Alle schuld außer Didi [Momentum am Montag]
Der SK Rapid scheitert in Salzburg am Ermauern eines 0:0. Viel Schuld an der Niederlage trägt aus Sicht von Didi Kühbauer wieder einmal der Schiedsrichter. Generell fällt auf: Kühbauer redet meist nur über externe Faktoren, selten jedoch über eigene.
Keine Mannschaft in Österreich hat diese Belastung gehabt wie wir im Moment.
+ + 90minuten.at Exklusiv - Von Georg Sander + +
Der Moment, als Didi Kühbauer nach der 2:0-Niederlage des SK Rapid gegen Red Bull Salzburg vor das Sky-Mikro trat, ist unser Momentum am Montag.
„Das ist Kindergarten. Der Hameter hat es wieder mal geschafft ein Spiel zugunsten Salzburg zu entscheiden. Salzburg braucht aber unsere Hilfe definitiv nicht“, sprach SK Rapid-Trainer Didi Kühbauer nach dem Spiel ins Sky-Mikrofon. Zufrieden war er mit der Defensivleistung, viel mehr hat Rapid aber für das Spiel nicht getan. Darüber hätte man ja auch reden können, warum man als Vizemeister quasi nur mauert. Nur kurz zur Statistik: Die Bullen hatten rund drei Viertel Ballbesitz, spielten über 500 Pässe, von denen mehr als 80 Prozent ankamen, Rapid verbuchte nur 185 Pässe, die nur zu etwas mehr als die Hälfte das richtige Ende fanden. Die Hausherren versuchten 23 Abschlüsse, die Gäste neun – zugegebenermaßen gingen bei den Bullen vier aufs Tor, bei Rapid drei. Und wer weiß was passiert wäre, hätten die Salzburger, denen gegenwärtig durchaus Lösungen für tief stehende Gegner ausgehen, ab der Elferszene vier Tore geschossen, Rapid null oder Rapid zwei und Salzburg eines oder es wäre 0:0 ausgegangen. Es war auch lähmend, Markus Hameter und das Team am Feld haben nichts gesehen, der VAR schon, am Ende gilt: Elfer ist, wenn der Schiri pfeift.
Alle anderen sind schuld, nur nicht Kühbauer
Man mag den Ärger nachvollziehen können, der sich vonseiten Kühbauers über Hameter ergoss. Aber Niederlagen schön zu reden oder sich auf etwas auszureden, das kann der Rapidtrainer. Darin ist er fast meisterlich. Neben dem Schiri waren es auch zwei Tage weniger Regeneration, die offenbar den Unterschied ausmachten. Aber es ist immer wer anderer schuld. Niederlage gegen Hartberg in Runde 1? Die Mannschaft spielte überheblich: „Die Leistung von unserer Mannschaft war in der ersten Halbzeit unterirdisch.“ 1:1 gegen den LASK in der zweiten Ligapartie? So viele Spiele: „Es ist ein Punkt, wo ich aufgrund der vielen Spiele, die wir hatten, zufrieden bin.“ Dazu übrigens später mehr.
Auch bei Siegen Aufregung: Spieltag 3, 3:0 gegen den WAC, Geplänkel mit Fountas bei der Auswechslung, gelbe Karte. Es folgte eine Auswärtsniederlage in Altach: „Keine Mannschaft in Österreich hat diese Belastung gehabt wie wir im Moment.“ Zwischendurch ein Sieg gegen Ried, dann das Derby, wieder geht es um Belastung: „Aber nach dem 13. Spiel muss ich die Mannschaft schon in Schutz nehmen. Sie waren wirklich schon am Limit.“ Weiter mit einer Niederlage gegen die Admira, daheim: „Möglicherweise ist es so, dass wir gegen kleine Mannschaften glauben, dass es reicht, besser zu sein.“ Niemand zwingt den Trainer, über mehr zu reden als das, was er beeinflussen kann. Tut er aber eben nicht.
Wer ist nie Schuld? Der Trainer. Klar.
Schuld sind also wahlweise Schiri, Belastung und die Mannschaft, die glaubt, es geht sehr leicht. Wer nicht schuld ist: Der Trainer. Klar, Cheftrainer beim SK Rapid ist gleichzeitig einer der schönsten Jobs des Landes, aber auch einer der Undankbarsten. Aber: Vielleicht sollte man dann nach dem Spiel nicht andauernd über alles andere reden. Die Leistung des Schiedsrichterteams kann ein Trainer nicht beeinflussen. Die Belastung mit vielen Europacupspielen ist keine valide Ausrede, schließlich will man ja in Saison 1 bestmöglich abschneiden, um in Saison 2 Europacup zu spielen, man weiß, was auf einen zukommt. Und, was man nicht vergessen sollte: Ein Fußballteam ist nunmal zum Fußballspielen da.
Dazu kommt: Wenn Spieler überspielt sind, wie Ercan Kara offenbar, müsste man sie ja auch nicht in allen 16 Saisonspielen einsetzen, 13 Mal mehr als 75 Minuten, oder? Wenn das Team anscheinend überheblich kickt gegen die „Kleinen“, dann wäre doch eigentlich der Cheftrainer in der Verantwortung, das Team so einzustellen, dass man nicht überheblich kickt. Kurzum: Kühbauer erklärt Remis und Niederlagen mit Themen, die er nicht beeinflussen kann und schiebt die Verantwortung allen anderen zu.
Ein Nachsatz zum Spiel am Sonntag sei noch erlaubt: Mag sein, dass Rapid sich in Salzburg einen Punkt ermauert hätte, hätte der VAR nicht eingegriffen. Aber dann sollte man auch erwähnen, Rapid aller Logik nach in Runde 2 auch nur deshalb Remis spielte, weil der VAR in der Nachspielzeit einen klaren Elfer für den LASK nach Foul von Arase an Karamoko nicht gegeben hat...
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