Momentum am Montag: Sexismus - Taten statt Strafen

Viel zu lange prangte ein sexistisches Spruchband vor dem Block West im Stadion des SK Rapid Wien. Es müssen endlich Taten folgen, um dem Thema von innen heraus mehr Gewicht zu geben.

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Die Entfernung des sexistischen Spruchbands vor dem Fansektor des SK Rapid Wien am Sonntag ist unser Momentum am Montag.

Geschäftsführer Sport Zoran Barisic bekam als Erster Rapid-Verantwortlicher die Frage von Sky-Moderatorin Constanze Weiss gestellt, was das soll. Wie frauenfeindlich der SK Rapid wäre, wollte sie wissen. "Der Klub verträgt überhaupt keine Frauenfeindlichkeit. Weder Sexismus noch Homophobie oder Rechtsradikalismus sind zu tolerieren. Das entspricht nicht unserem Leitbild“, erklärte ein konsterniert wirkender Sportchef. Zwar fand Barisic klare Worte, relativierte aber leider auch, indem er andere aktuelle (wirtschaftliche) Probleme zum Vergleich heranzog. Coach Didi Kühbauer verurteilte es nach dem Spiel („Ich kann die Aktion nicht verstehen.“).

Wirtschaftsgeschäftsführer Christoph Peschek wurde von Sky-Reporter Johannes Brandl quasi durch den Fleisch-Armin-Wolf gedreht und verstieg sich in, sagen wir, sehr fragwürdige, relativierende Aussagen. Zudem fand Peschek keine Worte der Entschuldigung (>> siehe hier). Die berechtige Kritik, auch von Frauenorganisationen, ließ nicht lange auf sich warten.  

 

„Wir sind Vorbild im Österreichischen Sport“

Im Leitbild des SK Rapid Wien steht unter anderem, dass man eine „Verantwortung für eine offene Gesellschaft“ trägt, erinnert an die Wurzeln in der „Arbeiterbewegung“ und das „jeder Mensch“ unabhängig vom unter anderem Geschlecht „Rapidler sein kann.“ Das geht sich mit dem gezeigten Banner nie und nimmer aus. Und auch die Bundesliga sagt im Leitbild „Wir sind Vorbild im Österreichischen Sport.“ Trauriger- und pikanterweise passt das ja sogar zur hohen Politik, wo ein Landesrat ebenfalls zutiefst sexistische Ausfaller haben kann - und es passiert nichts. Insofern ist es fast folgerichtig, wenn Christoph Peschek sich trotz seiner eigenen Wurzeln in der Wiener Sozialdemokratie windet und dreht – er muss Rapid verteidigen und von welcher Fehlerkultur hätte er lernen sollen?

 

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Freilich kann Rapid jetzt eine Strafe aufgebrummt werden. Das wäre ein Symbol, aber es geht endlich um Taten. Noch immer ist Fußball eine ziemliche Männerdomäne, die Bundesliga zählt zwei Präsidentinnen, zehn Präsidenten, ein Frauenteam fehlt vielerorts noch, allen voran bei Serienmeister Red Bull Salzburg, Rekordmeister Rapid oder dem LASK. Die Wiener Austria beispielsweise hat auf ihrer Homepage je einen Spieler, eine Spielerin, kooperiert seit 2015 mit Union Landhaus. Das macht nicht jeden Ausfall der violetten Fanszene wett, steigert aber die Sichtbarkeit.

 

Besondere Verantwortung

Wer stets betont, die meisten Fans zu haben, trägt eine besondere Verantwortung. Sich davor zu drücken und bis zu 50 Prozent der potenziellen Fans dermaßen offen zu sagen, was man von Sexismus hält, sollte selbst in Österreich im Jahr 2020 nicht mehr vorkommen, auch wenn die Realität in Form der Politik ein anderes Bild zeichnet. Vielleicht wird es nun bei Rapid endlich intensive Gespräche darüber geben, wie derartige Vorkommnisse nicht nur verhindert werden können, sondern auch um zu zeigen, dass Fußball nicht nur ein „Mannschaftssport“ ist. Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber vielleicht ist der Bannerfehlgriff inklusive absurder Verteidigungsstrategie von Peschek ein Momentum, um einen Impuls für eine breit angelegte Diskussion rund um Frauen(fußball) bei Rapid anzustoßen.

 

>> Update 14:50: Rapid entschuldigt sich per Aussendung