Aus vier mach eins: Salzburgs next Cheftrainer
Jesse Marsch wird Red Bull Salzburg nach zwei Jahren verlassen und laut 'Kicker' Nachfolger von Julian Nagelsmann bei RB Leipzig werden. Der neue Trainer wird wahrscheinlich Stallgeruch haben.
+ + 90minuten.at Exklusiv - Von Michael Fiala und Georg Sander + +
Wieder einmal kommt Red Bull Salzburg nach zwei Jahren ein Trainer abhanden. Das war bei Marco Rose so, das ist bei Jesse Marsch so. Der US-Amerikaner wird laut 'Kicker' nach Leipzig zurückkehren, wo er bereits in der Saison 2018/19 als Co-Trainer tätig war, vor seinem Engagement an der Salzach. Doch wer soll Marsch nachfolgen? 90minuten.at hat sich umgehört und eine Shortlist mit vier Namen erstellt, einer aus diesem Quartett hat sehr gute Chancen, der neue Trainer in Salzburg zu werden. Was sie gemeinsam haben? Den Red Bull-Stallgeruch, den auch schon Rose (als Ex-Nachwuchstrainer) und Marsch (als ehemaliger RB New York und Leipzig-Co) hatten.
Kandidat 1: Rene Aufhauser
Der gebürtige Steirer ist gegenwärtig Co-Trainer im Team von Jesse Marsch, war das schon unter Marco Rose, Oscar Garcia und Thomas Letsch - er ist wahrlich ein Urgestein, auch gemessen an der noch relaitv jungen Ära Red Bull. Der heute 44-Jährige wechselte 2005 zum Einstieg des Getränkeherstellers an die Salzach, war 2010 bis 2012 kurz beim LASK und ließ die aktive Karriere dann bis 2014 beim FC Liefering ausklingen. Seit dem Kurzzeitengagement von Thomas Letsch im Dezember 2015 als Nachfolger von Peter Zeidler ist Rene Aufhauser in der zweiten Reihe, nun wäre es Zeit für die erste Reihe.
1997 gab er sein Profidebüt, seitdem ist viel Zeit vergangen. 2012 sagte er in einem Interview mit 90minuten.at auf die Frage, welcher Trainertyp er einmal sein möchte, noch: "Ich würde sagen, eine Mischung aus Walter Schachner, Hans Krankl und Giovanni Trapattoni zu sein." Das hat sich vermutlich, wie der gesamte Fußball auch, verändert. Aufhauser wäre ein ziemlich logischer Nachfolger für Jesse Marsch und auch die Bullenfans könnten mit einem Urgestein wohl gut leben, sprachen sie sich bei der Marsch-Verpflichtung doch noch gegen den US-Amerikaner aus.
Kandidat 2: Oliver Glasner
Glaubt man diverse Medienberichten über Oliver Glasner, dann soll er a) nicht das beste Verhältnis mit Wolfsburg-Sportchef Jörg Schmadtke haben und b) aufgrund der Corona-Situation einen Wechsel zurück nach Österreich erwägen. Hierbei würde sich eigentlich nur Red Bull Salzburg anbieten, wenn man beim VfL in Deutschland um Europa bzw. die Champions League mitspielt. Qualifiziert genug für den heimischen Serienmeister wäre Glasner jedenfalls, Stallgeruch ist definitiv auch gegeben, neben dem Umstand, dass er beim LASK schon bewiesen hat, dass er Grundprinzipien des Red Bull-Kicks umsetzen kann.
Nach dem Karriereende in Ried heuerte Glasner 2012 in Salzburg an, war dann ab dem Sommer Co-Trainer unter Roger Schmidt, ehe er als Chefcoach zur SV Ried ging. Dass der ehemalige Defensivspieler keine Angst vor interessanten Karrierewendungen hat, bewies er mit seinem Wechsel vom Innviertel zum dort nicht gerade beliebten LASK. Schon damals ein kleiner Rückschritt, wenn man diesen bei einem Wechsel vom VfL Wolfsburg zurück nach Österreich auch sehen will. Denn 2015 spielten die Athletiker in der zweiten Leistungsstufe.
