Der Stangenkopfball von Florian Jaritz in Minute 84 ist unser Momentum am Montag.
Niemand wird wissen, ob dieser Text nicht ein Lobgesang auf Red Bull Salzburg wäre, hätte Florian Jaritz kurz vor Schluss ausgeglichen. Vielleicht hätte Sturm trotzdem gewonnen, eventuell hätte sich die Mur mit Tränen gefüllt. Auch, dass die Bullen ohne Punkteteilung doch Meister wären, hat nach Schlusspfiff niemanden interessiert und wird es auch in Zukunft nicht. Das ist ein Titel von einem akribisch arbeitenden Team, für einen Klub, der lichte Höhen kennt, aber auch einige Tiefen. Derzeit ist man ganz oben, Zeit dies zu genießen. Dass das Imperium gewillt ist zurückzuschlagen, haben jüngst Hartberg und der LASK erfahren müssen. Wer im Juli auf einen Meister Salzburg 2024/25 setzt, macht vermutlich ein recht sicheres Investment.
Erfolgsrezept mitspielen
Ein paar Schritte zurück. Das Duo Christian Ilzer/Andreas Schicker hat sich vor ein paar Jahren einen Plan zurechtgelegt, dessen Erfüllung gestern erfolgte. Einige erfahrene Kicker, Talente aus Österreich und darüber hinaus. Die Taktik ist intensiv, Ilzers Detailverliebtheit bei Standards spielt eine nicht unwesentliche Rolle, so auch gestern. Schicker machte Kickern, die von anderen Klubs schon längst verkauft worden wären, den Verbleib schmackhaft. Umgekehrt gingen einige Transfers mehr als auf. Letzteres ist gerade bei Stürmern stets eine Wette, ob es nicht zu schnell war, ob man nicht der Verlockung Millionentransfer zu sehr erlag. Heute kann man sagen: Alles richtig gemacht. Wenn man so will, hat man in Graz das Salzburger Erfolgsrezept adaptiert und perfektioniert, sowohl am Feld als auch beim Kader. Dass der Klub dies ohne Kurve und Fans zu verlieren geschafft hat, ist ein Erfolg, dessen Bedeutung heute vielleicht noch nicht so hoch eingeschätzt wird.
Der schwierige Teil kommt erst
Nun stellen sich für den frisch gebackenen Meister einige naheliegende und normale Fragen. Wer kommt, wer geht, wer bleibt? Wie geht man mit dem achtmaligen Champions League-Trubel um? Was passiert, wenn es am Weg holpert? Viel wichtiger ist nach diesem Meilenstein aber die Entwicklung des Klubs an sich. Da geht es in erster Linie um die Infrastruktur. Klar, da braucht es hinsichtlich Stadion auch Stadt und Land. Der Nachwuchs muss weiter gestärkt werden. Der Verein muss insgesamt für das Konzert der Großen fit gemacht werden. Denn wiewohl man sportlich mit den Bullen aktuell mithalten kann, so sehr hakt es noch an diesen Fragen. Zudem gibt es ja auch neben Salzburg noch einiges an Konkurrenz, auch der LASK und Rapid werden ihre Lehren aus der Situation ziehen. Noch mehr Wettkampf schadet nicht, dann wird aber auch das mit dem Punktesammeln schwieriger.
Die gute Nachricht: derartigen Themen widmet man sich leichter, wenn die Stimmung explosiv positiv ist. Und genau darum geht es, bevor es um alles andere geht: die verdiente Meisterschaft zu genießen.
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