WAC-Präsident Dietmar Riegler: ‚Die Menschlichkeit von Slobodan Grubor wurde ausgenutzt‘

WAC-Präsident Dietmar Riegler spricht im Interview mit 90minuten.at über die schwierige Phase nach dem Wechsel von Bjelica zur Wiener Austria. Slobodan Grubor sieht er als Opfer seiner Menschlichkeit. „Er war zu leise, da war nicht der richtige Punch dahi

 

90minuten.at: Etwas abgedroschen, aber ich muss es fragen: Wie erleichtert sind Sie nach den vier Punkten aus den letzten zwei Spielen (Hinweis der Redaktion: Das Interview wurde VOR dem Spiel gegen Salzburg geführt)?

Dietmar Riegler: Es war wirklich so, dass mir ein Stein vom Herzen gefallen ist. Der Sieg war immens wichtig, damit die Spieler wieder freier im Kopf werden. Für den ganzen Verein war es wichtig und ich bin froh, dass wir es geschafft haben.

 

Wie sieht die Analyse des in die Hose gegangenen Saisonstarts auf Chefebene aus?

Es fallen mir viele Dinge ein, die schlussendlich ausschlaggebend waren, aber man wird es nie richtig erfahren. Aber der Abgang von Nenad Bjelica führte zu einem Einbruch, das könnte ein Grund sein. Das ist aber nur eine Annahme. Wichtig ist, dass wir in die Zukunft schauen, denn die Vergangenheit ist passé und wir konzentrieren uns auf das, was kommt.

 

 

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 Die Menschlichkeit von Slobodan Grubor ist von einzelnen Spielern sicherlich auch ausgenutzt worden, weil er auch nicht diese Härte hat. Mir ist auch aufgefallen, dass er generell zu leise war, da war nicht der richtige Punch dahinter. Den wird Kühbauer in Zukunft sicherlich reinbringen. < /div>< /div>< /blockquote >

 

 

Hat zu Beginn auch etwas das Spielglück gefehlt, das es letzte Saison gab? Gegen die Admira ging beispielsweise praktisch der erste Angriff ins Tor.

Sicher. Das stimmt allerdings. Ich war bei allen Spielen. Bei der Niederlage in Ried waren wir sicherlich nicht die schlechtere Mannschaft. Da hätten wir in der ersten Halbzeit mit 1:0 in Führung gehen können und auch am Schluss hatten wir in der 93. Minute eine Chance (Anm.: 2. Runde, Ried gewann mit 1:0). Dann hätte der gesamte Saisonverlauf anders ausgesehen. Aber gut – da hatten wir das Glück nicht und es ist immer schlechter geworden, dadurch mussten wir handeln.

 

Es heißt: „Das zweite Jahr ist bekanntlich immer äußerst schwierig.“ Statistisch gesehen stimmt diese These jedoch nicht. Aber das Neue ist nicht mehr neu, die Spannung fällt möglicherweise ab. War Slobodan Grubor, mit wenig Cheftrainererfahrung, der Richtige?

Jetzt hinterher ist man immer gescheiter, das ist so, wie am Montag Lotto zu spielen. Es war alles auf Bjelica-Grubor eingerichtet und die Neuverpflichtungen sind mit dem Trainer abgestimmt gewesen. Der hat seine Vision, wie er auftreten wird, sicherlich im Kopf gehabt. Durch den Abgang ist das über den Haufen geworfen worden. Ja, es ist halt passiert und wir sind auf uns alleine gestellt. Wir müssen das Beste daraus machen und schauen, dass wir raus kommen. Jetzt hat der Herr Kühbauer das Vertrauen und muss schauen, dass er raus kommt. Mit den Spielern, die zur Verfügung stehen wird man sehen, was dabei heraus kommt.

 

Die Medien freuen sich über Didi Kühbauer. War es auch für den Verein wichtig, da jemanden zu haben, auf den die mediale Aufmerksamkeit fokussiert ist, der so oder so vor der Mannschaft steht?

Auf alle Fälle. Es war zu leise. Es ist viel abgegangen, zum Beispiel der Schmäh, den man am Fußballplatz beim Training braucht. Auch die Härte fehlte, dass die Spieler in die Pflicht genommen werden, wenn sie nicht hundert Prozent geben. Die Menschlichkeit von Slobodan Grubor ist von einzelnen Spielern sicherlich auch ausgenutzt worden, weil er auch nicht diese Härte hat. Mir ist auch aufgefallen, dass er generell zu leise war, da war nicht der richtige Punch dahinter. Den wird Kühbauer in Zukunft sicherlich reinbringen.

 

War es auch so, dass die Spieler letztes Jahr – vergleichen wir es mit einem Motor – oft im roten Drehzahlbereich gespielt haben. Wie steht es wirklich um die Qualität der Mannschaft, jetzt auch mit den Neuen, Joachim Standfest und Nemanja Rnic?

