Didi Kühbauer: Verantwortung übernehmen [Momentum am Montag]
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Didi Kühbauer: Verantwortung übernehmen [Momentum am Montag]

Dietmar Kühbauer fiel wieder einmal negativ auf. Diesmal: ein rassistischer Sager im Rahmen eines Testmatches. Es ist nicht die erste Auffälligkeit, es ist Zeit, endlich Verantwortung zu übernehmen.

+ + 90minuten.at PLUS - Von Georg Sander + +

 

LASK-Coach Didi Kühbauer rief im Zuge eines Testspiels gegen Wisla Krakau „Reidiges Volk. Drecksvolk.“ - gut hörbar im Livestream. Es ist unser Momentum am Montag.

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Der Fußballplatz ist nicht die Wiener Staatsoper und auch bei einem Testmatch kann es ruppig zu gehen. Da darf auch einmal ein Trainer, der wohl im Sinn hat, seine Spieler zu schützen, die Kritik knackiger anbringen. „Hey, wos is mit die Belämmerten?“, beispielsweise, die deutsche Sprache bietet einige mehr oder weniger lustige Fragen nach dem aktuellen Geisteszustand. Wer, wie LASK-Goach Dietmar Kühbauer, auch des englischen mächtig ist, sagt auch einmal „Shithead“, was etwas weniger freundlich ist, aber noch in den Rahmen von „Der Fußballplatz ist nicht die Wiener Staatsoper“ passt. Bei Rassimus hört es sich aber auf. 

 

Grenze ziehen

Im Gegensatz zum Anhang eines Fußballvereins – und da fällt gerade der Anhang von Kühbauers Ex-Verein SK Rapid noch immer zu oft mit Homophobie auf – sind Trainer gut bezahlte Menschen, die auch als Vorbilder auftreten. So verständlich es sein mag, dass auch sie nur Menschen sind sowie hin und wieder der Topf überkocht, so sehr müsste eigentlich schon klar sein, welche Schimpfwörter heutzutage gehen und welche nicht. So schwer ist diese Grenze nicht zu ziehen. Im Herbst fanden wieder einmal die fairplay Aktionswochen statt. Dort heißt es unmissverständlich: „Wir dürfen menschenfeindlichem Gedankengut, Hass und Hetze keinen Platz geben, weder am Fußballfeld, noch auf den Tribünen oder außerhalb des Stadions. Jede:r ist dazu aufgerufen, sich für eine vielfältige und offene Fußballkultur einzusetzen, in der sich alle in ihrer Unterschiedlichkeit willkommen fühlen und niemand Angst vor Diskriminierung und Ausgrenzung haben muss.“

 

Nicht Kühbauers erster Vorfall

Es ist übrigens nicht der erste Vorfall mit Kühbauer und Polen: 2005 soll er im Dress von Mattersburg Sturms Legionär Adam Ledwon als "stinkenden Polen" beschimpft haben, was damals in Ledwons Heimatland für Aufregung sorgte. Und erst im Herbst sagt Kühbauer nach einem Spiel: „Das sind Männer. Da muss ich nicht wie eine Lady umfliegen. Das ist nichts gegen Frauen, sonst habe ich wieder ein Problem.“ Und jetzt hat er schon wieder eines. Es kann doch im Jahre 2023 nicht so schwer sein, ein paar wenige Grundsätze des Zusammenlebens so weit zu verinnerlichen, dass ein Weltbild von vor einigen Jahrzehnten nicht bei ein, zwei emotionaleren Momenten zum Vorschein kommt. Die moderne Gesellschaft hat sich darauf geeinigt, dass Fußball eine Freizeitdienstleistung ist, die wir mit (zum Teil öffentlichen) Geldern fürstlich entlohnen. Da kann man sich schon erwarten, dass gerade Entscheidungsträger wie die Trainer keine rassistischen oder sexistischen Sager rauslassen.

 

In die Köpfe schauen

Man kann niemandem in den Kopf hineinschauen. Niemand weiß, welches Weltbild die anderen elf aktuellen und die dutzenden ehemaligen und unzähligen kommenden Fußballtrainer in der Bundesliga haben. Eine gewisse Rückwärtsgewandtheit ist Österreich – siehe Sonntag – ja nicht abzusprechen. Auch wenn man es persönlich nicht nachvollziehen kann, wie so ein Weltbid 2023 noch en vogue ist, es ist da. Was in den Köpfen drinnen ist, kann man verbieten, so traurig diese Erkenntnis ist. Was man aber sehr wohl verbieten kann bzw. mit Konsequenzen belegen sind Äußerungen im Rahmen eines Sports, der sonst auch stets betont, für alle zu sein.

Dietmar Kühbauer sollte hierbei endlich Verantwortung übernehmen und dafür sorgen, dass derartige Vorkommnisse endlich der Vergangenheit angehören. Oder zumindest der Verein selbst bzw. auch die Sponsoren. Denn schon in der Vergangenheit waren solche Sager unsäglich, es hat nur viel zu wenige gestört. Das ist heutzutage gänzlich anders.

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