Momentum am Montag: Planloses Rapid
Der SK Rapid Wien musste die Europa League vergangene Woche abhaken und verlor dann gegen doch-nicht-Absteiger WSG Tirol. Ein Sinnbild.
+ + 90minuten.at Exklusiv + +
Die sechste Minute bei Rapid gegen die WSG Tirol, als David Schnegg nach einem Corner zum 1:0 traf, ist unser Momentum am Montag.
Denn dieses Tor stellte den SK Rapid vor eine gegenwärtig scheinbar unlösbare Aufgabe: Einem tief stehenden Gegner ein Tor zu machen. Das war schon vergangenen Donnerstag gegen Molde so, Magnus Wolff Eikrem ließ sich sogar doppelt so lange Zeit, bevor er Rapid ins Tal der Tränen stürzte. Auf den Kopf fielen den Hütteldorfern in den letzten Wochen Defensivstandards und vor allem das Unvermögen, vorne Tore zu schießen. Somit ist Rapid aus der Europa League raus, im Meisterrennen hat man big points liegen gelassen und ein erster Titel seit 2008 wird angesichts des ÖFB-Cupgegner Red Bull Salzburg am kommenden Mittwoch auch schwierig. Wenigstens kann man gegen die Bullen kontern.
Hütteldorfer Dorfplatz-Schwäche
Natürlich ist es die Kardinalsaufgabe, gegen einen Gegner, der tief steht, ein Tor zu erzielen. Doch die Schwäche gegen die vermeintlich Kleinen des Fußballlandes kennt auch der heutige Sportchef Zoran Barišić noch aus seiner Zeit als Rapid-Trainer. Es hat die Hütteldorfer vor Jahren wohl schon mal einen Meistertitel gekostet. 2014/15 fehlten 'Zoki' am Ende nur sechs Punkte auf die Bullen, bei gleichvielen (7) Saisoniederlagen. Exemplarisch: Die Salzburger verloren nur einmal gegen ein Team, das am Ende in der unteren Tabellenhälfte war, Rapid verbuchte drei gegen solche Teams. Dazu kamen eben noch fünf Remis gegen Klubs von 'unten'. Und auch dieses Jahr schickt sich Rapid an, die Punkte eher „unten“ liegen zu lassen. Ein andauerndes Problem also.
Argumente Pro...
Um das zu verstehen, muss man sich zunächst vergegenwärtigen, wie Rapid letztes Jahr Zweiter wurde, ein gewichtiges Arguement pro Kühbauer: Mit, sagen wir, einer eher rustikalen Gangart, das ganze Jahr über, in der Meistergruppe noch ein bisschen mehr. Zudem: Didi Kühbauer belehrte alle eines besseren. Kara, Demir, Ritzmaier, Fountas und Co. zauberten ein paar Offensivspektakel aufs Geläuf, allen voran im Derby. Da konnte man Gegentore noch verschmerzen. Mag schon sein, dass die Spieler mittlerweile müde sind, aber das sind alle anderen auch. Und es sind auch sehr viele verletzt bei Rapid.
...und Contra
Das stimmt auch, geht aber als Argument ins Leere. Denn das Spiel auf der individuellen Klasse aufzubauen, widerspricht der Idee des Teamgeists, der ja vor allem in Hütteldorf so gern beschworen wird. Klar gibt es Spieler, die auf ihren Positionen besser sind als andere, aber auch die Bonusspieler haben in Grün-Weiß Tradition. Hofmann, Boskovic, Beric, Schwab, Murg – irgendwer ist immer unersetzbar und überdeckt Schwachstellen mit seiner Klasse. Und um nicht immer Sazburg oder auch den LASK – warum auch immer man den nicht erwähnen soll – anzuführen. Wolfsberg hat seit dem ersten dritten Platz zwei Trainer, Shon Weissman, Marcel Ritzmaier, Romano Schmid, Andreas Niangbo, Sekou Koita und Abwehrchef Michael Sollbauer abgegeben. Der WAC wurde zwei Mal Dritter und überstand eine im Schnitt schwierigere Europa League-Gruppe, ist nach Verlustpunkten wieder auf Meistergruppenkurs.
Didi Kühbauer kann sich ungeachtet des Cupspiels gegen Salzburg mit einem Auswärtssieg gegen die Admira in die Wintepause retten. Dann muss er aber endlich eine nachhaltige spielerische Note finden die nicht von Kicker X, Y, Z und dann wieder A, B, C abhängt. Denn der Kader, den er gemeinsam mit Zoran Barišić zusammen gestellt hat, ist mit Sicherheit zu mehr instande. Ist es Kühbauer auch?