Momentum am Montag: Österreichischer Spitzentorhüter gesucht
Jetzt ist schon wieder was passiert: LASK-Keeper Alexander Schlager übersah Kelvin Yeboah und leitete die Linzer Niederlage ein. Symptomatisch für die aktuelle Situation der österreichischen Torhüter.
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Der verunglückte Haken von LASK-Keeper Alexander Schlager in der 37. Minute gegen die WSG Tirol ist unser Momentum am Montag.
Fehler passieren. Im Leben und im Fußball. Macht ein Fußballtorhüter einen, dann ist dieser im Sinne des Sports meist ein fataler. Wie eben Schlagers Hopperla. Und solche Hopperlas können gerade in einem Jahr mit WM-Quali und Euro schnell weitaus mehr sein als ein Hopperla. Sucht ein Land, das dereinst mit Europaklassekeepern wie Michael Konsel oder Franz Wohlfahrt gesegnet war, einen neuen Einsergoalie, gilt es eben genau hin zu sehen. Das Tormanntrio von Teamchef Franco Foda besteht derzeit aus Pavao Pervan, Cican Stankovic und Alexander Schlager. Eingesetzt hat er noch Heinz Lindner und Jörg Siebenhandl, einmal stand Richard Strebinger zwischen den Pfosten. Am öftesten stand Lindner im Tor (13 Einsätze), zuletzt aber im Juni 2019. Die zweitmeisten Einsätze (7) hat Routinier Pervan. Er ist aber „nur“ Zweiergoalie beim VfL Wolfsburg, stand allerdings in den letzten sechs Spielen auf und vor der Linie. Richtig zu Schulden kommen ließ er sich nichts, die Gegner waren aber jetzt auch keine Übermächte. Im Gegensatz zu jenen der anderen beiden, die es mit Klubs wie Bayern, Atlético oder Tottenham zu tun bekamen.
Schlager als Nummer eins? Oder doch Stankovic
Cican Stankovic ist Österreicher und Stammkeeper beim Champions League-spielenden Serienmeister Red Bull Salzburg, theoretisch also prädestiniert, auch im Nationalteam Nummer eins zu sein. Das war er auch. Aber eben nur im September und Oktober 2019. Dann verletzte er sich und verlor das Vier-Spiele-Stammleiberl. Der Niederösterreicher ist gut für sehr tolle Paraden, aber auch für Momente, die er besser lösen kann und muss. Darum wäre Alexander Schlager eine Alternative, spielte lange Zeit ohne Fehl und Tadel, viele forderten ihn schon als Nummer eins. Doch der LASK-Keeper leistete sich am Sonntag einen zweiten folgenschweren Schnitzer nach jenem im Dezember gegen Salzburg: “Fool me once, shame on you. Fool me twice, shame on me”(„Hältst du mich einmal zum Narren, schäm dich. Hältst du mich noch mal zum Narren, sollte ich mich schämen.") In einem "Low-Score-Game" wie Fußball, mit einem eher defensiven Ansatz, wo es kaum Gegenangriffe der Gegner geben sollte, muss eine solche Entwicklung kritisch beäugt werden.
Eigentlich wurscht
Ein Ersatzkeeper und zwei Goalies, die für Böcke nicht unanfällig sind, benennen wir den Status quo einfach mal. Also warum nicht einen Riegler vom SKN ausprobieren? Oder einen Pentz von der Austria? Zeigen beide teilweise grandiose Paraden. Oder doch Heinz Lindner reaktivieren? Immerhin ist der mittlerweile Einsergoalie beim FC Basel. Jörg Siebenhandl hält in der Regel auch formidabel. Strebinger wiederum matcht sich intern mit Paul Gartler, so lange der Gegner wenig flankt... Aber am Ende scheint es fast egal, welchen Keeper man ins Tor stellt. Mit gutem Gewissen könnte man jeden der hier genannten in den Kasten stellen und noch zwei, drei gerade nicht genannte. Es sind alles passable, gute Keeper, mit Stärken und Schwächen.
Wer ist der nächste Topkeeper?
Aber ohne diesen Kickern zu nahe treten zu wollen: Im Gegensatz zu den Vorderleuten, die wie Alaba, Sabitzer oder Baumgartner und wie sie alle heißen mehr oder weniger Champions League-Niveau bei namhaften Klubs haben, so können das die Tormänner bei allem Respekt nicht von sich behaupten. Den Sprung vom soliden Rückhalt mit Makeln Richtung Europaklasse, wie es die Feldspieler von sich behaupten können, hat in den letzten Jahren kein heimischer Tormann gemacht.
Gegenwärtig hat der 33-jährige Zweierkeeper des VfL Wolfsburg die Nase vorne. Den Spitzentorhüter muss man noch suchen.