Das Corona-Kuriositäten-Kabinett: Der letzte Spaß wird genommen

Die Covid-19-Pandemie hat die Welt und somit auch den Fußball weiterhin fest im Griff. Nachdem das Virus nicht von heute auf morgen verschwinden wird, wäre es an der Zeit, langfristige, nachhaltige Lösungen zu erarbeiten.

Das Virus wird uns alle noch länger begleiten und so verständlich es ist, dass gewisse Sparten von Freizeitbeschäftigungen nicht stattfinden können, warum arbeitet man dann mutwillig im Behördenwirrwarr daran, Menschen, die anderen Menschen beim einem Ball-Nachjagen zuschauen wollen, auch noch diesen Spaß zu nehmen – vor allem, wenn das Infektionsrisiko nachgewiesenermaßen im Vergleich zu anderen Clustern relativ gering ist.

+ + 90minuten.at Exklusiv + + Von Georg Sander

 

In den letzten Tagen und Wochen überschlagen sich die Ereignisse rund um Fußball und Corona. Noch am Mittwoch am späten Nachmittag sendet die Bundesliga aus, dass der Stadionbesuch während der Corona-Zeit sicher ist. Unter 84.492 Matchbesuchern der ersten Runden in erster und zweiter Liga, insesamt 64 Spiele, wurde nur in vier Fällen ein Corona-Alarm auf der Tribüne ausgelöst. Das sind 0,005 Pozent. Doch dann ging es Schlag auf Schlag, aber in den Kadern. Zuerst meldete der GAK positive Tests, heute, Donnerstag, die Wiener Austria. Dazu kommen die letztwöchigen positiven Tests bei Red Bull Salzburg. Zwischenzeitlich hatte die UEFA bekannt gegeben, dass bis zu 30 Prozent Stadionbesucher erlaubt sein werden, nachdem dies bis in den September hinein nicht der Fall gewesen war. In Klagenfurt reichten aber auch die 3.000 Plätze, die die österreichische Bundesregierung erlaubt – 1.500 kamen.

 

Kuriositäten

Im Kompetenzfleckerlteppich, der Österreich nun einmal ist, kamen nun schon einige kuriose Fälle ans Tageslicht. Dem SCR Altach wurde etwas mehr als 24 Stunden vor dem Drittrundenspiel mitgeteilt, dass statt der eingereichten und behördlich abgenommenen 3.000 Fans nur noch 500 inst Stadion dürfen. Die Nachbarn von Austria Lustenau waren ebenfalls auf 500 beschränkt: in Runde 3 ohne, in Runde 5 mit Gastro. Andere Klubs, vor allem im Amateurbereich, sind spitzfindiger. Rohrendorf verfügt über eine Gastrolizenz, insofern können trotz Zuschauerverbotes mehrere Menschen das kommende Landesligaspiel ansehen. Dem ganzen einen drauf setzt Wieselburg: Dort wird das Heimspiel gegen Würmla indoor auf einer Leinwand übertragen. Dabei sollten mittlerweile ja alle mitbekommen haben, dass die Ansteckungen, siehe oben, outdoor eher wenig vorkommen, indoor schon wahrscheinlicher sind.

 

Das wird noch dauern

Wer dieser Tage Fußballspiele besucht, merkt schon, dass die Verantwortlichen um Ernsthaftigkeit bei der Umsetzung der Corona-Maßnahmen bemüht sind. Abgepickte Sitzplätze auf Holzbänken konnten bis runter in die Oberliga beobachtet werden. Währenddessen gibt es dann wieder mehr oder weniger seriöse Gerüchte, es könnte zu einem zweiten Lockdown kommen. Zumindest der Corona-Hilfsfonds soll verlängert werden. Und eines scheint klar: Selbst wenn der Impfstoff da ist, wird es dauern, bis alle geimpft sind. Bis dahin braucht es schlichtweg endlich gute, bundeseinheitliche Konzepte für alles, aber auch für den Fußball, der mit Millionenverlusten kämpft. Eine auf den ersten Blick sinnvolle Lösung mit Weitblick hat übrigens das Burgenland vorgestellt.

Leben mit dem Virus

Es sollte allen Verantwortlichen klar sein, dass der Sport im Speziellen und die Gesellschaft im Allgemeinen einen klugen Umgang mit der Covid-19-Pandemie braucht, der Monate, vielleicht sogar Jahre, gültig sein und im Idealfall österreichweit für Profi- und Amateursport bzw. die gesamte Freizeitdienstleistungsbranche gelten kann. Es ist doch nicht nachvollziehbar, dass die eng aneinander liegenden Gemeinden Königswiesen (Bezirk Freistadt, OÖ, Ampelfarbe gelb), St. Georgen am Walde (Bezirk Perg OÖ, grün) und Altmelon (Bezirk Zwettl, NÖ, orange) unterschiedliche Bestimmungen haben, wenn das Infektionsrisiko am Sportplatz auf Basis der Bundesligaspiele bei unter 0,01 Prozent liegt. Jetzt einmal ganz abgesehen von der über den Sommer ausgearbeiteten 10.000er/5.000-Regelung, die in einer Hauruckaktion gekippt wurde.

 

Weitblick?

Insofern braucht es da nun endlich verständliche, klare und absehbare Regelungen. Das Virus wird uns alle noch länger begleiten und so verständlich es ist, dass gewisse Sparten von Freizeitbeschäftigungen nicht stattfinden können, warum arbeitet man dann mutwillig im Behördenwirrwarr daran, Menschen, die anderen Menschen beim einem Ball-Nachjagen zuschauen wollen, auch noch diesen Spaß zu nehmen – vor allem, wenn das Infektionsrisiko nachgewiesenermaßen im Vergleich zu anderen Clustern relativ gering ist.