Infantino: Warum der DFB die Wiederwahl verweigert, der ÖFB jedoch nicht [Exklusiv]
Nach Norwegen wird nun auch der DFB die Wiederwahl von FIFA-Präsident Gianni Infantino nicht unterstützen. Der ÖFB sieht weiterhin keine Alternative zu Wiederwahl.
Fakt ist, dass Gianni Infantino der einzige Kandidat für das Amt des FIFA-Präsidenten ist und er wird daher auch vom ÖFB unterstützt.
Bei der FIFA ist es genauso wie auf weltpolitischer Ebene.
++ 90minuten.at exklusiv von Michael Fiala ++
Am Donnerstag kommt es im Rahmen des FIFA-Kongress in Kigali auch zur Wiederwahl von FIFA-Präsident Gianni Infantino. Infantino ist der einzige Kandidat, deswegen gilt eine Wahl als Formsache. Doch nicht alle Mitgliedsländer werden deswegen dem aktuellen Präsidenten die Gefolgschaft zusichern. So hat Norwegen bereits im Vorfeld angekündigt, Infantino nicht zu wählen.
Und nun lässt auch der DFB aufhorchen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf meint in einer Aussendung am Mittwoch: "Der DFB wird die Wiederwahl von FIFA-Präsident Gianni Infantino in Kigali nicht unterstützen. Wir haben in den vergangenen Wochen zu verschiedenen Fragestellungen von der FIFA keine oder nur unzureichende Informationen erhalten. Die FIFA muss im Umgang mit den nationalen Verbänden deutlich offener und transparenter werden. Sie sollte im eigenen Interesse erklären, wie und warum bestimmte Entscheidungen zustande kommen und wer an ihnen mitgewirkt hat. Das ist zuletzt nicht immer der Fall gewesen.“
Gleichwohl gab es – so der DFB - am heutigen Tag einen konstruktiven Austausch mehrerer europäischer Verbände mit der FIFA-Spitze zu strittigen Themen. „Gemeinsam verbinden wir damit die Hoffnung auf eine Verbesserung der künftigen Zusammenarbeit. Ich bin an einem kritisch-konstruktiven Dialog mit der FIFA, insbesondere auch mit ihrem Präsidenten, interessiert und hoffe, dass sich dieser in den kommenden Jahren realisieren lässt“, so Neuendorf.
ÖFB: „Infantino einziger Kandidat und wird daher unterstützt“
Der ÖFB hat im Vorfeld bereits angekündigt, Infantino zu wählen. Auf Anfrage von 90minuten.at meint ÖFB-Präsident Johann Gartner: „Fakt ist, dass Gianni Infantino der einzige Kandidat für das Amt des FIFA-Präsidenten ist und er wird daher auch vom ÖFB unterstützt. Natürlich müssen Taten folgen, Werte definiert und gelebt werden. Der ÖFB möchte in diesem Prozess einen konstruktiven Part einnehmen. Kein Nationalverband hat einen Gegenkandidaten nominiert.“
Noch im November meinte Ex-ÖFB-Präsident Gerhard Milletich gegenüber 90minuten.at, dass man die Situation rund um Infantino nach der WM gegebenenfalls neu bewerten müsse. Hat es diese Neubewertung gegeben? Gartner: „Man muss die Lehren aus dem Vergabeprozess der letzten WM und den folgenden massiven Diskussionen ziehen und hier ganz klare ethische Standards implementieren. Dafür steht der ÖFB und diesen Standpunkt werden wir vehement vertreten. Es hat auch bereits eine erste konstruktive Aufarbeitung zwischen FIFA und UEFA gegeben.“
Angesprochen auf die Kritikpunkte des norwegischen Verbandes, wonach die Transparenz verbessert und die Menschenrechtsrichtlinien umgesetzt werden müssten, meint Gartner: „Der ÖFB steht auf dem Standpunkt, dass Verbesserungen nur erzielt werden können, wenn an gemeinsamen Lösungsansätzen mit einer breiten Basis im internationalen Fußball gearbeitet wird.“
Hier müssten Brücken gebaut und unterschiedliche gesellschaftliche Wertesysteme vereint werden, die quer über alle Kontinentalverbände sehr heterogen sind, so Gartner, der ergänzt: „Das ist nur durch konstruktive Überzeugungsarbeit und Dialog möglich. Wenn man bei den Vereinten Nationen beispielsweise eine Konvention zum Schutz der Weltmeere verabschieden möchte, braucht man dafür eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten, sonst gibt es keine solche Konvention. Bei der FIFA ist es genauso wie auf weltpolitischer Ebene.“