Rapid vs Rapid [Momentum am Montag]
Auf dem Feld spielt der SK Rapid zwar gegen den TSV Hartberg und Co., aber eigentlich kämpft und verliert man dann doch eher gegen sich selbst.
+ + 90minuten.at PLUS – Von Georg Sohler + +
Das Tor in der 6. Minute von Christoph Lang bei TSV Hartberg gegen den SK Rapid ist unser Momentum am Montag.
Es wäre am vergangenen Samstag genug Zeit gewesen für Zoran Barisic und seine Elf, ein oder zwei Tore zu schießen und den Aufwärtstrend nach dem 3:3 gegen den LASK und dem 2:0 in Altach zu bestätigen. Daraus wurde nichts, das noch immer zu zarte Pflänzchen namens Rapid-Aufwärtstrend bzw. eigentlich -Normalisierung wurde wieder einmal zertrampelt. Drei Spieltage vor der Winterpause und mit einer Nationalteam-bedingten Unterbrechung davor hielt es offenbar irgendjemand aus der engeren Führungsriege des SK Rapid für gut, 'Sky Sport Austria' zu stecken, dass Barisic jetzt gehen müsste. Zeitgleich mit dem offiziellen X-Account der Hütteldorfer rückte Geschäftsführungssprecher Steffen Hofmann im 'Kurier' aus und stärkte dem Coach den Rücken.
Widersprüchlichkeit
Es gebe keine Trainerdiskussion, man spiele wie ein Top-3-Team, treffe halt nicht, so Hofmann. Der angekündigte Weg mit den Jungen sei klar ersichtlich, Rückschläge gehören eben dazu. Der Anspruch werde von der Tabelle nicht widergespiegelt. Er sei „grantig“. Wie vermutlich viele vor der Jahreshauptversammlung. Dass bei einem großen Mitgliederverein wie dem SK Rapid mit seinen acht Präsidiumsmitgliedern, einem Kuratorium, einem Ethikrat sowie vielen informellen Mitwissern, -redern und sonstigen Granden unterschiedliche Meinungen auftreten, verwundert wenig. Das ist eben Fluch und Segen zugleich und führt zu Widersprüchlichkeiten. Dass ein Teil des Präsidiums – oder einer sonstigen Ebene – Barisic aus welchen Gründen auch immer loswerden will und ein anderer ihn halten, kann gleichzeitig stimmen. Und da die Wahrheit (fast) immer eine Tochter der Zeit ist, wird man vermutlich schon bald wissen, ob die Sky-Infos nicht doch mehr Substanz gehabt haben, als so mancher geglaubt hat.
Haben und nicht haben
Natürlich werden im Fußball Punkte nicht nach dem Hätti-Wari-Prinzip vergeben. Aber die Hütteldorfer haben tatsächlich die zweiterfolgreichste Offensive nach Red Bull Salzburg. In einigen Spielen punktete man nicht, obwohl die xG-Werte einen Sieg vorausgesagt hätten. Das quasi leere Tor – siehe etwa Mayulu im Spiel gegen Sturm – müssen die Spieler schon selbst treffen, da kann der Trainer wenig dafür. Und natürlich spielen die Hartberger eine super Saison, haben gleich viele Punkte wie der LASK. Hätten die Hütteldorfer das Spiel noch irgendwie gedreht, wäre man selbst Fünfter, punktgleich mit den stark in die Saison gestarteten Klagenfurtern, einen Zähler hinter Hartberg. Würde es die Trainerdiskussion bei einem 1:2 statt 0:1 in der Form geben?
Das wichtigste Match gegen sich selbst
Die Endplatzierungen seit dem 2. Jahr der Ligareform – zweimal Zweiter, Fünfter, Vierter – konnten letztlich nicht in nachhaltige sportliche und finanzielle Erfolge, geschweige denn eine Spielphilosophie, umgemünzt werden. Im Fight um nationale Relevanz verliert sich Rapid hingegen regelmäßig im Kampf gegen sich selbst. Ruhig ist es nie. Der Klub schmeißt in seiner Gesamtheit seit vielen Jahren regelmäßig die Nerven weg, trifft vor allem sportlichen Bereich die offensichtlich falschen Entscheidungen. Sonst wäre der Abstand zu nationalen Spitze nicht so groß, sonst wären da nicht zu viele weitaus kleinere Klubs zwischen dem Rekord- und dem tatsächlichen Meister klassiert.
Mag sein, dass es richtig ist, Barisic vor die Tür zu setzen. Aus welchem Grund auch immer. Man darf gespannt sein, wer in den nächsten Tagen und Wochen wirklich Verantwortung übernehmen wird. Wenn aber nicht irgendwann persönliche Befindlichkeiten wirklich zurückgestellt werden, ist die Leitbild-Kernaussage „Der Sportklub Rapid ist eine Gemeinschaft“ nichts mehr als eine inhaltsleere Worthülse.