Causa Milletich: Der Rückhalt für den ÖFB-Präsidenten schwindet [Exklusiv]
Nach dem misslungenen Auftritt vor Gericht, rücken einige Landespräsidenten, die Milletich bisher unterstützt haben, vom Burgenländer erstmals ab. Der ÖFB-Präsident selbst will die abgewiesene Klage bekämpfen und in Berufung gehen.
Das kann schon mal passieren, dass man Spesen falsch abrechnet. Das hat er uns erklärt und ist für mich erledigt.
Man muss die Ergebnisse der Ethikkommission abwarten. Man darf aber auch nicht ignorieren, dass die Klage, die er selbst angestrebt hat, abgewiesen worden ist - wenn auch aus formalen Gründen
Letztlich muss Präsident Milletich für sich selbst eine Entscheidung treffen.
++ 90minuten.at exklusiv von Michael Fiala aus dem Landesgericht Wien ++
Wie geht es in der Causa rund um die von „News“ und „Kurier“ erhobenen Vorwürfe gegen ÖFB-Präsident Gerhard Milletich nun weiter? Nach dem misslungenen Auftritt von Milletich vor Gericht, wo die Klage gegen Kurier aus formalen Gründen abgewiesen wurde (>> siehe hier), scheint sich im ÖFB-Präsidium nun ein Meinungsumschwung abzuzeichnen, denn erstmals rücken auch einige seiner bisherigen Unterstützer von ihm ab.
„Das kann schon mal passieren“
Einige der Landespräsidenten, die Milletich bisher unterstützt haben, rücken zumindest verbal nun erstmals von ihrem Präsidenten ab, wenn auch nicht alle. So meint etwa Niederösterreichs Landespräsident Johann Gartner im Gespräch mit 90minuten.at zu dem Punkt, dass Milletich ein Geschäftsessen mit Geomix-Geschäftsführer Harald Lemmerer im ÖFB abgerechnet hat, obwohl der Burgenländer vor Gericht gemeint hat, dass es sich dabei keinesfalls um ein ÖFB-Treffen gehandelt hat: „Das kann schon mal passieren, dass man Spesen falsch abrechnet. Das hat er uns erklärt und ist für mich erledigt.“
Oberösterreichs Präsident Gerhard Götschhofer, der im Verfahren als Zeuge gegen Milletich ausgesagt hat, erwartet sich jetzt, dass die dem Lager Milletich zuzurechnenden Präsidiumsmitglieder, die sich bei Bekanntwerden der Affäre noch zurückgehalten hatten, klar Stellung zum Sachverhalt beziehen. „Ich sehe das nicht persönlich. Es geht um objektive Aufklärung“, meinte der Oberösterreicher zur Kleinen Zeitung.
„Abgewiesene Klage darf nicht ignoriert werden“
Weniger erfreut sind auch andere Kollegen von Götschhofer, die bisher jedoch dem Lager von Milletich zuzuordnen waren. "Man muss die Ergebnisse der Ethikkommission abwarten. Man darf aber auch nicht ignorieren, dass die Klage, die er selbst angestrebt hat, abgewiesen worden ist - wenn auch aus formalen Gründen", meint etwa Wolfgang Bartosch aus der Steiermark im Gespräch mit der APA. "Wir müssen Gräben zuschütten, uns wieder die Hand reichen", forderte Bartosch. Ob das mit dem Burgenländer an der Spitze und dessen harten Widersachern im Westen noch möglich ist, ist offen. Bartosch: "Es geht darum, dass wir als ÖFB einen Weg finden, wo alle miteinander reden können." Auch die Mitarbeiter auf höchster Ebene, so Bartosch und spricht damit die Situation rund um ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer und Geschäftsführer Bernhard Neuhold an, die nicht (mehr) miteinander können. In der Kleinen Zeitung legt Bartosch nach und meint: „Der Ausgang des Verfahrens kann natürlich nicht übergangen werden.“
Auch aus Kärnten gibt es erstmals eher zurückhaltende Signale. „Letztlich muss Präsident Milletich für sich selbst eine Entscheidung treffen“, meint Kärntens Landeschef Klaus Mitterdorfer ebenfalls in der Kleinen Zeitung und stellt damit wohl einen freiwilligen Rückzug von Milletich in den Raum. Mitterdorfer galt bisher auch als Unterstützer von Milletich.
Für Salzburgs Präsident Herbert Hübel, von Anfang an ein Gegner von Milletich, ist die Einschätzung des Ex-Rechnungshofpräsidenten Franz Fiedler eine verbindliche Vorlage. Dieser hatte die Vorwürfe, „sollten sie zutreffen“, als „glatten Fall von Korruption“ bezeichnet. „Was Fiedler in den Raum gestellt hat, muss ausgeräumt sein. Es geht um das Wohl des ÖFB“, äußert sich Hübel gegenüber der Kleinen Zeitung unmissverständlich.
Keine Aussage will Wiens Präsident Robert Sedlacek tätigen, da er sich gerade in der Türkei beim Trainingslager der Schiedsrichter befinde und die neuen Entwicklungen nur über die Medien verfolgt habe. „Da bin ich aktuell zu weit weg“, so Sedlacek gegenüber 90minuten.at.
Berufung gegen Klage
Indes berichtet der ORF, dass Milletich nach der abgewiesenen Klage in Berufung gehen möchte. Es gehe um die Frage, ob die formalrechtlichen Gründe, die der Richter vorgelegt habe, tatsächlich zuträfen, so Milletichs Anwalt, Gerald Ganzger. Wichtig sei festzuhalten, dass der Richter nicht gesagt habe, dass die Vorwürfe des „Kurier“ gegen Milletich gestimmt hätten. Allein schon die schriftliche Urteilsausfertigung von der Verhandlung am Montag dauert rund vier Wochen, danach hat Milletichs Anwalt weitere vier Wochen zur Ausführung der Berufung Zeit, dann maximal weitere vier Wochen für die Gegenäußerung, bevor das Verfahren vor das Oberlandesgericht gehen würde. Ein Berufungsverfahren würde nicht vor Herbst über die Bühne gehen.
Ehtikkomitee: Entscheidung dauert noch
Offen ist auch noch die Bewertung des Ethikkomitees der Bundesliga, das nach der ÖFB-Präsidiumssitzung im Dezember gebeten wurde, den Fall zu prüfen. Wie 90minuten.at in Erfahrung bringen konnte, soll das Gremium noch im Jänner tagen. Ob es jedoch bereits bis 3. Februar, dem nächsten Termin der ÖFB-Präsidiumssitzung, eine Einschätzung geben wird, ist mehr als fraglich. Bis zuletzt wurden dem Komitee noch neue Unterlagen zu dieser Causa zugestellt. Es kann also gut sein, dass am 3. Februar zwar das ÖFB-Präsidium tagt, es aber noch keine Empfehlung des Ethikkomitee gibt.
Hinweis: 90minuten.at hat ÖFB-Präsident Gerhard Milletich gestern, Dienstag, einige Fragen zur aktuellen Entwicklung geschickt mit der Bitte, diese bis 14 Uhr zu beantworten. Auch Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer wurde um ein Statement angefragt. Auch Vorarlbergs Landespräsident Horst Lumper hat 90minuten.at eine Stellungnahme zugesagt.