Mitte August, bei Rapid liegen die Nerven blank [Momentum am Montag]
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Mitte August, bei Rapid liegen die Nerven blank [Momentum am Montag]

Der SK Rapid ist – freundlich ausgedrückt – durchwachsen in die Saison gestartet, die Postmatch-Interviews nach der 1:2-Niederlage gegen den SCR Altach von Trainer Didi Kühbauer sprechen Bände.

+ + 90minuten.at Exklusiv – Von Georg Sander + +

 

Die Interviews, die Didi Kühbauer nach der Niederlage gegen den SCR Altach gegeben hat, sind unser Momentum am Montag.

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„Ich muss mich hier vor ganz Österreich entschuldigen“, sprach Didi Kühbauer beim 'ORF'-Interview, mit wohl als sarkastisch bis zynisch zu hörendem Unterton, „es ist leider so, dass wir das Spiel kontrolliert haben, leider nicht im Minutentakt Chancen gehabt haben. Das tut mir leid. Aber auch Altach hat mitgespielt.“ 'Sky' fragte Kühbauer: „Was sagen Sie zur Leistung? Es war minimalistisch?“ - Er denkt nach und sagt: „Ja.“ Selbige Antwort bei der Nachfrage, dass es offenbar schwierig war, Chancen zu kreieren. Eine weitere Nachfrage, und Kühbauer beendete entnervt das Sky-Interview.

 

Zu den Fakten: Vier Runden, acht Punkte Rückstand

Neben dem Cup (Sieg gegen die Wiener Viktoria) ist bei Rapid eigentlich Katzenjammer angesagt. Gegen Sparta Prag gab man ein 2:1 nach dem Hinspiel aus der Hand, gegen Anorthosis Famagusta war das Rückspiel eine gebrauchte Reise, immerhin die Europa Conference League konnte man sich sichern. Und in der Liga? 0:2 gegen Hartberg, 1:1 in Pasching gegen den LASK, ein 3:0 gegen den WAC, wo es nach der Anfangsphase auch ganz anders hätte ausgehen können, nun ein 1:2 in Altach. Der Rückstand auf die noch makellosen Salzburger beträft acht Punkte; und das, noch ohne dem direkten Duell - und nach nur vier (!) Runden. Die Bullen haben sich bei den Auftritten gegen die Austria und die Admira, je 1:0, zwar auch nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert, drei Punkte sind aber auch drei Punkte...

 

Druck von allen Seiten

Während sich Kritik am Spielsystem in den letzten eineinhalb Jahren mehrheitlich online abgeladen hat, sind die Fans nun wieder im Stadion. Anhaltend schwache Leistungen werden dann irgendwann auch die "besten Fans der Welt" dazu bringen, Kritik an der sportlichen Führung zu äußern. Liest man die Kritik quer, wäre dann wieder Kühbauer im Fokus. Und natürlich sei ihm in mancher Situation einiges verziehen – Rapid wurde von Corona bekanntlich hart getroffen, sportlich will man den zweitreichsten Verein mindestens auf Rang 2 hinter dem Serienmeister sehen, wirtschaftlich muss ein großer Betrieb am Laufen gehalten werden. All das muss der Trainer verkaufen, wenn er daheim gegen Hartberg verliert oder in Altach. Keine leichte Aufgabe, vor allem, wenn man eher Typ Hitzkopf, weniger Schmähbruder ist. Aber es ist nun einmal so.

 

Wie lange geht das gut?

Den SCR-Sommer kann nun eigentlich nur noch ein Aufstieg gegen Zorya Lugansk retten. Im zweitwichtigsten von nun drei europäischen Bewerben zu landen, das sorgt für den zweimaligen Vizemeister nicht nur für Prestige, sondern auch für mehr Geld (alleine das Startgeld ist im Vergleich zur ECL um rund 700.000 Euro höher) und vielleicht für Ruhe. A la: Schaut, die Entbehrungen in der Liga haben sich ausgezahlt, wir haben's in die Europa League geschafft. Zwischen diesen Spielen gilt es mit Ried eine Nuss zu knacken, die punkto Abwehrarbeit ähnlich unangenehm wie Altach wird. Und ab September? Dann wird die Perfomance in der Liga als Indikator für die Stimmung herhalten müssen - Gruppenphase hin oder her.

Die Frage ist: Wie lange kann es noch gut gehen, ehe es zu eng wird für Rapid? Und wer wird gehen müssen, wenn die Top6 in Gefahr sind? Die Antwort ist klar.

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