Momentum am Montag: Homophobie und Nazisprech – so geht das nicht weiter

Altbekannte, homophobe Fangesänge und Nazisymbolik gibt es in Österreich nach wie vor. Das zeigte das Wiener Derby und es muss endlich aufhören.

Als einige Fußballfans bekannte Chants anstimmten und die Austria-Kurve Nazibanner präsentierte, muss 90minuten.at das im Jahr 2019 leider zum Momentum am Montag machen.

Vorneweg: Der Großteil der Fußballfans in Österreichs Stadien hat schon längst verstanden, dass „schwul“ als Schimpfwort nie akzeptabel war. Der überwältigenden Mehrheit ist auch klar, dass man am Wochenende, an dem sich der Überfall von Nazideutschland auf Polen und somit der Start des 2. Weltkriegs zum 80. Mal jährt, keine Nazisymbolik oder Nazisager im Stadion los lassen sollte.

Das ist nicht bei allen angekommen und es muss nun endlich aufhören.

Während in Frankreich Spiele unterbrochen werden, wenn es zu homophoben Fangesängen kommt, wird das in Österreich ignoriert. Obwohl es seit kurzem eine eigene Anlaufstelle dazu gibt, gibt es diese Chants in Österreich noch immer. Im 90minutenFM-Fußballjournal hat Oliver Egger, der Leiter der Stelle und selbst mittlerweile geoutet, erzählt, wie es sich anfühlt: „Ich hätte mich mit 16, 17 Jahren nicht getraut, mich zu outen. Ich war schüchtern und ängstlich. Ich war unsicher hoch zehn und habe mich bis 22 versteckt.“ Nur falls sich jemand noch fragt, warum derartige Chants nicht gehen.

Und dann hat die Austria nach wie vor ein Naziproblem in der Kurve. Journalist Michael Bonvalot, seit Jahren mit dem Thema befasst, erklärt auf Twitter: „Auf der Austria-Ostkurve ein Banner der einschlägigen Hooligans Brno mit einem Totenkopf, der dem der SS ähnelt. Dazu die - aus Nazimilieus bekannte - Forderung nach Todesstrafe bei sexualisiertem Missbrauch.“

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Bevor die Bundesliga und die Vereine hier nicht einschreiten und Spiele unterbrechen, Banner abnehmen und rigoros durchgreifen, wird man weiterhin über das Thema sprechen müssen.

 

Dass es auch anders geht, zeigt der Umgang mit einem traurigen Anlassfall im Umfeld der aktiven Hütteldorfer Szene. Abgesehen vom homophoben Fanchant haben die Ultras Rapid sich mit dem Thema sexualisierter Gewalt auseinander setzen müssen. In einem reflektierten Statement schreiben sie, dass „auch wenn es sich beim Täter um einen kranken Einzeltäter handelt, soll das nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Beschaffenheit einer Fanszene es dem Mann erleichtert hat, sexualisierte Gewalt auszuüben.“ Das ist ein starkes Statement und zeigt, dass man sich seiner eigenen Verantwortung durchaus stellen kann.

 

Hörempfehlung zu vielen hier thematisierten Punkten: