ÖFB kündigt Schiedsrichter-Manager - Boss Sedlacek: "Bin nicht für alles verantwortlich" [Exklusiv]
Der ÖFB hat sich heute, Montag, von seinem Schiedsrichter-Manager Andreas Fellinger getrennt. Robert Sedlacek, oberster Schiedsrichterboss, sieht sich im Gespräch mit 90minuten.at nicht in der Verantwortung.
Ich weiß es nicht, ich habe es auch erst heute Vormittag erfahren, dass Fellinger gehen muss.
Ich habe Fellinger nicht in den ÖFB gehoben.
++ 90minuten.at exklusiv PLUS – von Michael Fiala ++
Das Trainingslager der ÖFB-Schiedsrichter, das von 14. bis 21. Jänner in Lara in der Türkei stattfand, hat das Fass nun offenbar zum Überlaufen gebracht. Generalsekretär Thomas Hollerer hat heute, Montag, das Dienstverhältnis von Schiedsrichter-Manager Andreas Fellinger aufgelöst.
Die Ära von Fellinger könnte man auch mit Pleiten, Pech und Pannen beschreiben. Schon 2021 gab es bereits viele negative Geschichten über seine Amtsführung: Demnach warteten die Schiedsrichter oft wochenlang auf ihre Zahlungen. Zudem wurden tausende Euro für ein Analysetool ausgegeben, das jedoch lange nicht zum Einsatz kam.
Zuletzt soll das Trainingslager der Schiedsrichter in der Türkei dafür gesorgt haben, dass Fellinger nun seine Sachen packen musste. Bei der Schulung waren rund 70 Schiedsrichter vor Ort, zudem auch ein Arzt, der von Fellinger organisiert wurde. Vor Ort klagten dann einige Teilnehmer über Corona-ähnliche Krankheitssymptome. Der Arzt hatte auf Frage einer der Teilnehmer jedoch keine Corona-Testkits mit. Einen weiteren verwies er auf die Frage nach Medikamenten auf die nächste Apotheke. Die ersten Tests wurden dann erst am Donnerstag – fünf Tage nach Beginn des Trainingslagers - gemacht, obwohl die ersten Personen bereits am Montag über Symptome klagten. Schlussendlich gab es rund 20 Corona-Fälle, die durch das Trainingslager entstanden sind.
„Ich habe erst heute davon erfahren“
Von einem Chaos im Trainingslager will Schiedsrichter-Boss Robert Sedlacek im Gespräch mit 90minuten.at jedoch nichts wissen. „Das Trainingslager war gut. Es war ein Arzt mit und ich kann nicht mehr machen, als mich auf diesen zu verlassen.“ Und dass erst so spät mit den Tests begonnen wurde, obwohl es bereits Personen mit typischen Symptomen gegeben hat? „Es wurde darauf geachtet, dass die betroffenen Personen separiert werden.“ Dies entspricht laut 90minuten.at-Recherchen jedoch nicht den Tatsachen, da tagelang keine Aktionen gesetzt wurden.
Dass das Trainingslager schlussendlich nun dazu geführt habe, dass Fellinger gehen muss, sieht Sedlacek nicht so. „Es war sicher nicht das Trainingslager schuld.“ Sondern? „Ich weiß es nicht, ich habe es auch erst heute Vormittag erfahren, dass Fellinger gehen muss.“ Der oberste ehrenamtliche Schiedsrichter-Boss wusste also demnach nicht, dass sein oberster Schiedsrichter-Administrator seines Amtes enthoben wird.
Demnach habe Thomas Hollerer in Eigenregie gehandelt und Sedlacek nicht informiert? „Ich wusste nur, dass er zu einem dringenden Gespräch geladen wurde“, so Sedlacek und ergänzt: „Fellinger ist bzw. war ein Angestellter des ÖFB. Ich war nicht der, der dafür gesorgt hat, dass das Dienstverhältnis aufgelöst wird“, verweist Sedlacek erneut auf Hollerer.
„Ich habe Fellinger nicht in den ÖFB gehoben“
Generell will Sedlacek nicht für die Personalie Fellinger verantwortlich sein. „Es hat damals bei seiner Bestellung ein paar Kandidaten gegeben. Ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, dass er als Schiedsrichter-Manager anfängt. Nachdem er (Anm. der Redaktion: Andreas Fellinger) Hrn. Kolm sehr bekannt war, habe ich auch gesagt, dass ich keine Einwände habe. Aber: Ich habe Fellinger nicht in den ÖFB gehoben.“ Dazu muss man wissen: Kolm war zu diesem Zeitpunkt ein langjähriger Mitarbeiter der ÖFB-Administration. Und: Fellinger war zur seiner aktiven Zeit als Schiedsrichter-Assistent im Team von Sedlacek tätig. Die beiden kannten sich also bestens.
„Ich kann nur urgieren“
Der oberste Schiedsrichterboss Österreichs bekräftigt dann im 90minuten.at-Gespräch erneut: „Wenn ein Thema wie die verspäteten Zahlungen aufgekommen ist, konnte ich immer nur urgieren und reagieren. Ich sitze nicht selbst in der ÖFB-Geschäftsstelle . Ich kann dann nur zum Geschäftsführer gehen und fragen: Was ist da los?“
Muss man als Schiedsrichter-Boss nicht mehr Verantwortung übernehmen? „Ich sehe es nicht als abputzen, und ich bin nicht für alles im Schiedsrichterwesen verantwortlich, auch wenn ich den Schädel hinhalten muss“, so Sedlacek.
Bleibt am Ende noch eine Frage offen: Wofür fühlt sich Robert Sedlacek in seiner Funktion als Schiedsrichter-Boss eigentlich verantwortlich?