Siegen als neue ÖFB-DNA [Momentum am Montag]
Dass Ralf Rangnick anders ist als Franco Foda, muss man nicht lang und breit erklären. Die Ansagen bei seiner Antrittspressekonferenz unterstreichen aber, dass der neue Nationalteamtrainer eine ganz andere DNA hat - und diese dem Team einimpfen will.
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Die Antrittspressekonferenz von Ralf Rangnick am Sonntag ist unser Momentum am Montag.
Da war er also wieder, der Architekt des Red Bull-Fußballs in Österreich. Frisch befreit von der Beratertätigkeit für Manchester United gab ein gut gelaunter Ralf Rangnick seine ersten Statements zu seiner Aufgabe beim ÖFB-Nationalteam ab. Als er in Salzburg 2012 das Ruder übernahm, so Rangnick, musste sich der heimsiche Meister noch durch die Champions League-Quali mühen und nun, zehn Jahre später, hat der Bundesligasieger einen Fixplatz, Österreich verbesserte sich von Rang 19 auf Platz 8 in der Fünfjahreswertung. Das Nationalteam ist auf dem 34. Platz: „Ich sehe nicht, warum in Österreich mit der Nationalmannschaft nicht eine ähnliche Entwicklung möglich sein soll?“
Paradigmenwechsel
Mit einem Satz kurz nach dem „Grüß Gott“ und „Servus“ kraulte er der Fußballprofessor dann auch gleichzeitig der Fraktion „Geht's auße“ sowie den Taktikfüchsen das Goderl: „Matchpläne, Taktik, Trainingssteuerung - alles wichtig. Aber die Spieler müssen auf das, was wir hier machen, richtig Bock haben, sie müssen Lust drauf haben, sie müssen geil drauf sein.“ Also eher heiter und in alle Richtungungen kommunizieren? Ja! Aber Rangnick redete auch Klartext, was seine Ziele sind, kein Herumeiern. Allgemein meint er: „Ich sehe mehr Chancen als Risiken, als Dinge, die nicht klappen können.“ In Bezug auf die Hammerspiele in der Nations League gegen Dänemark, Kroatien und Frankreich stellt er klar. „Wenn man Geld verdienen will, muss man auf Österreich wetten, denn wir sind in keinem dieser Spiele Favorit.Das heißt, dass wir irgendetwas besser machen müssen als der Gegner, wenn wir erfolgreich sein wollen. Wir dürfen uns nicht auf jene Spielweise einlassen, die unsere Gegner gerne haben, wo sie ihre Stärken haben, sondern müssen selbst versuchen, Kontrolle über das Spiel zu haben.“ Die Marschroute heißt also Sieg. Etwas anders als in den letzten Jahren, oder?
Die Rute ins Fenster
Anders ist Rangnick auch in Bezug zu den Spielern. Etwa, dass er die verdienten Aleksandar Dragović und Andreas Ulmer nicht einberuft, sondern auf andere Spieler setzt. Was in den letzten Jahren war, zählt weniger als das, was aktuell ist. Zu Marko Arnautović meint er wiederum: „Marko ist 33. Es ist nicht mehr so viel Zeit, wenn Marko in der Nationalmannschaft neben dem 100. Länderspiel, das er in den nächsten Spielen vielleicht machen wird, noch etwas gewinnen will. Dann müssen wir uns beeilen, dann muss er sich beeilen.“ Dass der erfahrene Stürmer das leisten kann, da ist er sich wiederum sicher. Eine zu erwartbare Leistung, gepaart mit Spielpraxis auf hohem Niveau, das dürfte Rangnick wichtig sein. Insgesamt setzt er auf klare Vorgaben: „Klar wird es viele Einzelgespräche geben. Ich will auch über Persönliches sprechen, die Situationen bei den Vereinen und die klare Aufgabenbeschreibung. Sie sollen wissen, was wir von ihnen erwarten. Bei der Nationalmannschaft ist es wichtig, dass jeder Spieler weiß, was man von ihm möchte.“
Ganz anders
Ja, Ralf Rangnick ist zwar wie Franco Foda Deutscher, aber das war es wohl auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Rangnick steht für einen Fußball, der die Fans ins Stadion bringt, so ehrlich darf man sein und so versteht er ihn auch. Er wird für die Journalisten anders unnahbarer sein als Foda, aber hat in Salzburg anscheinend schon viel über die österreichische Volksseele gelernt. Im Gegensatz dazu stehen wiederum die klaren Ansagen, man könne und wolle proaktiv Fußball spielen und nicht vielleicht, man wird es sehen, etwas mitnehmen können.
Klar, die Wahrheit liegt noch immer auf dem Platz. Aber die Art und Weise, wie Rangnick das Projekt angeht, unterscheidet sich fundamental von Fodas Denkweise. Rangnick impft den Österreichern jedenfalls eine neue Sieg-DNA ein.