Altach-GF Längle: 'Wenn wir die Rasenheizung nicht schaffen, haben wir in der Bundesliga nichts verloren'
Altach Geschäftsführer Christoph Längle erklärt im Interview mit 90minuten.at warum es trotz finanziellem Hochdrucks unbedingt notwendig ist, für die Einführung einer verpflichtenden Rasenheizung zu sein: "Vom professionellen Zugang kann es keine andere M
Das Thema „Infrastruktur" steht derzeit bei der Liga im Mittelpunkt. Zu Recht?
Ja absolut. Ich denke schon, dass wir hier einen rieseigen Aufholbedarf haben. Von Altacher Seite gehen wir mit diesen Forderungen d'accord. Wir sehen die Notwendigkeit, dass etwas passieren muss und begrüßen die Bestrebungen und Richtungen, auch wenn es etwas ist, was uns vor große Herausforderungen stellt, vor allem aus finanzieller Sicht. Im Sinne der Professionalität stimmt der Weg jedoch.
Blicken wir kurz zurück. Was kann Altach im Bereich Infrastruktur vorweisen. Was wurde in den vergangenen Jahren in die Infrastruktur investiert?
Das hat mit dem Aufstieg in die 2. Liga 2004 mit dem Flutlicht begonnen, welches wir damals auf 600 Lux aufgerüstet haben, zwei Jahre später mussten wir es bereits auf 800 Lux erweitern mit dem Aufstieg in die oberste Spielklasse. Wir haben in die Ost- und Westtribüne investiert, einen Kunstrasenplatz installiert, Plätze erweitert und überdacht - insgesamt waren das rund 5,5 Mio. Euro. Da haben wir auch die Unterstützung durch die öffentliche Hand gehabt, beim Tribünenprojekt gab es damals eine Drittellösung mit dem Verein und öffentlicher Hand.
Altach ist ein Klub, der immer wieder an der Schwelle zur obersten Spielklasse klopft. Inwiefern wurde das Thema Rasenheizung in Altach schon mal besprochen?
Im Endeffekt ist das Thema Rasenheizung dann immer wieder am Nichtaufstieg gescheitert, wir haben uns immer wieder damit befasst. Erst vor drei Wochen hatten wir eine Gesprächsrunde dazu.
Warum ist es am Nichtaufstieg gescheitert?
Es ist daran gescheitert, dass wir gesagt haben, in der zweiten Liga können wir die Rasenheizung nicht stemmen. In der Bundesliga ist die Rasenheizung jedoch ein elementarer Teil. Sollten wir aufsteigen und wir die Lizenz bekommen, wovon wir klar ausgehen, werden wir auch hier definitiv aktiv. Dazu kommt aber auch, dass ab 2015 Flutlicht mit 1.000 Lux benötigt wird. Das wird uns auch wieder vor eine Herausforderung stellen, auch hier müssen wir zusätzliche Investitionen tätigen. Aber auch die andere Infrastruktur darf nicht vergessen werden, so müssen wir das Funktionsgebäude, konkret zum Beispiel den Kabinentrakt erneuern. Da kommen sicherlich einige Probleme auf uns zu.
Wenn Sie meinen, dass die Rasenheizung nicht stemmbar ist, solange man in der zweiten Spielstufe tätig ist. Wie soll dann ein Verein, der aufsteigen will, bereits mit dem Aufstieg dann eine Rasenheizung vorweisen können? Ist das nicht ein unlösbares Dilemma?
Das halte ich für schwer umsetzbar. Ich kenne die genauen Hintergründe des Beschlusses des Bundesliga-Aufsichtsrates noch nicht, die Informationen, die wir haben, sind nur aus den Medien entnommen. Wir haben das Konzept noch nicht näher erläutert bekommen. Aus dem Gefühl heraus sage ich, dass es aus der 2. Liga heraus sehr schwer wird, eine Rasenheizung zu installieren.
Im Falle eines Aufstiegs könnte man diese aber dann schnell realisieren? Spricht das für die berühmtberüchtigte Übergangsregelung?