Es ist immer Fußball immer so, dass wir zum Beispiel letztes Jahr Spiele gewonnen haben, in denen wir nicht besser waren. Umgekehrt haben wir als bessere Mannschaft auch Spiele verloren. Das gleicht sich schon aus. Vor allem im dritten Durchgang haben wir hervorragend gepunktet, die Leistung war dementsprechend. Vom Niveau her sage ich, dass wir im roten Bereich gespielt haben, auch an die Europacuptür geklopft haben. Mit der Qualität der Mannschaft ist auf alle Fälle der Klassenerhalt zu schaffen. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Mehr war ja nicht unser Ziel. Dass es letztes Jahr so gut geklappt hat, mag schon sein. Aber, wenn wir im normalen, grünen Bereich unterwegs sind, müsste es noch immer für den Klassenerhalt reichen.

 

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 Ich will wirklich eine Rolle wie Ried in der Bundesliga spielen, dass man bessere Spieler hat und einmal mit einer besseren Saison um den Europacup mitspielen kann. < /div>< /div>< /blockquote >

 

Die Admira veräußerte nach dem sensationellen Aufstiegsjahr Dibon, Hosiner, Sabitzer - Ruben Rivera war der einzige, den Sie „angebracht“ haben. Ein Indiz dafür, dass es anders laufen muss, weil ein Verein aus der zweiten Tabellenhälfte einfach solche Transfers braucht? Auch um die Trademark „WAC“ zu stärken?

Das ist schon richtig. Die Mannschaft hat aber der Trainer zusammengestellt, er wollte keine großen Veränderungen, weil es nicht schlecht gelaufen ist. Ein bisschen Blutauffrischung und so weiter, dazu die Abgänge und die Überzeugung, dass die Qualität durch die Zugänge noch ein bisschen gehoben wird. Das hat sich als nicht so herausgestellt. Darum kamen Standfest und Rnic. Aber es war die Meinung des Trainers, hat das sportlich entschieden und kennt auch die Spieler, die er dazu geholt hatte. Er war überzeugt, dass die von der Qualität her passen. Durch Nenads Abgang hat sich das alles geändert und wir müssen mit dieser Situation umgehen.

 

Es geht auch um die Strukturen im Verein, an denen Nenad Bjelica viel mitgearbeitet hat. Stichwort Übernahme der Akademie. Zwar ist man die Nummer eins in Kärnten, aber wie sieht es nun um diese Professionalisierung aus?

Das ist halt nun durch den Abgang alles geändert worden. Wir müssen jetzt auf uns schauen, den Verein. Die Akademie wird aber sicher nicht aus den Augen verloren, aber momentan müssen wir schauen, wie wir hier weitermachen.

 

Hängt das vom Saisonverlauf ab?

Das hat damit nichts zu tun. Auch wenn wir runter müssen, wird der Weg weiter bestritten wie bisher. Die Akademie ist sicherlich ein Thema, weil wir weiterhin im Profifußball bleiben. Es wäre natürlich schade, aber ich gehe nicht davon aus, dass wir eine Stufe runter müssen.

 

Sie arbeiten also langsamer daran?

Richtig. Es ist auch der Vertrag mit Kühbauer nur bis Sommer gemacht, mit einer Verlängerungsoption, aber es hängt auch von vielen anderen Faktoren ab. Ich habe darüber auch mit Herrn Kühbauer gesprochen. Wir müssen uns einmal kennenlernen, zwei, drei Wochen sind noch keine lange Zeit. Wenn es so weiter geht und das Vertrauen gegenseitig größer ist, wird man sicher weiter in die Zukunft schauen. Wenn wir wissen, wer die sportliche Leitung langfristig besetzen wird, werden wir auch sehen, wie es mit der Akademie weiter geht. Die Bedingung ist, dass der sportliche Leiter der Kampfmannschaft das Bindeglied zur Akademie sein muss.

 

Auf lange Sicht soll der WAC mit der Akademie in der jährlichen Tabelle knapp hinter den europäischen Startplätzen positioniert werden?

Man muss schauen, wie sich die Spieler weiterentwickeln. Man darf nicht vergessen, dass wir vor drei Jahren noch in der Regionalliga Mitte gespielt haben und der Großteil der heutigen Spieler in dieser Mannschaft damals schon dabei waren und sich enorm weiterentwickelt haben. Ich will wirklich eine Rolle wie Ried in der Bundesliga spielen, dass man bessere Spieler hat und einmal mit einer besseren Saison um den Europacup mitspielen kann. Jetzt ist das Ziel der Klassenerhalt. Und dann wird man sehen, wie der Kader steht und wie man arbeiten kann.

Wir danken für das Gespräch!