Fußballhauptstadt Graz
Der GAK ist 2. Liga-Meister, Sturm Graz ist Dank Rapid am Weg zum vierten Meistertitel der Clubgeschichte. Das stellt Graz vor Herausforderungen.
+ + 90minuten.at PLUS - Von Georg Sohler + +
Das 2:0 des SK Rapid gegen Red Bull Salzburg ist unser Momentum am Montag.
In einer anderen Realität hätte Red Bull Salzburg statt einem 0:2 in Hütteldorf nachzulaufen einen Elfmeter bekommen. Vielleicht hätte man gewonnen, dann wäre es in den letzten beiden Bundesligarunden noch sehr heiß geworden. Das kann es immer noch, aber die Bullen laufen in so einer Form Gefahr, auch noch vom LASK eingeholt zu werden. Aber darum geht es nicht. Der SK Sturm Graz hat, sagen wir es einfach so, das Glück des Tüchtigen. Das hat auch der GAK, der nach dem in der letzten Runde verlorenen Aufstieg vergangenes Frühjahr nun in die Bundesliga zurückkehren wird. Der Fußballgott spricht dieser Tage eben steirisch.
Atmosphärische Fragen
Wer die letzten Monate on- und offline verfolgt hat, sieht, dass zwei Grazer Klubs in der Bundesliga nicht nur Party ohne Ende bedeuten, sondern viele Beteiligten vor Aufgaben stellen. Die mindestens zwei Derbies in der Stadt werden zudem auch noch die Geschäftsstellen und die Behörden vor einige Aufgaben stellen. Die Stimmung wird wohl gut sein, die negativen Aspekte eines Stadtderbys wie in Wien sollten sich aber alle verkneifen. Eine gute Nachricht: Aktuell gibt es eine gute Gesprächsbasis, die Vorfälle rund um das letzte Derby sind aufgearbeitet, alleine schon aufgrund der gemeinsamen Infrastruktur-Anliegen.
Nun die Steine
Und da wäre dann noch das leidige Infrastruktur-Thema in Graz. Das Stadion ist in die Jahre gekommen, beide Klubs hätten gerne ein eigenes, zahlen soll natürlich auch die Politik. Aktuell ist nur die Angelegenheit mit den Fansektoren provisorisch gelöst, aber viele Fragen abseits dieser Basics sind noch offen. Vor allem ist es keine Auszeichnung für niemanden, dass Sturm in Klagenfurt wird spielen müssen, sollte Hartberg Europacup spielen, ginge das folglich auch nicht in der Steiermark. Immerhin: Der GAK hat in Weinzödl aktuell die Trainingsinfrastruktur, die es braucht, die Blackies haben selbiges auf Schiene gebracht. Bis neben den Beinen aber auch die Steine in den 2020er-Jahren angekommen sind, wird es in Graz noch dauern.
Nach oben kommen ist einfach...
Letztlich gilt fast immer: Es ist leichter, nach oben zu kommen, als sich dort zu halten. Das beginnt schon einmal bei Spielern, die Begehrlichkeiten größerer Klubs wecken könnten; im Fall des SK Sturm ist offen, wie es mit dem Erfolgsarchitekten-Duo Schicker/Ilzer weitergeht. Die Rotjacken wiederum müssen sich nach zwei Jahren vieler Siege auf einige Dämpfer einstellen. Ein Aufsteiger hat es genauso wenig leicht wie ein Klub, der Meister wird und in der Königsklasse kickt. Zwar konnten sich beide Klubs darauf vorbereiten, wie es wirklich ist, merkt man aber erst, wenn man ankommt.
All diesen Fragen sollte sich Fußballgraz möglichst bald widmen, damit es nach der sportlichen Erfolgsfeier keinen Zukunftskater in der Fußballhauptstadt des Landes gibt.