Kandidat 3: Matthias Jaissle
Matthias Jaissle ist seit 2019 in Salzburg, war U18-Trainer in der Akademie und gegenwärtig ist er seit Jänner 2021 Trainer des FC Liefering. Er hat in dem Sinne nicht so viel Stallgeruch wie die beiden erwähnten, aber dennoch einiges. Zudem war er in Leipzig von 2014 bis 2017 im Nachwuchs tätig, dazwischen war er Co-Trainer bei Bröndby IF. Ausgebildet wurde der heute 33 Jahre alte Innenverteidiger beim VfB Stuttgart, dann spielte er von 2007 bis 2014 bei der TSG 1899 Hoffenheim und beendete seine Karriere.
Gemessen am Erfahrungsschatz von Rene Aufhauser und den Meriten, die sich Oliver Glasner bislang verdient hat, wäre der junge Fußballlehrer wahrscheinlich eine unsicherere Variante als ein 'g'standener' Co oder ein Trainer aus der deutschen Bundesliga. Umgekehrt hat er die Red Bull-DNA auch und die Performance der Jungbullen seit seiner Amtsübernahme kann sich durchaus sehen lassen.
Kandidat 4: Zsolt Löw
Internationale Erfahrung hat hingegen Zsolt Löw. Der gebürtige Ungar startete seine Fußballerkarriere bei Ujpest, 2002 wechselte er nach Deutschland und kickte für Energie Cottbus, Hansa Rostock, Hoffenheim und Mainz. 2011 beendete der heute 41 Jahre alte Löw seine aktive Karriere. Im Herbst 2012 wechselte er nach Salzburg, war zunächst Zeidler-Co bei Liefering, dann unter Adi Hütter bei Red Bull Salzburg. 2015 ging er nach Leipzig und bekleidete diese Position unter Ralf Rangnick und später Ralph Hasenhüttl. 2018 heuerte er im Trainerteam von Thomas Tuchel bei PSG an, folgte ihm schließlich zum FC Chelsea.
Fraglich ist, ob er den Posten in London verlassen will, an der Salzach winkt ein Engagement als Cheftrainer, mit 41 und bald einem Jahrzehnt in der zweiten Reihe könnte es an der Zeit sein, eine erste Mannschaft als Headcoach zu übernehmen. Die Frage nach der Red Bull-DNA stellt sich bei Löw ohnehin nicht, mit den Stationen in Paris und London würde er noch eine gehörige Portion internationale Erfahrung außerhalb des deutschsprachigen Raums mitbringen.
Kandidat 5: Mister X
Oder wird es doch jemand ganz anderer? Das kann natürlich immer sein, auch wenn Christoph Freund und der Rest der Salzburger Führungsriege aus ihren Ansinnen selten ein Geheimnis gemacht haben. Vertragslose Trainer gibt es bekanntlich wie Sand am Meer, gegenwärtig gebe es zum Teil richtig große Namen wie Jose Mourinho, Lucien Favre, Frank Lampard, Ernesto Valverde oder Peter Bosz am Markt. Dass die Bullen einen Startrainer holen, wirkt auf Basis der letzten Jahre doch ausgeschlossen. Der damals recht bekannte Oscar Garcia kam ja mit dem Status als Ausbildungsverein in einer Ausbildungsliga mit dem heißen Draht nach Leipzig kaum zurecht.
Derzeit werden die oben genannten als mögliche Marsch-Nachfolger gehandelt und die Salzburger haben schon öfters bewiesen, ein gutes Händchen für Trainer zu haben. Das beweisen nicht zuletzt die gegenwärtigen bzw. zukünftigen Arbeitgeber der letzten beiden Cheftrainer.