Dietmar Riegler: ‚Mein Bauchgefühl war entscheidend'
Im Interview mit 90minuten.at spricht WAC-Präsident Dietmar Riegler darüber, warum er dem impulsiven Kühbauer die Wende nicht mehr zugetraut hat, wieso der ruhige Heimo Pfeifenberger jetzt genau der richtige Trainer für die Kärntner ist und er sich dabei
Heute gab der WAC die Trennung von Trainer Kühbauer bekannt. Warum musste Kühbauer gehen?
Das zeigt die Tabelle ganz deutlich, da wir dort auf dem letzten Platz liegen. Die Leistungen waren zwar nicht so schlecht, das letzte Eitzerl ist uns jedoch abgegangen, um das eine oder andere Mal als Sieger vom Platz zu gehen. Ich habe schon seit einiger Zeit gemerkt, dass eine Blutauffrischung notwendig ist, dass wir einen Trainer mit anderen Charakteren, mit einem anderen Zugang zur Mannschaft brauchen. Heimo Pfeifenberger ist da für mich die richtige Person.
Der WAC liegt aktuell nur einen Punkt hinter Ried und sieben Punkte hinter Altach und Grödig. Hat man Kühbauer diese Wende nicht mehr zugetraut?
Damals, als wir Kühbauer geholt haben, waren wir auch von ihm überzeugt und er war auch genau der richtige. Er hat die Mannschaft aufgebaut, hat Feuer hineingebracht. Aber es ist wie im täglichen Leben, irgendwann ist die Energie aufgebraucht.
Sie meinen also, dass die Leistung der Mannschaft nicht so schlecht ist, aber dennoch braucht es eine Blutauffrischung? Zu wenig und sie hatten die Befürchtung, dass es Kühbauer nicht mehr schaffen wird? Also eine Art Bauchgefühl? Noch vor wenigen Monaten hat der WAC mit dem Erreichen der Europa-League-Quali den größten Erfolg der Geschichte gefeiert? Was ist in den letzten vier Monaten Ihrer Meinung nach falsch gelaufen? Das heißt, der Trainerwechsel beruht allein darauf, dass es sich um eine Motivationssache handelt? Es hat geheißen, Didi Kühbauer hat mit seiner Art die Spieler nicht mehr erreicht. War dies auch ein Grund für den Wechsel? Es ist interessant, dass sie die mangelnde Motivation als Grund für den Trainerwechsel anführen. Gerade Didi Kühbauer gilt doch als Motivationskünstler, oder? Muss sich auch die Vereinsführung einen Vorwurf machen. Hat man sich nach den Erfolgen in der vergangenen Saison und der damit verbundenen EL-Quali zu sehr hängen lassen? Was hat für Heimo Pfeifenberger als Nachfolger gesprochen? Der Trainerwechsel war also mehr oder weniger eine Horuck-Entscheidung. Gab es mehrere Kandidaten? Was unterscheidet Pfeifenberger jetzt konkret von Kühbauer und warum ist er deshalb der richtige Trainer für den WAC? Das heißt, kurz zusammengefasst: Pfeifenberger ist deshalb der richtige WAC-Trainer, weil er nach dem impulsiven Kühbauer jetzt mit seiner ruhigen Art das richtige Signal ist? Man könnte auch sagen, dass es nicht besonders originell ist, wenn österreichische Klubs immer wieder auf die gleichen 3-4 Trainer wie Kühbauer, Pfeifenberger, Schöttel zurückgreifen. Sie sagten, es war eine sehr kurzfristige Entscheidung. Hat man sich am Trainermarkt umfassend umgesehen? Bleibt zuletzt noch die Frage, welches Ziel man mit Pfeifenberger verfolgt?
Es ist auch nicht so schlecht gespielt worden, von der Qualität sind wir dennoch weit hinter dem, was wir uns erwartet haben. Es ist insgesamt zu wenig, sonst hätten wir mehr Punkte auf dem Konto. Wenn man 20 Mal auswärts nicht gewinnen kann, ist es einfach zu wenig.
