Ausländerregelung im Amateurfußball ist nicht der Kern des Problems
Drei Ausländer dürfen bei Fußballspielen der Regionalligen eingesetzt werden. Das ist laut EU-Recht diskriminierend. Es ist davon auszugehen, dass die Regelung bei der Sitzung des ÖFB-Präsidiums Mitte Dezember gekippt wird. 90minuten.at hat sich auf Spure
Grundsätzlich dürfen Amateurspieler spielen, wo sie wollen. Das gilt für Bürger der europäischen Union und Spieler, die aus EU-assoziierten Ländern stammen. Das sind etwa die Türkei, Kroatien, Mazedonien, Albanien, Montenegro, Serbien sowie Bosnien und Herzegowina. „Gerade im Amateurbereich hat der Fußball, unabhängig von diversen EU-Richtlinien, eine integrative Wirkung", so Rudolf Novotny, bei der Spielergewerkschaft Vereinigung der Fußballer (VdF) für Rechtsangelegenheiten zuständig, im Gespräch mit 90minuten.at.
Der Kern des Problems ist für Novotny jedoch nicht die Ausländerregelung an sich. In der Regionalliga und darunter müssen Ausbildungsentschädigungen gezahlt werden, wenn Spieler wechseln. So kommt es, dass Cristiano Ronaldo nach Vertragsende um null Euro wechseln darf, aber in der fünften österreichischen Liga Geld für die Maiers und Hubers gezahlt werden muss, die von Kilb nach Mallau wechseln. Es ginge letztlich um die Unterscheidung zwischen Amateuren und Profis, meint Novotny. Ein tschechischer oder slowakischer Spieler kostet keine Ablöse, verdient in der dritten österreichischen Liga zumeist besser als in der zweiten Liga eines Heimatlandes. Novotny bringt es mit einem Beispiel auf den Punkt: „Wohnt einer in Arnoldstein, kann er in Tarvis spielen. Wenn der Arnoldsteiner nach Villach geht, muss gezahlt werden, nach Tarvis nicht." Eine Schieflage in ganz Österreich, wie Novotny näher definiert. „In der sechsten tschechischen Liga wird keine Krone gezahlt, bei uns schon. Wer sportlichen Erfolg will, kann sich aber in den angrenzenden Ländern mit Spielern bedienen. Ein Spieler kickt ja nicht in Zwettl, weil es dort so schön ist." Die Spielergewerkschaft befürwortet also die Umsetzung der EU-Richtlinien, ortet aber die Probleme ganz wo anders.
Spaß oder Geld
Letztlich ggeht es der VdF nicht nur um die EU-Konformität, sondern um Realismus. Schließlich stelle sich bei der Binnenmigration nicht nur die Frage, ob ein Ungar aus Hegyeshalom oder ein Wiener in Neusiedl kickt. Es sei eine Frage, warum überhaupt gepedelt wird. Es gibt genug Österreicher, die im Umland spielen – aus Spaß wird kaum ein Kicker vier Mal in der Woche von Ort A nach Dorf B pendeln und am Wochenende noch zu den Spielen fahren. „Es ist ein Unterschied, ob es um Spaß oder Geld geht", sagt Nowotny, „dementsprechend brauchen die Spieler ab der Regionalliga eine Arbeitsbewilligung. Ich kenne keinen Österreicher, der in den angrenzenden Ländern spielt. Es geht in den Regionalligen und Landesligen immer um Geld." Damit trifft die Gewerkschaft den Nagel auf den Kopf.
Elf Legionäre in der Regionalliga?
„Fakt ist, dass wir keinen Unterschied machen dürfen", meint Gerhard Milletich, Präsident des Burgenländischen Fußballverbandes und des SC/ESV Parndorf. Milletich ist als Verbands- und als Vereinspräsident auf zwei Ebenen betroffen. Der Befürchtung, aufstiegswillige Klubs könnten mit billigen Ausländern einen Wettbewerbsvorteil erzielen, teilt er nicht – zumindest bis zur ersten Landesliga: „Hier hilft die Eigenbauregelung, die nicht zwischen Ausländern und Nicht-Ausländern unterscheidet. Das funktioniert im Landesverband." Die Eigenbauspieler müssen drei Jahre beim Verein sein. Damit ist zumindest auf Landesebene dem Zusammenkaufen von Legionären ein Riegel vorgeschoben. „Nur in der Regionalliga haben wir ein Problem", so der Parndorf-Präsident: „Die Frage ist, ob es uns gelingen wird, so schnell wie möglich eine Regelung für die Regionalliga zu finden. Dass da alles gleich ist, ist eine Voraussetzung." Die Gefahr bestünde, dass in der Regionalliga eine Legionärsmannschaft einläuft.
Herausforderung für den ÖFB
Bis zur 1. Landesliga bestehen verschiedene Regelungen. Im niederösterreichischen Fußballverband müssen im 16-Mann-Kader mindestens acht Kicker aufscheinen, die drei Jahre durchgehend beim Verein sind. Neu geregelt wird, dass mindestens sechs Verbandsspieler fünf Jahre durchgehend bei Vereinen gemeldet sein müssen. Das ergibt bis zur ersten Landesliga 14 von 16 Spielern, die schon lange in Österreich spielen müssen. Somit schiebt Niederösterreich einer Legionärsflut in der vierten Spielklasse den Riegel vor. Allerdings ist diese Regelung nicht einheitlich. Mitte Dezember muss das Präsidium des ÖFB eine einheitliche Regelung eben für die Regionalligen finden. Dass die EU-Konformität hergestellt wird, bezweifelt generell niemand. Dass sich genau an der Grenze zum Profifußball neue Probleme bezüglich der Zahlungen im nominellen Amateurfußball auftun, sollte nicht vergessen werden. Ob die Gremien aber eine Lösung finden, bleibt dahin gestellt.
EU-Konformität regt Diskussion an
Eventuell ringt sich der ÖFB im Zuge der Regelung bezüglich Legionäre endlich auch zu einer logischen Lösung für Profis im Amateurbereich durch. Wer wo wie viel gezahlt bekommt, ist zwar im Grunde genommen in der freien Marktwirtschaft egal, aber aus dem Blickwinkel des österreichischen Fußballs bedenklich. Dass im Unterhaus zuweilen mehr gezahlt wird als in der Heute für Morgen-Ersten Liga ist ein offenes Geheimnis. Vielleicht stößt eine Regelung zu EU-Ausländern und Eigenbauspielern auch eine über Geld im Amateurfußball an. Es wäre an der Zeit.