Ralf Rangnick fordert Länderspiele im Allianz Stadion: „Es gäbe nur Gewinner“ [Exklusiv]
Beim Fußballkongress hielt ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick eine Brandrede für ÖFB-Länderspiele im Allianz Stadion. Bedenken dagegen kann er nicht verstehen.
Wenn man im letzten Rang sitzt, braucht man ein Fernglas, um das Spiel zu verfolgen. Deswegen ist das Ernst-Happel-Stadion aus meiner Sicht nicht wirklich geeignet.
Ich wünsche mir, dass die Situation entsteht, wo der Bürgermeister, der Bundeskanzler, der Sportminister, egal wer, alle sagen: Selbstverständlich spielt die Nationalmannschaft, im Stadion von Rapid.
Es gäbe nur Gewinner und ich kann gar nicht verstehen, so etwas überhaupt in Frage zu stellen. Es gewinnt Rapid Wien, weil wir Miete zahlen. Es gewinnt der Verein an Reputation.
++ 90minuten.at PLUS – von Michael Fiala exklusiv aus dem Allianz Stadion ++
Es war einer seiner seltenen, öffentlichen Auftritte, seit dem Ralf Rangnick zum österreichischen Teamchef bestellt wurde. Doch dieser hatte es durchaus in sich.
Beim Fußballkongress im Allianz Stadion nahm sich der aktuelle ÖFB-Teamchef viel Zeit, um über seine bisherige Zeit in Österreich zu sprechen, wie er die Weltmeisterschaft in Qatar empfunden hat, den Wechsel von Manchester United zum ÖFB mit ein bisschen Abstand sieht, und welche Ziele er mit dem österreichischen Nationalteam hat - und 90minuten.at war mit dabei.
Dass Rangnick mit Alaba & Co ambitionierte Ziele hat, ist spätestens seit der ersten Pressekonferenz klar. Es ist nicht so sehr die Frage, ob man sich für die großen Turniere qualifiziert, sondern eher wie. Rangnick: „Wenn wir es erreichen wollen, die Lücke zur Schweiz, zu Dänemark oder beispielsweise Kroatien zu schließen, müssen wir uns für die Europameisterschaft in Deutschland und die Weltmeisterschaft in USA/Kanada/Mexiko qualifizieren.“
„Happel-Stadion ist nicht geeignet“
Spiele auf höchstem Niveau, so wie etwa die ersten 70 Minuten gegen Italien seien dafür notwendig. Und der Funke müsse vom Publikum aufs Team überspringen.
Der Teamchef machte aber auch kein Geheimnis daraus, dass er mit dem Ernst-Happel-Stadion als Spielort nicht glücklich ist und sich schon auf die Spiele im neuen Linzer Stadion freue. „Wir haben hier in Wien mit dem Ernst-Happel-Stadion nur ein größeres Stadion. Um dort eine gute Stimmung zu erzeugen, muss es ganz voll sein und wir müssen auf allerhöchstem Niveau spielen“, so Rangnick, der im selben Atemzug ergänzt: „Selbst dann ist es nicht gerade furchteinflößend, wenn der Abstand durch die Laufbahn so groß ist. Wenn man im letzten Rang sitzt, braucht man ein Fernglas, um das Spiel zu verfolgen. Deswegen ist das Ernst-Happel-Stadion aus meiner Sicht nicht wirklich geeignet.“
Eine Brandrede für Allianzstadion
Eine Lösung hätte der Teamchef auch parat: „Das Allianz Stadion hat mit einer Größe von knapp 30.000 Zuschauern die Möglichkeit, so eine Atmosphäre zu schaffen.“ Rangnick brachte auch gleich ein Beispiel aus Deutschland mit: „Nehmen wir Union Berlin her, das gerade für Aufsehen sorgt. Wenn die deutsche Nationalmannschaft in einem Qualifikationsspiel beispielsweise gegen Norwegen oder Finnland antreten müsste, dann könnte ich mir vorstellen, dass man im DFB überlegt: „Lass uns mal in der ‚Alten Försterei‘ spielen.“ Vielleicht ist das Stadion dann schon auf 35.000 ausgebaut und da wäre dann richtig etwas los. Für die Fans, den Trainer oder den Vorstand von Union Berlin wäre das eine Ehre, ein Ritterschlag, wenn das Nationalteam dort spielen würde.“
Rangnick ist bewusst, dass in Wien nicht alle Rapid-Fans Länderspiele im eigenen Stadion begrüßen würden. Verständnis hat er dafür jedoch nicht. „Wenn die Fans von Union jetzt sagen würden: ‚Nein, nein, das DFB-Team kommt uns nicht ins Stadion rein.‘" Dafür hätte niemand Verständnis. "Die ganzen Boulevard-Medien, die seriösen Medien, die Fernsehanstalten, die Politik – keiner käme auf die Idee, dass man dort nicht spielen sollte.“
Unterstützung vom Bürgermeister bis zum Bundeskanzler und Sportminister
Das sei auch etwas, was er sich wünsche, dass in Österreich die Situation entstehe, „wo der Bürgermeister, der Bundeskanzler, der Sportminister, egal wer, alle sagen: Selbstverständlich spielt die Nationalmannschaft, im Stadion von Rapid.“ Der 64-jährige würde sich auch freuen, wenn die Rapid-Fans das Team leidenschaftlich unterstützen. „Im Kader sind sicher fünf, sechs oder sieben Spieler mit Rapid-Bezug.“
Die Zeit drängt übrigens. Bis Ende Februar bräuchte man für das Schweden-Match eine Entscheidung, wo gespielt werden soll, weil man spätestens 120 Tage vor dem Match den Spielort bekanntgeben muss.
Rangnicks kann die Skepsis ganz und gar nicht verstehen: „Wenn wir es schaffen, uns für die Euro zu qualifizieren, dann profitiert ja schlussendlich auch der Klubfußball in Österreich“, sagt der Teamchef und kommt so richtig in Fahrt: „Wenn ich mir vorstelle, dass wir hier im Allianz Stadion gegen Schweden spielen – das Stadion hat alles, was man für derartige Qualifikationsspiele braucht. Es gäbe nur Gewinner und ich kann gar nicht verstehen, so etwas überhaupt in Frage zu stellen. Es gewinnt Rapid Wien, weil wir Miete zahlen. Es gewinnt der Verein an Reputation. Es gewinnen die Rapid-Fans, die eingeladen wären, ihren kompletten Block zu besetzen und uns zu unterstützen.“
Und so reagiert Steffen Hofmann auf die Forderung:
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