Im Falle eines Aufstiegs bilden wir Rücklagen für Infrastrukturprojekte. Wir sind in einer Gemeinde mit 6.500 Einwohnern, da ist von dieser Seite nicht viel zu erwarten. Bundesmittel fließen nur in ein Landes-Stadion, das ist bei uns nicht der Fall. Da sind dann nicht mehr viele Partner da. Aber eines ist klar: Wenn wir Bundesliga spielen wollen, dann müssen wir diese Dinge umsetzen. Das sind große Herausforderungen, aber diesen müssen wir uns stellen.
Der Betrieb der Rasenheizung kostet rund 70.000 Euro pro Jahr, wenn man die Installationskosten von 350.000 Euro auf zehn Jahre abschreibt, kommt man auf rund 100.000 Euro pro Jahr. Ist das für einen Klub, der in der obersten Liga spielen will, stemmbar? Bundesliga-Präsident Hans Rinner meint: „Dann verzichtet man auf einen mittel- bis unterklassigen Kicker und schon hat man das Geld herinnen."
Ja, das stimmt schon, mit den Lohn- und Nebenkosten kommt man schnell auf diese Summe. Wir haben bzgl. der Kosten für eine Rasenheizung ähnliche Aussagen bekommen. Aus unserer Sicht kommen da aber noch die kompletten Unterbau-Arbeiten dazu. Wir rechnen mit Installationskosten von insgesamt 600.000 – 800.000 Euro für die Rasenheizung, also wesentlich mehr als die von Rinner angegebenen 350.000 Euro. Wir haben auch bereits mit der Firma Harreiter Gespräche geführt, das System von dieser Firma funktioniert ja sehr gut, was man so hört.
Im Juni werden die Klubs über das Thema Rasenheizung abstimmen. Ist es vorstellbar für einen Nicht-Rasenheizungs-Klub wie Altach, dass man für die Rasenheizung stimmt?
Aus heutigem Wissenstand ja. ich habe aber nicht den kompletten Informationsstand. Mitte März ist die nächste Klubkonferenz der HfMELm, da werden wir hoffentlich nähere Informationen brauchen.
Eine Blockade dieser Regelung können Sie sich also nicht vorstellen?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es im Juni keine 2/3-Mehrheit für eine verpflichtende Rasenheizung geben wird. Vom professionellen Zugang kann es keine andere Meinung geben. Es muss ein ganz klares Ziel sei, dass wir das auf die Beine stellen. Wenn wir das nicht schaffen, haben wir auch nichts in der obersten Spielklasse verloren.
Ist die Bundesliga-Geschäftsstelle hier jetzt gefordert, mehr Informationen zu liefern?
Ja, ich denke schon, dass hier bisher in den vergangenen Jahren zu wenig informiert wurde. Von Zeit zu Zeit wurde darüber diskutiert, wir haben uns immer wieder mit gewissen Problemen wie Rasenheizung befasst und uns auch viele Stadien angesehen, wo es diese bereits gibt. Es liegt aber auch in der Verantwortung der Klubs, sich hier fit zu machen. Wir hören auch von diesen Fördergeldern der Bundesliga in der Höhe von zwei Mio. Euro. Da erwarten wir jetzt fundierte Informationen, da diese Projekte ja finanzielle Belastungen für die Vereine bedeuten. Eines möchte ich aber noch sagen ..
Ja, bitte ...
Das Thema Rasenheizung ist nicht das einzige Problem. Wie schon in den vergangenen Wochen oft erwähnt, wird damit nicht alles gelöst sein. Das ganze Thema geht viel weiter: Wie erhöhe ich den Komfort für die Zuschauer. Mit diesen Problemen haben wir auch zu kämpfen. Infrastrukturoffensiv heißt für mich auch den Fokus auf andere Bereiche zu legen.
Was wäre für Sie ein Standard, den Sie anstreben?
Wir wollen den Standard wie in Ried erreichen.
Danke für das Interview!