Hallo Klagenfurt, auf Wiedersehen St. Pölten [Momentum am Montag]
Der SK Austria Klagenfurt hat die Relegation gegen den SKN St. Pölten gewonnen. Während es 2021/22 kein Niederösterreich-Derby geben wird, gibt es eines in Kärnten.
+ + 90minuten.at Exklusiv – Von Georg Sander + +
Das 4:0 im Hinspiel, das es dem SKN St. Pölten im Rückspiel de facto verunmöglichte in der Bundesliga zu bleiben, ist unser Momentum am Montag.
Es gingen einige Augenbrauen hoch, als Austria Klagenfurt Peter Pacult als Trainer präsentierte. Der letzte Rapid-Meistertrainer gehörte für viele schon zum alten Eisen, seine knorrige Art wirkt aus der Zeit gefallen, immerhin wirft er nicht mit (berechtigten) mordernen Wörtern wie KPI, Positionsspiel oder ähnlichem um sich. Aber – auch durch den Innsbrucker Selbstfaller in der letzten Runde – Pacult belehrte Kritiker eines Besseren. Nach einem etwas verhaltenen Start im Februar ging es am 9. April richtig los. Austria Klagenfurt gewann bis auf das direkte Duell mit Wacker Innsbruck in der 25. Runde alle Spiele ab Spieltag 22. Der Grundstein für die Rückkehr der Austria ins Fußballoberhaus.
Hallo, Klagenfurt
Aus den Verwirrungen der Nullerjahre ging Austria Klagenfurt hervor, man sieht sich als Nachfolger der 1920 gegründeten Austria. 1962 stieg man erstamls in die höchste Spielklasse auf, spielte von 1965 bis 1970 bzw. 1972 bis 1976 ebendort. Die 80er galten als „golden“. 1981/82 steig der Klub auf, verblieb sieben Saisonen in der obersten Spielklasse. Nach hier nachlesbaren Jahrzehnten unterhalb der Bundesliga, Erfolgen unter anderem Namen und sonstigem Unbill zog der Wolfsberger AC als Kärntner Nummer eins in den letzten Jahren am Landeshauptstadtklub vorbei. Die Investoren rund um Ex-Medienmanager und Invester Tomislav Karajica und seinen Bruder Zeljko, bewiesen in den letzten zwei Jahren, dass sie mit Ruhe und Weitblick eine Marke wiederbeleben können. Dass es am Ende nun schon dieses Jahr klappte, mag Glück sein – nachdem man 2019/20 nur wegen der schlechteren Tordifferenz nicht aufstieg, letztlich verdient. Und wenn man sich die Erfahrungen von Konkurrent Wacker Innsbruck mit deren Investor so ansieht, ist das für die Bundesliga vielleicht ohnehin gut.
Auf Wiedersehen, St. Pölten!
Runter muss hingegen der SKN St. Pölten, nach den gezeigten Leistungen mehr als verdient. Es hat fußballerisch eben nicht gereicht, ein Schlingerkurs am Trainermarkt – Robert Ibertsberger wurde wenige Wochen nach der Vertragsverlängerung gechasst – ebenfalls letztlich nicht unverdient. Schade eigentlich, haben die Landeshauptstädter doch ein feines Stadion, beste Infrastruktur und mit Wolfsburg einen Kooperationspartner. So richtig in der Bundesliga angekommen ist der SKN allerdings trotz des Aufstieges 2016 nie. 16/17 stieg man knapp nicht ab, 17/18 gelang der Klassenerhalt dank Ligareform in der Relegation. 2018/19 kam mit Didi Kühbauer nach einem guten Saisonstart der Trainer abhanden, man schaffte es in die Meistergruppe, über die restlichen Leistungen soll der Mantel des Schweigens gelegt werden. 19/20 schloss man den Grunddurchgang als Letzter ab, dann kam Robert Ibertsberger, der Klassenerhalt wurde geschafft, die Kontinuität fehlte aber. Mit Ausnahme von Kühbauer und zwischenzeitlich Ibertsberger klappte es einfach nicht, die für die Bundesliga ausreichende Leistung zu bringen. Die Führungsebene konnt der Negativspirale nicht entgegen wirken, nun heißt es 2. Liga.
Statt einem Niederösterreich-Derby zwischen St. Pölten und der Admira gibt es nun also das Kärntner Derby zwischen Austria Klagenfurt und dem WAC. Welche Rolle die Austria spielen kann, wird sich weisen. Vielleicht ist der Landeshauptstadtklub ja ein besserer Aufsteiger in die Zwölferliga, als es Wacker (direkt runter), die WSG (dank SVM oben geblieben) oder Ried (lange in akuter Abstiegsgefahr) war. Und der SKN? Der hat zumindest in einigen Punkten das Potential, bald wieder in die höchste Spielklasse zurück zu kehren...