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Spielmacher gesucht [Momentum am Montag]

Österreich gewinnt in der Slowakei mit 2:0. Christoph Baumgartners sieben-Sekunden-Tor und Andreas Weimanns Schlusspunkt dürfen aber über eines nicht hinwegtäuschen: Das Nationalteam tut sich nach wie vor schwer, das Spiel aufzubauen.

+ + 90minuten.at PLUS - Von Georg Sohler + +

 

Der Schlusspfiff in Bratislava ist unser Momentum am Montag.

Ordnen wir einige Dinge einmal ein. Zunächst: Österreichs Herrennationalteam ist auf einem fußballerisch guten Weg. Sogar der größte Ralf Rangnick-/Red Bull-Fußball-Kritiker wird eingestehen, dass die Spieler zum Trainer passen; wie "Arsch auf Eimer", formuliert man sowas im Herkunftsland des Trainers bzw. dort, wo ab Juni Europameisterschaft gespielt wird. Glanzlichter gab es, gleich zu Beginn. Der Sieg in Kroatien in der Nations League, nach einem 1:2 gegen Dänemark ein 1:1 gegen den damals noch amtierenden Weltmeister Frankreich. Dass die September 2022-Spiele gegen diese drei Teams verloren gingen, verzeiht man ihm irgendwie. Kroatien und Frankreich, das ist eine Schuhnummer zu groß für rot-weiß-rot. Dänemark erscheint wie Kryptonit, vielleicht gilt das auch dann, wenn die Dänen nicht mehr vor Österreich stehen. Das Wort "Angstgegner" gibt es ja nicht umsonst.

 

Schware Partien

Österreich ist keine ganz große Nation, aber weit davon ein Fußballzwerg zu sein. Der Elchtest für derartige Länder folgt dann gegen kleinere Nationen; oder jene auf der ach so berühmten Augenhöhe, Marke Slowakei beispielsweise. Die Spiele gegen Italien (2:0), Belgien (1:1, 2:3) und Deutschland (2:0) einmal beiseite gelassen, ist es gegen Nationalteams aus vergleichbaren oder (deutlich) kleineren Ländern auch unter Rangnick etwas schwierig. 1:0 in Andorra, 2:1 gegen Estland, 2:0 gegen Schweden, 1:1 gegen Moldawien, 3:1 gegen Schweden, 1:0 in Aserbaidschan, 2:0 gegen Estland – außer dem 4:1 gegen die Aseris war da nicht alles so überzeugend und spielerisch einfach, wie man es sich erwarten mag. Es gilt irgendwie, siehe Schweden: Je schwieriger der Gegner, desto überzeugender wird es.

 

In der Natur des Kicks

Das liegt gewissermaßen in der Natur des Fußballs. Je mehr Ehrfurcht der Gegner auslöst, umso defensiver kann wird es der jeweilige Trainer anlegen. Da wird in bester Mourinho-Manier der Bus geparkt, kontern bzw. reagieren ist einfach. Und nachdem mittlerweile schon beinahe jedes Fußballland der Welt elf passable Kicker zusammen kratzen kann, laufen dann Spiele wie gegen Estland eben ab, wie sie ablaufen. Es wird Rangnick und seinem Staff schon zu denken geben, dass es gegen den EM-Teilnehmer Slowakei trotz der quasi frühest möglichen Führung nicht möglich war, mehr als einen glanzlosen Sieg zu feiern. Das, so viel sei auch erwähnt, liegt nicht nur an der Personalsituation. Auch mit David laba/Marko Arnautović (>> Lesetipp: Die 7 ... Esatz David-Markos) leistete man sich fußballerische Schonkost.

 

Aber brauchma die?

Das liegt allerdings schon auch einigermaßen am Red Bull-Kick. Seit der „Rangnick-Wende“ 2012 gibt es genügend Beispiele bei Red Bull Salzburg, wie zach sich Partien gestalten können, wenn der Gegner diszipliniert verteidigt. Pressing gut und schön, nur wo soll man hin pressen, wenn der Konkurrent sich diesem durch verschiedenste Maßnahmen entzieht. Sei es durch diszipliniertes Verteidigen gegen den Ball, Härte oder Ballsicherheit. Hinsichtlich der Europameisterschaft bedeutet dies aber auch gute Nachrichten. Denn gegen Frankreich und die Niederlande ist Österreich ohnehin Außenseiter. Polen und Wales sind aktuell unter Österreich zu stellen, aber dieses Spiel wird sowieso eines auf des Messers Schneide. Auf dem Papier hat der Sieger dieser Partie Chancen auf das EM-Achtelfinale, einen Schönheitspreis braucht es nicht. Immerhin: Ein möglicher Anführer ist wohl schon gefunden (>> Hörtipp: #RalleCast #16 mit Florian Klein: Die neuen Anführer des Nationalteams).

Mag sein, dass der RB-Fußball bei der Europameisterschaft den Weg ins Achtelfinale ebnen wird. Darauf verlassen sollte man sich aber nicht. Da liegt es nun an Rangnick und Co., sich zu überlegen, wie man überzeugende spielerische Akzente setzen kann.

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