überhaupt nicht in Frage, ich bin in Pension und dabei bleibt es.“ Ludwig selbst geht auch davon aus, dass Leo Windtner im Juni die Wiederwahl gelingen wird.

 

Erwin Pröll?

Der Kurier will hingegen wissen, dass auch Erwin Pröll ein möglicher neuer ÖFB-Präsident sein könnte. Dieser soll laut Kurier von „einem ehemaligen ÖFB-Funktionär“ in Stellung gebracht worden sein. Ludwig oder Pröll: Diese Gerüchte dürften bewusst gestreut worden sein, um den Druck auf Windtner zu erhöhen.

 

Personalie Ruttensteiner, Gramann?

Einen Gegenkandidaten gibt es offiziell also nicht. Vorerst geht es anscheinend darum, dass die Landespräsidenten wieder mehr Macht bekommen. In den vergangenen Jahren hat Windtner versucht, den Einfluss der „Landesfürsten“ in gewissen Bereichen zu beschränken, diese dürften jetzt zum Gegenschlag ausholen. „Sie fühlen sich zu wenig wertgeschätzt“, so ein ÖFB-Insider im Gespräch mit 90minuten.at. Wie 90minuten.at aus gut informierten Kreisen erfahren hat, könnte es dabei aber auch um einige Personalien, wie etwa um ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner, gehen, der nicht bei allen Landespräsidenten in der Beliebtheitsskala ganz oben steht. Auch ÖFB-Marketing-Chef Wolfgang Gramann soll ein Thema sein.

 

Windtner angezählt – hausgemachte Führungskrise

Leo Windtner ist jedenfalls angezählt und es wird spannend zu beobachten sein, wie sehr er um das Amt kämpfen und Zugeständnisse machen wird. Ob die Windtner-Gegner, die die öffentliche Diskussion in Gang gebracht haben, einen Plan B und die ganze Geschichte auch zu Ende gedacht haben, kann aus jetziger Sicht aber bezweifelt werden. Es kann also gut sein, dass diese Personen eine latente Führungskrise des größten Sportverbands Österreichs aus persönlichen Eitelkeiten heraus angezettelt haben.

 

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