Das ist sexistisch, Herr Kühbauer! [Momentum am Montag]
LASK-Angreifer Marin Ljubičić leistete sich eine in ihrer Sinnlosigkeit kaum überbietbare rote Karte. Sein Trainer Didi Kühbauer setze leider noch eins drauf.
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Der Moment, als Didi Kühbauer nach dem 1:1 gegen die SV Ried vor die Sky-Kamera trat und Markus Lackners Hinfallen sexistisch beurteilte, ist unser Momentum am Montag.
Aus dem Nichts hatte Marin Ljubičić Markus Lackner geschlagen. Dieser ging zu Boden, der Schiedsrichter schaute sich die TV-Bilder an (das Thema VAR - Stichwort Salzburg - wird hier aufgearbeitet) und zeigte dem Kroaten vollkommen gerechtfertigt den roten Karton. Rund 80 Minuten und pro Team ein Tor später äußerte sich Didi Kühbauer vor den Sky-Kameras dazu: „Ich will meinen Spieler da nicht in Schutz nehmen. Ich kenne den Lackner aus Admira-Zeiten, dass er das macht ist für mich nicht nachvollziehbar. Ohne, dass ich diesen Schlag in Schutz nehmen will, aber das sind Männer. Da muss ich nicht wie eine Lady umfliegen.“ Nachsatz vonseiten Kühbauer: „Das ist nichts gegen Frauen, sonst habe ich wieder ein Problem.“ Tja, natürlich hat der Coach offenbar ein Problem.
Sexismus am Fußballplatz
Die jüngere Geschichte des österreichischen Fußballs ist leider nicht Sexismus-befreit. Man denke an das SCR-Fan-Plakat im Juni 2020, dessen Inhalt nicht nochmals wieder gegeben werden soll. Oder an das Herd-statt-Horr-Transparent einiger Austria-Fans ein paar Monate davor. Und den Umstand, dass die Mütter der gegnerischen Kicker sehr oft Zielscheibe von Spott und Hohn der gegnerischen Fans sind. Bedenkt man noch, dass Homophobie in den Stadien bedauerlicherweise auch noch zu hören ist, ergibt das kein schönes Bild. Der Unterschied: Die Zeichner und Schreier sind eine anonyme Masse, der berühmte „Querschnitt der Gesellschaft“ - und nicht Cheftrainer von einem von zwölf Bundesligisten.
Kind seiner Zeit?
Kühbauer ist Jahrgang 1971, vermutlich privat ein anständiger Kerl, aber eben in einer Zeit aufgewachsen und am Fußballplatz sozialisiert worden, wo „Du fällst wie eine Lady“ noch eine Äußerung ist, die auf der nach oben offenen Grindskala eher weiter unten angesiedelt ist. Und natürlich hört man auch da und dort ein „Wir müssen wie Männer auftreten“ auch von jüngeren Kollegen. Allerdings: Den Spieß umzudrehen, einen derartigen Spruch wie eingangs erwähnt loszulassen, das haben auch Kühbauers ältere Kollegen wie Klaus Schmidt oder Peter Pacult nicht zustande gebracht. Derartige Äußerungen in der deutschen Bundesliga oder der Premier League hätten wohl ganz andere Konsequenzen, als den Shitstorm, über den sich dann wieder jemand vom LASK aufregen wird; garniert mit Twitter, Woke und political correctness-Blabla.
Das geht nicht
Und freilich könnten hier nun x Verweise über die Leistungen des ÖFB-Frauennationalteams stehen und ob Kühbauer jemals ein Spiel gesehen hat. Man könnte das Leitbild der Bundesliga zitieren oder auch das, was der LASK mit viel Tamtam rund um die Präsentation des eigenen Frauenteams geschrieben hat. Doch selbst wenn 2022 keine einzige Frau auf der Welt auf die Idee käme, selber auf das runde Leder zu treten, ja selbst dann wäre dieser vorurteilsbehaftete Spruch einfach nur sexistisch und das geht einfach nicht.
Das Traurige an der Geschichte ist, dass der LASK-Coach es weiß – und trotzdem sagt.
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