Zurück zu den Fakten: Salzburg ist verdient Meister [Momentum am Montag]
Sinnbildlich erzielt mit Karim Konaté der nächste Youngster den Treffer zum zehnten Meistertitel in Folge. Aufgrund der Leistung von Red Bull Salzburg in der Bundesliga-Saison 2022/23 stand dieser eigentlich nie zur Debatte.
+ + 90minuten.at PLUS - Von Georg Sander + +
Der Treffer von Karim Konaté in der 88. Minute beschert Red Bull Salzburg den zehnten Titel in Folge. Unser Momentum am Montag.
Eine kluge Spielverlagerung, ein Pass in die Tiefe, eine flinke Drehung von Karim Konaté und der Ball zappelte im Netz des SK Sturm. Red Bull Salzburg krönt sich dank dieses Treffers des vermutlich nächsten kommenden Stars. Sinnbildlich, auf mehreren Ebenen. Der 19-Jährige kam im vergangenen Sommer, wurde in Liefering aufgebaut und präsentiert sich nun, da Benjamin Šeško im Sommer gehen wird, als dessen Nachfolger. Und er ist nicht der Einzige, der im Saisonfinish mehr als aufzeigt. Das schaffte etwa auch der 23-jährige „Routinier“ Sékou Koïta, der österreichische Youngster Dijon Kameri oder sein ÖFB-Kollege Junior Adamu, der letztlich bewerbsübergreifend auch auf zwölf Tore kam.
Nicht vergessen!
Dass die Bullen den zehnten Meistertitel in Serie holen, ist aufgrund der Finanzmacht folgerichtig, aber dennoch nicht selbstverständlich. Das gilt vielleicht vor allem in dieser Saison, die spielerisch sicherlich nicht die überzeugendste der letzten Jahre war. Allerdings wütete der Verletzungsteufel ungewöhnlich ausgiebig, nicht nur, aber auch in der ersten Elf. Im Winter verkaufte man nicht nur Leader Maximilian Wöber, in der entscheidenden Meisterschaftsphase fehlten mit den Einserstürmern Fernando und Noah Okafor, Edelpratscherl Luka Sučić, Mittelfeldmann Maurits Kjaergaard und Routinier Andreas Ulmer die halbe erste Elf. Krokodilstränen? Mag sein. Eine solche Dichte an Ausfällen hatten die Grazer nur gegen Ende des Grunddurchgangs. Und egal, wie viel Geld ein Kader kostet, rein die Marktwerte und monatlichen Überweisungen bilden die Realität am Feld nicht ab. Jedes Trainer-/Sportdirektoren-Gespann entwirft einen Kader und plant damit. Summieren sich Verletzungen, wirft das nicht nur den SV St. Johann im Nirgendwo, sondern auch Manchester City.
(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)
Starke Saison(s)
Die Salzburger haben eine starke Saison gespielt. Zur Erinnerung: In allen Bewerben gab es nur vier Teams, gegen die verloren wurde: Nebst Sturm in der 2. Runde und im Elfmeterschießen im Cup hießen die Salzburg-Bezwinger FC Chelsea, AC Milan und AS Rom. Seit dem siebten Spieltag führen die Bullen die Tabelle alleine an. Die bisherige Bundesliga-Bilanz von 22 Siegen bei sieben Remis und einer Niederlage ist mit den letzten Jahren vergleichbar. 2021/22 lautete die Bilanz nach 32 Runden 25/5/2, 2020/21 25/2/5. 2019/20 22/8/2 und in der 12er-Ligadebüt-Saison 25/2/2. Man bewegt sich in der Bundesliga also absolut im Schnitt, selbst wenn die letzten beiden Spiele verloren gehen würden. Umgekehrt ist es der SK Sturm, der sich entwickelte: 18/19 kam man auf 10/10/12, rasselte im Jahr darauf mit 10/5/17 auf den Hosenboden, stabilisierte sich 2020/21 mit 16/8/8 und bestätigte diese Bilanz letztes Jahr. Derzeit ist man bei 19/6/5.
Fakten auf den Tisch
Es ist also nicht Salzburg, das hinsichtlich Punkte eine schwache Saison spielt, sondern eben viel mehr Sturm, das eine starke spielt. Die Spannung kam letztlich zustande, weil die wir hierzulande die Punkte halbieren und Salzburg in der Meistergruppe dreimal Remis spielte, wenn es darauf ankam, war man da. Übrigens hätten die Salzburger vor dem Spiel ohne dieser Halbierung bereits sieben Punkte Vorsprung gehabt – noch nicht ganz durch, aber nicht so eng, wie es nun war. Summiert man nun alles hier geschriebene, dann ist Salzburg schlichtweg der verdiente Meister, auch wenn es sich langweilig und fad gleichsam liest.
Die gute Nachricht für all jene, denen es mit der Serienmeisterei langsam reicht: Sturm Graz kommt Stück für Stück näher. Jetzt stellt sich die Frage: Schafft man nächstes Jahr einen weiteren Schritt? Außer auf der Torhüter-Position sind die Leistungsträger grundsätzlich noch über den Sommer hinaus gebunden. Doch vielleicht ist die Zukunft der Architekten des Erfolgs fast noch wichtiger. Die große Frage, die sich nach dieser sehr starken Sturm-Saison – oder nach der nächsten – stellt: Ist das, was Schicker/Ilzer geschaffen haben, so nachhaltig, dass es auch ohne die beiden geht. Es mag abgedroschen klingen, aber es ist leichter, nach oben zu kommen, als dort zu bleiben. Auch das ist ein unumstößlicher Fakt.
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