Jaissle: Salzburgs Konsequenz hat einen neuen Namen [Momentum am Montag]

Während Jesse Marsch auf Abschiedstournee ist und den ersten von zwei möglichen Titeln eingesackt hat, gibt es Gegenwind für seinen Nachfolger Matthias Jaissle. Dabei ist der neue Bullen-Coach einfach nur die Fortsetzung eines erfolgreichen Wegs.

Jesse Marsch wechselt von Salzburg nach Leizpig, Trainerjungspund Matthias Jaissle, seit Jänner beim FC Liefering erfolgreich, wird sein Nachfolger – unser Momentum am Montag.

'Sky'-Experte Alfred Tatar orakelte sogleich, Red Bull Salzburg würde 2021/22 nicht Meister werden wegen Jaissle. Die 'Krone' rückte aus, um Rene Aufhauser in Schutz zu nehmen und fragte: „Warum ein Jungspund, der noch keine Erste-Mannschaft trainiert hat und nicht ein erfahrener Mann wie Aufhauser, der als „Co“ von Garcia, Rose, Marsch mit allen Wassern gewaschen ist?“ Und auch Peter Linden war in seinem Blog verwundert, warum kein österreichischer Trainer in Salzburg eine Chance bekommen hat. Ein wohl nur allzu typischer österreichischer Reflex. Wer jung ist, kein Österreicher und im Fußball dann auch noch – entgegen öffentlicher Ansagen – einem verdienten Ex-Kicker einen Job 'wegnimmt', der hat schon gleich einmal keine Chance. Dabei ist der Weg nur konsequent.

 

Rose, Marsch, Jaissle

Marco Rose, ab Sommer bei Borussia Dortmund, hatte vor seinem Antritt als Trainer bei der Kampfmannschaft der Salzburger zwar die Youth League gewonnen, aber vor dem Juli 2017 lediglich 2012/13 mit Lok Leipzig ein Herrenteam gecoacht, und das auch nur in der Regionalliga. Jesse Marsch, bei Amtsantritt von den Fans noch angefeindet, hatte zwar MLS-Erfahrung als Headcoach, aber das ist halt auch 'nur' das Amiland. Für Red Bull hatte er ab 2015 gearbeitet, in New York, dann in Leipzig als Co für ein Jahr. Matthias Jaissle, der seine aktive Karriere trotz seiner erst 33 Jahre bereits 2014 beendete, arbeitete von 2014 bis 2015 im Leipziger Nachwuchs, war dann länger unter Alex Zorniger-Co bei Bröndby (Zorniger selbst war gut zweieinhalb Jahre Leipzig-Trainer) und seit 2019 in Salzburg, zuerst in der AKA, dann seit Jänner in Liefering – er kennt das System Red Bull.

 

Das System

Natürlich wirft die Achse Salzburg-Leipzig nach wie vor Fragen nach der Eigenständigkeit der beiden Vereine auf, juristisch ist das geklärt. Gut finden die 18, bald 19, Spielerwechsel und nun den nächsten Trainertransfer ja nicht einmal mehr die Bullenfans an der Salzach selbst. Dass viele der Kicker und auch Marsch selbst ohnehin in einer größeren Liga als der heimischen gelandet wären, kann man auch annehmen. Doch konzentrieren wir uns auf Salzburg: Das Nachbesetzen der Positionen mit Mitarbeitern aus dem Unternehmen scheint nicht nur sportlich Sinn zu machen, wie die Erfolge zeigen. Auch insgesamt. Während bei anderen Klubs die Trainersuche oft schwierig ist, Staff getauscht werden muss, das Comittment zur Klubphilosophie steht, so gibt es diese Diskussionen gar nicht erst, wenn der neue Cheftrainer schon lange Zeit im Unternehmen selbst ist – sei es nun Salzburg oder Red Bull generell.

 

Kann man machen

Da ist der Meisterteller 2020/21 noch nicht ganz fix in Salzburg, orakelt man also schon drüber, ob der Neue auch Meister wird. Wäre aber auch kein allzu großer Beinbruch, schließlich kann die Serie seit 2013/14 auch einmal enden bzw. unterbrochen werden und dann war eben einer einmal besser. Egal, ob der Chefbetreuer nun Jesse Marsch, Matthias Jaissle, Rene Aufhauser oder Bulludibumm persönlich wäre. Die offensichtlich gut funktionierende Red Bull-Philosophie steht über allem, Freund und Co. gehen diese konsequent weiter.

Und vielleicht ist genau das einer der Punkte, der die Salzburger seit Jahren zum Maß aller Dinge macht: Eine Philosophie konsequent durchzuziehen. Ohne persönliche Seilschaften, vermutete Verdienste und so weiter in den Vordergrund zu stellen.

 

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