Ja, diese Befürchtung habe ich.
Ja, entscheidend war mein Bauchgefühl, dass es eher schlechter und nicht besser wird.
Wenn man das wüsste, wäre es viel einfacher. Fußball hat eigene Gesetze. Aber genau deswegen glaube ich, dass man mit einem anderen Trainer, der die Mannschaft mit einer anderen Art und Weise motiviert, alte Tugenden wieder abrufen und die letzten Prozent wieder einimpfen kann.
Ich glaube, dass es um Motivation geht. Ich bin selbst aber kein Trainer, ich kann mich nur auf meine Gefühle verlassen. Aber wir werden die Mannschaft jetzt nicht aus der Verantwortung nehmen. Mit dem Trainerwechsel ist jetzt nicht einfach alles erledigt. Die Mannschaft ist dadurch nicht freigesprochen. Sie muss jetzt beweisen, dass sie in der Lage ist, besser zu spielen.
Menschen sind empfindlich. Nicht erreicht ist der falsche Ausdruck. Die Mannschaft hat einfach nicht so gespielt, wie wir uns das vorgestellt haben. Der letzte Motivationsschub ist uns abgegangen, die Spieler haben sich zu schnell hängen lassen und haben den Beleidigten gespielt. Das ist nicht die richtige Mentalität und da müssen die Spieler noch viel lernen. Es ist aber meistens so, dass der Trainer das Opfer ist, wenn man hinten drinnen steckt.
Ich kann nur sagen, dass ich hinter dieser Entscheidung stehe, die wir nach Überlegungen und Gesprächen mit mehreren Personen getroffen haben.
Nein. Auch die Doppelbelastung kann ich nicht als Grund für diese Leistungen akzeptieren. Das ist lange vorbei, der Kader ist groß genug und dies muss für jeden Spieler erträglich sein. Ich wüsste nicht, wo wir uns noch hätten verbessern können. Die Qualität für Platz 5 bis 8 ist da.
Es war eine sehr schnelle Entscheidung. Es gab vorher keinen Kontakt, erst gestern das erste Mal. Man schaut natürlich, welcher Trainer zum WAC passt und welcher Trainer am Markt verfügbar ist. Pfeifenberger war meine erste Ansprechperson und von seiner Seite war sofort die Bereitschaft da, diese Job zu übernehmen. Ich kenne ihn schon lange, er hat eine andere Art als Kühbauer.
Sehr viel Zeit hat es nicht gegeben. Pfeifenberger war mein Wunschkandidat und er war sofort verfügbar. Aber es hat auch noch andere Kandidaten in meinem Kopf gegeben.
Sie sind vom Charakter her komplett unterschiedlich. Pfeifenberger ist ruhig und kumpelhaft. Das ist glaube ich, was der WAC gerade braucht.
Ich glaube, dass er im Moment sehr gut zu uns passt, aber ich kann mich natürlich auch irren. Wir hatten damals mit Bjelica auch das richtige Gefühl zur richtigen Zeit. Damals habe ich gepokert und Recht behalten. Danach mit Slobodan Grubor hat das nicht funktioniert. Das haben wir mit Kühbauer ausgebessert. Wir hatten zwei wunderschöne Jahre, wir schätzen uns gegenseitig und gehen ohne Streit auseinander. Es könnte auch sein, dass Kühbauer irgendwann einmal wieder WAC-Trainer wird. Der Zeitpunkt muss passen, der Trainer muss zum Team passen.
Es gibt immer wieder Anfragen von Trainern, die an uns herangetragen werden. Oft sind es unbekannte Trainer oder auch Trainer aus dem Ausland. Oft passen die auch nicht zu uns; einen unsympathischen Trainer werden wir zum Beispiel nicht zum WAC-Trainer machen. Kühbauer war damals auch frei und hat zu dieser Zeit 100%ig zu uns gepasst. Vielleicht war die Europacup-Teilnahme sein Zenit.
Wir wollen den Klassenerhalt, alles andere wäre vermessen.
Danke für das Gespräch!